Werbeanalyse: Commerzbank-Spot Frauen Fußball-WM „Die DFB-Frauen“

Passend zum Start der Frauen Fußball-WM in Frankreich möchte ich für euch heute einen Werbespot analysieren, der für mich jetzt schon zu meinen Favoriten 2019 gehört und auch aus werbepsychologischer Sicht so vieles richtig macht: den Spot der Commerzbank zur Frauen Fußball-WM „Die DFB-Frauen in 90 Sek.: ihr Spiel, ihr Beat, ihre Bank – Commerzbank“

 

Aktivierende Elemente

Fangen wir zunächst mal mit dem an, was uns rein visuell auffällt:

Viele Farben, Effekte, schnelle Schnitte, eher technischer Stil – all das sorgt beim Betrachter für hohes Aktivierungspotential und somit für Aufmerksamkeit. Schnelle Schnitte sind immer ratsam, um mehr Dynamik in Videos zu bringen und den Betrachter bei der Sache zu halten. Sie sorgen dafür, dass man länger interessiert zusieht.

Gleiches gilt für die Effekte, wie Einblendungen, Lichteffekte und Szenenwechsel. Auch diese Sorgen für Dynamik.

Akustisch wird hier mit diversen Elementen gespielt:

  • Dynamische Hintergrundmusik passend zu den schnellen Schnitten und Effekten
  • Weibliche Erzählstimme – werbepsychologisch sind Erzählstimmen ein Mittel zur Identifikation mit dem Protagonisten. Hier werden Sympathien aufgebaut
  • Einblendungen von Spielerinnen-Stimmen: schafft Nähe zu den Protagonisten und man lernt sie besser kennen
  • „Whaaaaat“: ein, ich nenne es mal „Phänomen-Geräusch“ aus dem Social Media Bereich, das vor allem als humoristisches Stilmittel dient

Humor

Wort-Bild-Spiele: Stöckelschuhe, Overknees, Pferdeschwänze

Gute Miene zum bösen Spiel:

  • „Weißt du eigentlich, wie ich heiße?“
  • Niemand kennt unsere Namen
  • Keiner kennt unsere Erfolge
  • Kaffeeservice um ersten WM-Titel

ABER macht nichts!

Insgesamt ist der Spot humorvoll, aber auf eine auch gleichermaßen ernste Weise. Die Message der Spielerinnen kommt dadurch klar rüber: „wir wollen spielen!“

Und: wie ihr vielleicht noch wisst, ist Humor ein sehr starker Aktivierungsreiz, welcher auch oft bei der emotionalen Konditionierung eingesetzt wird.

Starke Message

  • Wir treten gegen Vorurteile an.
  • Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänzen
  • Seit über 10 Jahren SUPERSTOLZER Partner der Frauen Nationalmannschaft

Branding & Image Commerzbank

Und nun kommen wir zum genialen Branding-Part der Commerzbank. Das klare Beziehen einer Position ist oft selten. Die Commerzbank stellt sich hier ganz klar hinter Frauen-Fußball und ihre Partner „SUPERSTOLZER Partner“ und sammelt somit Sympathiepunkte beim Rezipienten.

Zudem ziehen sich durch den gesamten Spot immer wieder Branding-Elemente:

  • das Commerzbank-Gelb als Teil des Farbschemas des Spots
  • Die Logo-Schleife im Hintergrund oder als Branding auf den Stadionsitzen

Insgesamt ein sehr subtiler Einsatz von Logo und Markennennung, aber genau das macht es wirkungsvoll. Der Leitsatz „weniger ist mehr“ unterstützt zu 100% die Message: unsere Mädls stehen im Vordergrund

 

Fazit

Unabhängig von meiner persönlichen Meinung als aktive Fußballerin, den Frauen-Fußball mehr ins Rampenlicht zu stellen, kann ich jetzt schon sagen, dass dieser Spot zu einen meiner Favoriten 2019 zählen wird.

Die Commerzbank versteht sich hier auf auf ein gelungenes und subtiles Branding, das wirkungsvoll durch Effekte, wie schnelle Schnitte, Farben und Humor in Szene gesetzt wird. Ich bin ehrlich: nicht mal ich wusste, dass die Commerzbank schon so lange Partner oder überhaupt Partner der DFB-Frauen ist. Spätestens jetzt, ist es allen klar. Message angekommen.

Für mich ein Spot, der das Zeug zur emotionalen Konditionierung hat, vor allem auch durch die gekonnte Verlängerung durch Snippets und kürzeren Spots auf Social Media.

 

Also, go Mädls! Holt euch den Stern!

 

 

[unbezahlte Markennennung]

Verunschärfung als Methode zur Werbewirksamkeitsmessung

In diesem Beitrag stelle ich euch eine weitere Methode, vor mit der man die Wirkung von Werbung, insbesondere aber die von Marken, messen kann: Verunschärfung

 

Die Methode der Verunschärfung

Verunschärfung zählt zu den Verfahren der gelockerten Reizbindung oder auch aktualgenetische Verfahren genannt. Hier werden die gezeigten Gegenstände nicht normal betrachtet, sondern beispielsweise verzerrt, vergrößert, unschärfer, verdunkelt, etc.

Ziel ist es, die Bindung zwischen der Reizvorlage und der wahrnehmenden Person zu lockern.

