Retargeting: einfach nur creepy oder unser bester Freund?

von Chrissy


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Den meisten ist es wohl bekannt, wenn nicht, dann ist es euch aber zumindest schon aufgefallen: ihr sucht nach einem bestimmten Produkt im Internet und auf wundersame Weise erhaltet ihr dann bei euren Google Suchanfragen, bei Facebook, Instagram und Co. Werbeanzeigen für eben dieses und auch verwandte Produkte. Reiner Zufall? Nein, natürlich nicht. Das liebe Freunde ist Retargeting.

 

Was ist Retargeting und wie funktioniert es?

Retargeting (oder auch Remarketing genannt) ist ein Instrument im Online Marketing, bei dem einem Internetnutzer, der eine bestimmte Website besucht hat oder nach einen bestimmten Produkt gesucht bzw. es angeklickt hat, gezielte Werbeanzeigen und -einblendungen passend zu seinem Online-Verhalten/ seiner Suche ausgespielt werden.

Ziel des Retargetigs ist es, die sog. Conversion auf der Website des Werbetreibenden zu erhöhen und somit im besten Fall dessen Umsatz. Retargeting findet deshalb vor allem im E-Commerce Anwendung.

Retargeting wird normalerweise über Cookies realisiert. Dazu wird im Quellcode einer Website ein sog. Pixel eingebaut. Ein Pixel ist eine kurze Codezeile, die auf dem Rechner des Nutzers einen Cookie setzt, sobald der Browser (=Client) die entsprechende Seite geladen hat.

Durch diesen Cookie werden dann Informationen, wie z.B. Produktklicks registriert und an einen Adserver übermittelt. Dieser Adserver koordiniert dann die Auslieferung der Werbeanzeigen. Wenn der Nutzer dann eine andere Website besucht, die am gleichen Werbeprogramm teilnimmt, wie der Adserver, werden ihm passende Werbeangebote ausgespielt.

Die Werbeeinblendungen (= Ad Impressions) für den Nutzer werden in der Regel über sog. Real Time Bidding gekauft, also eine Art Echtzeit-Auktion, bei der die Werbung desjenigen Werbetreibenden (Advertisers) angezeigt wird, der das höchste Gebot auf ein bestimmtes Nutzerprofil abgegeben hat.

 

Warum macht man Retargeting?

Wie bereits gesagt, ist das übergeordnete Ziel des Retargeting Conversions auf einer Website zu erhöhen. Der Vorteil besteht darin, dass Werbekampagnen sehr genau segmentiert und gesteuert werden können, was eben „user-freundlicher“ ist und natürlich auch enorm Kosten einspart, da man weniger Streuverluste hat.

Weitere Gründe, warum sie im Online Marketing so beliebt sind

  • Auffangen von Kaufabbrechern und technischen Fehlern im Warenkorb = der Kunde ist nicht verloren, vor allem, wenn er den Kauf gar nicht absichtlich abbrechen wollte
  • Das Produkt liegt im Warenkorb, wurde aber noch nicht gekauft = Retargeting als Erinnerung
  • Verknüpfung von Werbekampagnen
  • Ausspielung von Produkten aus verwandten Kategorien = mehr Auswahl für den Kunden, erhöht die Kaufwahrscheinlichkeit

 

Super creepy oder mega hilfreich?

Hinter Retargeting steht die Erkenntnis, dass zielgerichtete Werbung besser funktioniert und zu höheren Conversions führt, da die Kaufwahrscheinlichkeit bei Nutzern, die bereits auf einer bestimmten Website waren, tendenziell höher ist.

Auf der einen Seite könnte man deswegen sagen, dass es uns als User nur zu Gute kommt. Wir bekommen schließlich keine nervige Werbung für alles, sondern Werbung für Produkte und Dienstleistungen, die uns interessieren.

Auf der anderen Seite steht Retargeting auch in der Kritik. Denn aus Sicht von vielen Nutzern besteht der Vorwurf, verfolgt und ausspioniert zu werden. Datenschützer bemängeln, dass hier die Aktivitäten der Nutzer zu Werbezwecken ohne deren Zustimmung verfolgt werden. Dies ist aber zumindest seit der DSGVO mit der Pflichteinbindung von Cookie-Hinweisen auf Webseiten kein 100% Argument mehr.

Ich kann hier natürlich beiden Seiten verstehen: Nutzer und Datenschützer, aber eben auch Werbetreibende. Ich denke, jedem ist heutzutage bewusst, dass er sich durch die Nutzung des Internets und Online-Shopping transparent macht, weswegen man nicht mit dem Finger allein auf Marketer zeigen sollte.

Wichtig ist natürlich das Maß. Werbetreibende sollten immer auf sog. Frequency Capping setzen. Dadurch wird verhindert, dass Nutzer bestimmte Werbeeinblendungen zu oft sehen.

Und ansonsten sag ich nur: wie wäre es denn mal wieder ganz analog mit Einkaufen im Einzelhandel? Da werden ja bestimmt keine Daten übertragen und ausgewertet 😉

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2 Kommentare

Jessy 3. Juli 2019 - 21:05

Hallo Chrissy, würdest du im Umkehrschluss sagen, dass wer unpassende Werbung sieht sich besser im Netz „schützt “ (regelmäßig Chache leeren usw.) ? Als Indikator sozusagen?

Reply
Chrissy 4. Juli 2019 - 08:23

Hi Jessy,
ja, das ist tatsächlich eine mögliche Schlussfolgerung 🙂 Wer weiß, wie er seinen digitalen Fußabdruck minimiert, kann natürlich schlechter getargeted werden. Wobei du alleine schon mit all dem, was du z.B. Apps an Zugriffen erlaubst, wenn du sie herunterlädst, schon eine Menge (für das Marketing wertvolle) Daten über dich preisgibst.
Unpassende Werbung kann aber natürlich auch einfach ein Grund für schlechtes Retargeting sein 😉

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