Die Grundidee ist, dass wenn ein Objekt trotz schlechterer Wahrnehmungsbedingung gut erkannt wird, wird dieses auch beim flüchtigen Kontakt in der Realweltbesser wahrgenommen wird (Vgl. Spiegel Institut 2014, o.S.). Bei der Verunschärfung wird ein Bild eines Objekts einer Person in unterschiedlich scharfen Ausprägungen (von ganz unscharf bis immer schärfer) gezeigt. Die Person soll dann beschreiben, was sie sieht und wenn möglich auch interpretieren. Zwischen dem Versuchsleiter und der Versuchsperson soll ein kleiner Dialog entstehen, um die Eindrücke der Versuchsperson genauer erfassen zu können.

 

Ein kleiner Test: Coca-Cola Life

Während meiner Studienzeit habe ich in einem Experiment mit der Methode Verunschärfung testen wollen, ob es Unterschiede in der Wahrnehmung der klassischen Marke Coca-Cola und der neuen Coca-Cola Life gibt.

Damals stand die Coke Life gerade vor ihrer Markteinführung in Deutschland. Für den Test hatte ich mir sie sogar extra übers Internet aus England geholt. Zudem sah sich die Marke Coca-Cola zu dieser Zeit mit diversen Problemen konfrontiert, wie der Rückgang der Markenbeliebtheit in Deutschland und das Suchen der Zielgruppe nach gesünderen Alternativen.

Daher wollte ich wissen, wie die neue (vermeintlich gesündere) Coke Life ankommt.

 

Der Versuch

Meinen Testpersonen zeigte ich drei verschiedene Abstufungen der Verunschärfung:

Verunschärfung_Coke Life

 

Sie sollten mir bei jedem Bild beschreiben, was sie dort sahen und auch interpretieren. Am Ende des Versuchs, wurde aufgelöst, um was es ging. Danach füllten sie noch einen Fragebogen aus. Ziel des begleitenden Fragebogens war es, einen  besseren Vergleich in der Wahrnehmung der klassischen Coca-Cola und der Coca-Cola Life zu erlangen. Zudem gab es einen Blindtest mit dem ich einerseits herausfinden wollte, ob die Coke Life geschmacklich das hält, wonach sie aussieht und andererseits, ob die Proganden überhaupt den Unterschied zu Classic, Zero und Light feststellen können.

 

Ergebnisse

Folgende Aussagen und Assoziationen haben meine Proganden getroffen:

Verunschärfung_Coke Life Ergebnisse

 

Zusammen mit den Ergebnissen aus dem Fragebogen und dem Blindtest, schloss ich folgendes Fazit:

Es zeigte sich, dass Coca-Cola eine sehr starke Marke mit hohem Wiedererkennungswert ist, dass aber das Produkt Coca-Cola Life nicht zu dieser Marke passt. Die Assoziationen zur grünen Farbe waren positiv, wobei bei den Testpersonen eine gewisse Skepsis vorlag, ob der Produktinhalt auch das verspricht, was die grüne Farbe andeutet. Hier ist eine erste kritische Betrachtung der Inhaltsstoffe der Coca-Cola Life notwendig. Diese beinhalten laut Verpackung neben dem als gesund beworbenen Inhaltsstoff Stevia auch normalen Zucker. Im Vergleich zur klassischen Coca-Cola (42kcal/ 100ml) stimmt es zwar, dass die Coca-Cola Life (27kcal/ 100ml), weniger Kalorien hat allerdings hat sie im Vergleich zur Coca-Cola Zero (0,2kcal/ 100ml) deutlich mehr. Sie beinhaltet außerdem, wie die anderen Sorten, Koffein (Vgl. Coca-Cola Deutschland 2014, o.S.). Die Skepsis der Testpersonen, was den Gesundheitsaspekt der Coca-Cola Life angeht, ist also berechtigt. Auch der Blindtest zeigte, dass Coca-Cola Life neben den Inhaltsstoffen auch im Geschmackstest nicht überzeugen konnte. Hier hatte die klassische Coca-Cola auch den höchsten Wiedererkennungswert. Die Coca-Cola Life wurde hingehen häufig mit der getesteten Coca-Cola Light verwechselt und mit einem „seltsamen Nachgeschmack“ verbunden. Zudem waren die Testpersonen vom Geschmack enttäuscht, da dieser auf Grund der grünen Farbe der Verpackung anders erwartet wurde („fruchtig/ spritzig“) (allerdings ist hier anzumerken, dass der Blindtest mit einer sehr geringen Stichprobe durchgeführt wurde) Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass es Unterschiede in der Wahrnehmung der Marke Coca-Cola und der neuen Coca-Cola Life gab.

Und wenn ihr euch heute anschaut, wie wenig etabliert die Coke Life in Deutschland ist, hatte ich mit meinem Test wohl keinen schlechten Riecher oder? 😉

 

Fazit

Die Methode Verunschärfung ist an sich eine gute und vor allem auch leichte Methode, wenn man beispielsweise seine Markenbekanntheit testen möchte oder ein neues Produkt auf den Markt bringen will. Aber ähnlich wie das Eye-Tracking ist diese Methode mit Aufwand verbunden und sollte unbedingt mit einem Fragebogen kombiniert werden.

Werbewirkungsmessung am Beispiel von Eye-Tracking

Um zu testen, wie eine visuelle Werbebotschaft wirkt, gibt es verschiedene Messverfahren. Eines davon ist das sogenannte Eye-Tracking. Dieses habe ich damals auch im Zuge meiner Masterarbeit verwendet. Ein paar ausgewählte Sequenzen daraus findet ihr im Video. Doch bevor ich näher auf das Eye-Trackingverfahren als Mittel zur Werbewirksamkeitsmessung eingehe, sollten wir uns nochmal mit den Grundlagen der Werbewirkung befassen.

 

Grundlagen der Werbewirkung

Wie Werbung wahrgenommen wird und wie sie beim Konsumenten wirkt, hängt davon ab, in welcher Involvement-Situation sich der Empfänger befindet (Vgl. Lachmann 2002, S. 24 f.). Wie ihr vielleicht noch wisst, kann Involvement als Grad der Bereitschaft des Konsumenten sich mit einem Thema zu befassen, definiert werden (Vgl. Lachmann 2002, S. 27) und man entscheidet dabei übergeordnet und vorranging zwei Arten des Involvments: das low und das high Involvement.

Charakteristika High & Low Involvement

in Anlehnung an in Anlehnung an Trommsdorff (2009), Konsumverhalten, S. 50, 7. Auflage, Stuttgart.

Je nachdem in welcher Involvement-Situation sich der Konsument befindet, ändert sich auch die Werbewirkung auf ihn. Das bedeutet, je stärker das Involvement, desto höher ist auch der Bedarf an Verarbeitungskapazitäten, desto stärker sind aber auch die Wirkung im Gedächtnis und die Effekte auf die Einstellung (Vgl. Greenwald/ Leavitt 1984, S. 591).

Um den Konsumenten in seiner jeweiligen Involvement-Situation zu erreichen, müssen die dargebotenen Reize der Werbebotschaft bei ihm zur Aktivierung führen.

Aktivierende Prozesse

In Anlehnung an Foscht/Swoboda (2011): Käuferverhalten. Grundlagen – Perspektiven – Anwendungen, S. 37, Wiesbaden; Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2009): Konsumentenverhalten, S. 55 ff., 9. Auflage, München.

 

Für Werbetreibende ist vor allem der aktuelle Aktivierungszustand des Konsumenten und wie sich dieser auf die Informationsverarbeitung auswirkt, wichtig und auch, wie durch Kommunikationsmaßnahmen Aktivierung ausgelöst oder erhöht werden kann (Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 55). Dieser Prozess kann dann entweder ein bestimmtes Engagement, wie z.B. Kaufabsicht, beim Konsumenten auslösen, aber auch lediglich eine Zuwendung zur Werbebotschaft oder im schlechtesten Fall eine Vermeidung (Vgl. Lachmann 2002, S. 43 f.). Die endgültige Wirkung des werblichen Reizes hängt somit von der Art und Weise ab, wie er dargeboten wird (Intensität, Gestaltung, Dauer, etc.) und von der subjektiven Situation und Interpretation durch den Konsumenten (Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 80 f.).

 

Eye-Tracking

Die Eye-Tracking-Methode ist ein psychobiologisches Verfahren zur Blickaufzeichnung. Durch diese Technik lässt sich die visuelle Informationsaufnahme von Individuen messen. Betrachten Individuen eine visuelle Vorlage, erfassen sie sie nicht auf einen Blick, sondern sie wird durch unregelmäßige Blickbewegungen erschlossen. Diese Bewegungen entstehen, indem der Rezipient mit seinem Blick zunächst auf einem für die Informationsaufnahme wichtigen Punkt verweilt und dann ruckartig und sehr schnell zu einem weiteren Punkt „springt“, dort wieder kurz verweilt und dann „weiterspringt“. Dies geschieht so lange, bis der Rezipient die gesamte Anzeige erfasst hat. Die Sprünge sind ihm dabei allerdings nicht bewusst. Das Verweilen auf einem Punkt wird als Fixation bezeichnet und der Sprung als Saccade. Eine Fixation dauert dabei durchschnittlich 200 bis 400 Millisekunden und eine Saccade zwischen 30 und 90 Millisekunden (Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 314 f.).

Während einer Saccade werden kaum Informationen wahrgenommen, da die Informationsaufnahme voraussetzt, dass bei der Wahrnehmung ein klares Bild des visuellen Reizes, welcher die Information vermittelt, auf die Netzhaut projiziert wird. Dies ist erst möglich, wenn der Blick länger verweilt. Lediglich diese während der Fixation wahrgenommen Reize werden kognitiv verarbeitet. Somit kann gesagt werden, dass die bei der Blickaufzeichnung gemessenen Fixationen Indikatoren für die Übernahme der visuellen Informationen in das Arbeitsgedächtnis sind (Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 314 f.).

Eye-Tracking-Geräte zeigen die unterschiedlichen Blickaufzeichnungen und Verweildauern beispielsweise in Form von Heatmaps auf.

heatmap eye-tracking

Rote Bereiche werden in diesem Fall besonders lange fixiert. Sie geben Aufschluss darüber, für welche Aspekte der Werbung sich der Konsument interessiert bzw. worauf er achtet.

 

Methoden des Eye-Tracking

Es gibt zwei gängige Möglichkeiten des Eye-Trackings. Zum einen gibt es sog. Eye-Tracking-Brillen, die die Blickbewegung registrieren und per Funk-Übertragung das Blickfeld der Person auf einen Computer übermitteln, auf dem anschließend der gesamte Blickverlauf ausgewertet werden kann. Dies eignet sich auf Grund des hohen Maßes an Flexibilität besonderes bei Messungen direkt am Point of Sale (Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 315).

Die zweite Möglichkeit sind sog. Remote-Eye-Tracker. Diese sind externe Systeme und an einem Ort fest installiert. Sie ermöglichen bei der Durchführung, anders als bei den mobilen Geräten, eine berührungslose Messung. Die Komponenten des Trackers können entweder direkt am Computerbildschirm eingebaut werden oder unter oder neben dem Computer stehen. Eine Kamera erkennt dann automatisch die Augen des Probanden und überträgt sie an den Computer, wo die Aufzeichnung anschließend analog zur mobilen Methode ausgewertet werden kann. Vorteil ist hier, dass die Daten eindeutig parametrisierbar sind und somit statistisch ausgewertet werden können (Vgl. Duchowski 2007, S. 102 f.).

Remote Eye-Tracker

Beispiel für einen Remote Eye-Tracker. Versuchsaufbau für meine Masterarbeit.

 

Fazit

Insgesamt ist Eye-Tracking eine spannende, aber auch aufwendige Methode um die Wirkung von visuellen Werbemitteln zu messen, da es zwar einen nahezu unverfälschten Eindruck von der Wahrnehmung gibt, man aber auch eine entsprechende Testgruppe braucht und die notwendigen Kapazitäten, um die Daten auszuwerten. Eye-Tracking eignet sich besonders als Pretest, um Werbemittel ggf. nochmal zu optimieren, bevor diese live gehen.

How To: Personas bilden Teil 3

Im dritten Teil der How To Reihe gehe ich nochmal speziell auf eine Komponente ein, die zwar nicht gänzlich neu ist, aber zunehmend an Bedeutung gewinnt und immer häufiger mit einbezogen wird, wenn es darum geht, Zielgruppen zu definieren und Personas zu bilden: psychografische Merkmale

Was sind psychografische Merkmale?

Psychografie beschreibt den seelischen Zustand einer Person und dient gleichzeitig zu dessen Bewertung. Mit einbezogen werden hier Persönlichkeit, Charakterzüge, und Fähigkeiten einer Person auf Grundlage vorhandener Daten, wie beispielsweise Äußerungen der Person, biografische Daten, Verhaltensbeobachtungen, etc., woraus man ein sog. Psychogramm erstellen kann.

Wenn es um das Definieren von Zielgruppen und Erstellen von Personas geht, sind folgende Merkmale besonders interessant:

  • Lebensstil
  • Einstellung
  • Persönlichkeit

Sie können Aussagen geben über das soziale Verhalten (z.B. Liebt es in ihrer Freizeit mit Freunden auszugehen) oder Werte (z.B. achtet mehr auf Qualität als auf den Preis). All das sind wichtige Aussagen, die bei der Segmentierung helfen.

Mit den sog. Sinus-Milieus, lassen sich diese beispielsweise zuordnen. Befragungen, Interviews und Verhaltensanalysen sind hier natürlich nochmal aussagekräftiger.

Warum ist Psychografie so wichtig?

Psychografische Merkmale sind besonders wichtig, da sie den entscheidenden Unterschied bei der Zielgruppensegmentierung machen können. Eine Zielgruppe kann auf dem Papier bzgl. der demografischen Merkmale absolut identisch sein, aber hinsichtlich der psychografischen Merkmale grundverschieden – und das wirkt sich wiederum fundamental auf die Unternehmens- und Marketingstrategie aus.

Das zeigte eine Analyse von TNS-Infratest ihrer Semiometrie-Basisdaten von 2009 (ja, ich weiß, das ist schon 10 Jahre her, deswegen aber nicht weniger relevant ;-)). Hier wurden über 4.200 Personen über 16 Jahren befragt, welche Biermarke sie bevorzugen. Bei den beiden Biermarken Jever und Holsten war die Zielgruppe nach demografischen Merkmalen nahezu identisch. Bei beiden war der Anteil von Männern im Alter von über 50 Jahren mit einem Anteil von über 50% beispielsweise am stärksten vertreten und wiesen außerdem ein verhältnismäßig hohe Netto-Einkommen auf.

Nach psychografischen Gesichtspunkten hatte sich aber gezeigt, dass diese Zielgruppen unterschiedlicher nicht sein könnten: der Holsten Konsument beispielsweise sei hier in erster Linie gesellig und sehe sich als Teil der Gemeinschaft, der Jever-Konsument hingehen sei eher ein Individualist und habe eine kritische Wertehaltung.

(Quelle: TNS)

Wir ihr also seht, reicht es nicht allein, eine Zielgruppe und eine Persona nach ihrer Demografie zu definieren. Die psychografischen Merkmale können einen entscheidenden Unterschied machen, welcher sich wiederum auf die Unternehmens- und Marketingstrategie auswirkt.

Ausblick

Ich habe mich auf eine Masterclass beim diesjährigen OMR Festival beworben, welche sich mit genau diesem Thema befasst: „Effektiver kommunizieren mit psychografischen Zielgruppen am Beispiel MINI“.

Und ich habe tatsächlich einen der begehrten Plätze für diese Masterclass ergattert – ich werde euch also berichten,  was die Branche über das Thema denkt ;-

How To: Personas bilden Teil 2

Heute bekommt ihr von mir eine vereinfachte Schritt für Schritt Anleitung, an der ihr euch entlanghangeln könnt, wenn es darum geht, eine Persona zu bilden.

Schritt 1: Zielsetzung & Planung

Bevor ihr euch blind in Charaktereigenschaften und Co. stürzt steht ganz am Anfang die wichtigste Frage: was ist das Ziel?

Dabei ist es erstmal wichtig zu wissen, ob ihr die Persona lediglich für ein bestimmtes Projekt oder aber unternehmensweit definieren wollt. Seid ihr euch darüber im Klaren folgt der nächste Schritt der Zielsetzung: was versprecht ihr euch von der Persona?

  • Wollt ihr eurem Kunden ein Gesicht geben?
  • Soll sie euch z.B. bei Designentscheidungen helfen?
  • Sind die Wegbegleiter bei der Entwicklung eines Produktes?
  •  

Wenn ihr das definiert habt, könnt ihr auf dieser Grundlage entscheiden, welche Daten erhoben und recherchiert werden müssen.

Schritt 2: Datenerhebung & -analyse

Um eine Persona zu erstellen, können qualitative und quantitative Daten erhoben werden, die sowohl intern als auch extern sein können. Interne Daten sind z.B. Daten aus dem eigenen CRM-System, Kundenfeedback und Usability-Tests.

Externe Daten können z.B. vom statistischen Bundesamt stammen oder aus den sog. Sinus-Milieus und aus dem Tool Best4Planning. 

Sinus-Milieus

Das Sinus-Institut entwickelt seit Jahrzehnten die sog. Sinus-Milieus. Sie stellen eine Gesellschafts- und Zielgruppentypologie dar, die Menschen nach Wertehaltung, sozialer Lage und Lebensauffassung in „Gruppen Gleichgesinnter“ zusammenfasst. Diese Milieus liefern ein wirklichkeitsgetreues Bild der soziokulturellen Vielfalt und werden stetig mit den Veränderungen der Gesellschaft mitentwickelt.

Mit diesem Modell lass sich Zielgruppen und somit auch Personas zuordnen. Sinus bietet dann zu den einzelnen Ausprägungen, wie z.B. Hedonisten, Bürgerliche Mitte, etc. ausführliche Erklärungen zu deren Backround und Eigenschaften. Das Thema Sinus-Milieus ist sehr umfangreich.  Wenn ihr damit arbeiten wollt, findet ihr die wichtigsten Infos hier: https://www.sinus-institut.de/sinus-loesungen/sinus-milieus-deutschland/

Best4Planning

Best4Planning ist eine umfangreiche Marktmediastudie auf Basis  über 30.000 zufällig ausgewählten und befragten Menschen aus Deutschland. Die Ergebnisse wurden auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland im Alter von mind. 14 Jahren hochgerechnet. Zu den Herausgebern dieser Studie gehören die Medienhäuser Axel Springer, Bauer Media, Burda, Funke Mediengruppe und Grunde r+ Jahr. Mit dem Online-Tool (das man übrigens auch begrenzt umsonst nutzen kann) können Zielgruppen ziemlich genau bestimmt werden. Hier bekommt ihr Aussagen zur Verteilung von Alter, Geschlecht, persönlichen Einstellungen und vor allem Konsumverhalten.

Das Best4Planning ist aus meiner Sicht eines der spannendsten Tools, wenn es darum geht, Zielgruppen und Personas zu bestimmen: https://gik.media/best-4-planning/

Wie ihr euch bestimmt denken könnt, verwendet man idealerweise Daten aus internen und externen Quellen. Je mehr Informationen, umso detaillierter könnt ihr eure Persona entwickeln.

ABER: nicht jeder kann auf jede Art von Daten zurückgreifen. Deswegen kann das Bauchgefühl bei der Erstellung von Personas auch ein wichtiger Indikator sein. Ich würde tatsächlich immer empfehlen, das Bauchgefühl und logisches Denken mit einfließen zu lassen. Wichtig ist aber, dass man sich hier z.B. mit Kollegen austauscht und challenged, um sich nicht in persönlichen Vorlieben zu verstricken.

Schritt 3: Daten organisieren

Teilt eure Daten zunächst auf in verschiedene Kategorien und Cluster, z.B. nach soziodemografischen Merkmalen, Charakteristika, Bedürfnissen, etc.

Kategorie 1: Eigenschaften & Charakteristika

  • Demografische Informationen (Alter, Geschlecht, Familienstand)
  • Persönlichkeitsinformationen (Interessen, Fähigkeiten)

Kategorie 2:  Ziele & Aufgaben

  • Hobbies
  • Lebensziele

Kategorie 3: Motivation

  • Vorbilder der Persona
  • Einflussfaktoren bei Kaufentscheidungen

Kategorie 4: Bedürfnisse & Anforderungen

  • Wie informiert sich die Persona?
  • Welche Erwartungen und Bedürfnisse hat sie?
  • Wie hoch ist das Sicherheitsbedürfnis?

Kategorie xy….

Schritt 4: Persona definieren

Aus den gesammelten Informationen und Daten lässt sich nun eine oder auch mehrere Personas entwickeln. Am besten schreibt man dafür eine Art Kurzbiografie. So stellt man sicher, dass man sehr persönlich und detailgenau bleibt. Angefangen damit, dass man der Persona einen Namen gibt (dieser ist nicht in Stein gemeißelt. Er ändert sich meistens noch, wenn man die Person beschrieben hat).  Zum Beispiel:

Sabine Meyer ist 34 Jahre alt. Sie kommt Germering, wo sie mit ihren drei Geschwistern auch aufgewachsen ist. Sabine ist verheiratet, hat aber noch keine Kinder. Sie und ihr Mann wünschen sich allerdings welche.

Sabine arbeitet als Personalchefin in einem familiengeführten Betrieb. Sie ist mit ihrem Job und ihren Kollegen sehr zufrieden.
In ihrer Freizeit….

Das ist mal ganz grob skizziert, wie eine solche Biografie aussehen kann. Der persönliche Stil hilft einem ungemein, sich in die Person hineinzuversetzen und mit ihr zu sympathisieren und empathisch zu empfinden.

Steht die Kurzbiografie, kann man versuchen der Persona ein konkretes Gesicht zu geben. Dafür kann man die entsprechende Person, die man sich unter z.B. Sabine vorstellt, googlen, im Freundes- und Bekanntenkreis suchen oder sogar zeichnen lassen. Wie ihr das macht, bleibt euch überlassen. Ziel ist es einfach nur, dem Kunden ein Gesicht zu geben.

Schritt 5: „Vermarktung“ & Testing

Will man mit Personas arbeiten, so muss diese Art und Weise im Unternehmen auch gelebt werden. Sich selbst und den Mitarbeitern hilft es, wenn man z.B. Bilder der Persona und die Kurzbiografie im Büro aufhängt oder in Meetings, bei Konzepterstellungen, etc. immer wieder von ihr spricht. So schafft man Bindung und Committment im Unternehmen.

Wird die Persona im Unternehmen gelebt, ist es Zeit, das Konzept immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und selbst, Prozesse, Lösungen, Produkte, etc. aus Personasicht zu hinterfragen à la „Würde Sabine das gut finden?“. Dadurch können ebendiese Prozesse, Lösungen, Produkte, etc. für die Zielgruppe optimiert werden.

How To: Personas bilden Teil 1

Wir begeben uns heute in die Praxis der Kampagnen- und Produktplanung. Ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Teil hierbei, ist die Zielgruppenplanung. Dazu steht am Anfang die Frage: wer ist meine Zielgruppe? Wer ist mein typischer Kunde?

Weil diese Frage so entscheidend ist, möchte ich euch in drei Teilen erklären, welche Aspekte beim Bilden von Personas wichtig sind, welche Hilfsmittel und Tools es dafür gibt und außerdem an einem praktischen Beispiel zeigen, wie man eine Persona kreiert.

 

Was ist eine Marketing Buyer Persona?

Personas sind Modelle von Nutzern bzw. Konsumenten, die Personen einer Zielgruppe nach ihren Merkmalen charakterisieren. Mit ihrer Hilfe, versucht man sich in die Zielgruppe besser hineinversetzen zu können und gerade im Marketing, ein greifbares Bild von einem Kunden zu haben, damit dieser kein anonymes Gesicht ist, an den die Werbung adressiert wird.

 

Am Anfang steht die Frage: in welchem Markt befinden wir uns?

Das ist zunächst auch mal eine rein geografische Frage, welche aber entscheidend für das Bilden einer Persona ist. Unterschiedliche Länder, unterschiedlichen Kulturen, unterschiedlichen Menschen.

Um diese besser zu verstehen, hat der niederländische Experte für Kulturwissenschaften Geert Hofstede (unabhängig vom Marketinggedanken, bei ihm standen internationale Organisation und Führung im Vordergrund) eine Befragung von ursprünglich IBM-Mitarbeitern in über 60 Ländern durchgeführt. Sie gehört bis heute zu einer der aufwändigsten und anerkanntesten kulturvergleichenden Untersuchungen der Welt, welche über die Jahre mehrfach wiederholt und angepasst wurde.

 

Die 6 Kulturdimensionen nach Hofstede

Hofstede hat aus seiner Untersuchung 6 verschiedene Kulturdimensionen abgeleitet:

6 Kulturdimensionen nach HofstedeQuelle: https://www.hofstede-insights.com/models/national-culture/ 

 

 

Beispiel: Vergleich Deutschland und Brasilien

Kulturdimensionen Hofstede Vergleich Deutschland und BrasilienQuelle: https://www.hofstede-insights.com/country-comparison/brazil,germany/

 

Beispielsweise ist in Deutschland die Langzeitorientierung viel ausgeprägter. Deutschland ist ein hoch entwickeltes Land, der Gesellschaft geht es (nach internationalen Maßstäben) sehr gut. Unsere Grundvoraussetzungen sind soweit befriedigt, dass wir uns mit Themen wie Klimaschutz und ähnlichem befassen können und sich beispielsweise auch unsere Wirtschaft langfristig darauf ausrichtet.

Gerade politisch bedingt geht der Wandel in Brasilien nur sehr langsam voran. Oftmals wird an alten Werten festgehalten. Andere, gegenwärtige, aber auch vergangene Probleme spielen für die Menschen eine größere Rolle.

(hier ist natürlich auch vieles Interpretationssache)

Die ausführlichen Erklärungen zu den Ausprägungen der Dimensionen von Deutschland und Brasilien findet ihr hier: https://www.hofstede-insights.com/country-comparison/brazil,germany/

 

Wichtig

Diese Dimensionen sind natürlich stets im Wandel, da sich die Umstände und Situationen auf der Welt ändern und man natürlich nie verallgemeinern darf (gerade in puncto auf Verallgemeinerung musste Hofstede viel Kritik einstecken). Aber grundsätzlich bieten die Kulturdimensionen nach Hofstede gute Anhaltspunkte, um Kulturen und Nationen besser zu verstehen, was bei der Erstellung von Personas und somit auch bei den späteren Marketingmaßnahmen sehr hilfreich sein kann.

Den Link zur Seite mit den Ländern findet ihr hier: https://www.hofstede-insights.com/product/compare-countries/

Erlebnismarketing am Beispiel Globetrotter

Globetrotter gilt es eines DER Beispiele für erfolgreiches Erlebnismarketing. Deshalb freue ich mich heute besonders, euch ein Interview mit Claudia Dreibrodt, ihres Zeichens Eventmanagerin und zuständig für das Filialmarketing der Globetrotter Filiale in München, präsentieren zu dürfen.

Viel Spaß beim Ansehen!

 

Erlebnismarketing

Um der Bedeutung des Erlebnismarketing zusätzlich auch den wissenschaftlichen Backround hinzuzufügen, erfahrt ihr in meinem Artikel außerdem, warum Erlebnismarketing aus werbespychologischer Sicht so wichtig und vor allem wirksam ist.

„Wenn die Zielgruppe lieber erlebt als konsumiert, sollte man dies auch nutzen, um inspirierende und einzigartige Erlebnisse zu schaffen“, heißt es in dem kürzlich geteilten Artikel des Start Ups ticketareo (Zum Artikel Experiental Marketing).

Der geläufigere und den meisten bekanntere Begriff für Experiental Marketing ist Erlebnismarketing. So gesehen ist das nicht ganz neu, aber seine Bedeutung hat sich geändert. Wie aus dem Artikel weiterhin hervorgeht, ist Experiental Marketing besonders für eine Zielgruppe relevanter denn je: die Millennials

Laut Gründer Alex Jacker seien für Millennials Erlebnisse die neuen Statussymbole. So erzählen sie anderen Menschen lieber von Dingen, die sie erlebt haben, als von materiellen Gütern. Dieser Trend ließe sich auch in den Sozialen Netzwerken beobachten. Dort seien gutes Essen, Reisen und Lifestyle-Trends die Themen der Zielgruppe.

Für den erlebnisorientierten Konsumenten hat seine emotionale Verwirklichung somit einen sehr hohen Stellenwert, weshalb er auch primär in der Gegenwart als in der Zukunft lebt, in welcher er seine Individualität ausdrücken möchte. Dies spiegelt sich in allen Lebensbereich wider: Konsum von Produkten und Dienstleistungen, Fitness- und Gesundheitsbewusstsein, steigender Kulturbedarf, praktizierender Umweltschutz, und und und…

Durch Erlebnismarketing wird diesen Lebensbereichen ein Symbolgehalt übertragen, welcher den Konsumenten wiederum bei ihrer individuellen Entfaltung unterstützt.

Wie ihr seht, dreht sich beim Erlebnismarketing somit alles um die persönlichen Emotionen und Empfindungen des Konsumenten. Wie wir bereits gelernt haben, sind Emotionen im Marketing von zentraler Bedeutung. Emotional erlebbare Marken werden von Konsumenten besser und länger erinnert und erhöhen somit die Kaufabsicht.

Erlebnismarketing bietet dafür eine ideale Plattform.

Dabei erwarten Kunden bei einem Erlebniseinkauf (wie bei Globetrotter) eine Ladenatmosphäre, die sich im Vergleich zu anderen Geschäften deutlich abhebt und sie dahingehend aktiviert, dass sie sich „unterhalten“ fühlen. Außerdem fühlen sich erlebnisorientierte Konsumenten durch häufig wechselnde Sortimente angesprochen, da diese ihrer Lust auf Neues und Abwechslung gerecht werden.

Was Männer wollen

Ich habe kürzlich ein sehr witziges Video von einem Youtube-Kollegen namens Connor Simmons entdeckt. Connor nimmt darin sämtliche Klischees auf, die die Werbeindustrie für die Männerwelt bereithält. Seht selbst:

 

Copyrigtht Connor Simmons https://www.youtube.com/user/RollsRules

Dabei stellt sich die Frage: warum ist das eigentlich so? Wieso sind Werbespots für Männer immer so aufgebaut? Und stimmt das „Immer“ überhaupt? Schauen wir uns doch mal an, was die Werbepsychologie dazu zu sagen hat 🙂

Wir befinden hier uns hier wieder beim Thema Aktivierung. Werbung – egal für welche Zielgruppe – muss solche Reize enthalten, auf die die entsprechende Zielgruppe auch reagiert. Und wie ihr bereits gelernt habt, sind hier besonders emotionale Reize und Schlüsselreize sehr wirkungsvoll. Durch sie werden Informationen schneller aufgenommen, besser verarbeitet und gespeichert – die Wahrscheinlichkeit, dass der Konsument das Produkt bzw. die Marke im Nachgang erinnert und kauft, erhöht sich somit.

In der Werbeansprache für Männer haben sich hier in den letzten Jahrzehnten einige Reize manifestiert, die Connor in seinem Video humorvoll aufgenommen hat.

Da gibt es zum einen diese sehr tiefe und männlich klingende Stimme aus dem Off, die so weise und so vollkommen mit sich im Reinen klingt – ein Element, mit dem sich Männer gerne identifizieren. Diese Stimme ist Vorbild. Diese Stimme spricht ihnen aus der Seele. Und diese Stimme ist der weise Freunde oder Vater, der weiß, was ein Mann braucht.

Ebenso verhält es sich mit den Protagonisten, die meist sehr attraktiv und übertrieben männlich (bärtig, muskulös, ernst) dargestellt werden. Er verkörpert, was sie sein wollen.

Abgerundet wird das Bild des perfeken Mannes durch die Szenerie: unendliche Weiten, Landschaft, Natur, Ursprünglichkeit, Freiheit und trotzdem darf ein hartes Getränk und eine wertvolle Uhr oder gute Kleidung meist nicht fehlen.

Zum Schluss dann noch ein bisschen Nonsense von der Stimme aus dem Off.

All das sind die Elemente, die einen guten Cocktail ausmachen.

Vieles spricht dafür, dass diese Vorstellung historisch bedingt ist und einem Werbeklischee aus den 50er und 60er Jahren entspricht. Hier gab es das Bild des Marlboro-Cowboys und des Mannes, der schier grenzenlose Sehnsucht nach Freiheit hat. In der sexualisierten Werbung der letzten Jahrzente wurde dieses Bild hartnäckig beibehalten, getreu dem Motto „das hat einmal funktioniert, das wird wieder funktionieren“.

Für einen Teil des Marktes und der Zielgruppe scheint dies auch nach wie vor der Fall zu sein. Dennoch hat sich das Bild des Mannes in der Gesellschaft in den letzten Jahren auch stark verändert und das ist laut einer Studie der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart auch an der Werbeindustrie nicht spurlos vorbeigegangen. In der Studie wurde untersucht, wie Männer in der Werbung dargestellt wurden. Dafür wurden insgesamt 560 TV-Spots der Jahre 1997 und 2017 analysiert, um Veränderungen im Zeitverlauf aufzuzeigen.

Und siehe da: das Bild hat sich gewandelt. Männer in der Werbung sind heute wesentlich häufiger im häuslichen Umfeld zu sehen – besonders in der Küche. Dabei wird laut Studie kein Mann beim Kochen gezeigt, sondern ein Männertyp, der auf seine Einbauküche genauso stolz sei, wie auf sein Auto. Zudem zeigt die Studie, dass Männer in der Werbung inzwischen seltener als Autoritätspersonen gezeigt werden, sondern zumeist einer Interaktionspartnerin auf Augenhöhe begegnen.

Sollte euch die Studie ausführlicher interessieren, könnt ihr hier nachlesen: http://www.markenartikel-magazin.de/no_cache/medien-werbung/artikel/details/10019847-werbung-der-sexualisierte-mann-ist-auf-dem-rueckzug/

Grundsätzlich kann man allerdings sagen, dass sich die Werbung einem viel moderneren Bild des Mannes angepasst hat – eines, das nicht mehr so sexualisiert ist und somit auch wiederum den Puls der Zeit trifft und die Zielgruppe perfekt anspricht.

Natürlich wird man dem Klischee in der Werbung allerdings nie überdrüssig werden, denn auch dafür gibt es nach wie vor eine Zielgruppe.

Produktgestaltung

Die Produktgestaltung spielt im Marketing eine entscheidende Rolle. Sie kann ausschlaggebend dafür sein, ob ein Produkt wahrgenommen und letztendlich auch gekauft wird, da sie wesentlich zum multisensorischen Erleben des Konsumenten beiträgt.

Die Bedeutung des Produkt- und Verpackungsdesigns hat zudem nach wie vor eine wachsende Bedeutung. Dies hat unter anderem folgende Gründe:

  • Aktivierung des Konsumenten durch Abgrenzung zur Konkurrenz
  • Zunahme von Eigenmarken
  • Rationalisierung in der Logistik und Transportoptimierung
  • Wachsendes ökologisches Bewusstsein: weniger ist mehr
  • Signalisieren von Markenzugehörigkeit

Dabei umfasst die Produktgestaltung nicht nur das reine Design des Produktes an sich und seiner Verpackung sondern noch weitere Merkmale:

  • Positionierung des Produktes
  • Technische Qualität
  • Produktnahe Dienstleistungen
  • Markierung und Markenbildung

Heute wollen wir uns allerdings lediglich auf die Gestaltung und die Verpackung Fokussieren.

Produktdesign/ Produktgestaltung

Bei der Gestaltung eines Produktes spielen Wahrnehmung und Multisensorik wichtige Rollen. Wie wir bereits gelernt haben, nehmen wir unsere Umwelt zum größten Teil visuell wahr, weshalb die visuellen Reize der Gestaltung besonders wichtig sind. Farben, Kontraste, Formen, räumliche Tiefe, Strukturen – all das sind Informationen, die wir wahrnehmen und entsprechend berücksichtigt werden müssen.

Insbesondere die psychologische Wirkung von Farben beeinflusst die Aktivierung des Konsumenten sehr:

Wirkung von Farben

Wirkung von Farben Beispiel Balisto

Copyright Balisto (Mars).

 

Aber auch die verwendeten Materialien können für den Konsumenten gewisse Produkteigenschaften prägen:

  • Sensorische Eigenschaften des Produkts/ der Verpackung (rau, glatt)
  • Anmutungsfunktion (weich, warm, stabil)
  • Ergonomische Funktion (bequem, fest in der Hand)
  • Technische Funktion (Teflon)

Des Weiteren dürfen auch Geräusche und Düfte bei der Produktgestaltung nicht außer Acht gelassen werden. So kann das Geräusch beim Schließen einer Autotür für den Konsumenten Rückschlüsse auf die Qualität zulassen.

Formen können zusätzlich Funktionen der Identifikation, der ästhetischen Anmutung, der technischen Leistung und Ergonomie erfüllen

Verpackungsgestaltung

Bei der Gestaltung der Verpackung gibt es drei wesentliche Funktionen, die berücksichtigt werden:

Drei Funktionen Verpackungsdesign

 Copyright Augustiner, Milka (Mondelez), Landliebe

Dabei stehen bei der Gestaltung zwei wesentliche Fragen an erster Stelle:

  1. Was soll die Verpackung im Wesentlichen bewirken?
  • Schutz?
  • Transporterleichterung?
  • Zusätzliche Anwendungsmöglichkeit?
  1. Was soll durch die Verpackung kommuniziert werden?
  • Marke?
  • Produktinhalt?
  • Zielgruppe?

Wir ihr seht gibt es bei der Gestaltung einiges zu berücksichtigen. Ich möchte euch deshalb das Thema nochmal an einem Beispiel verdeutlichen: Sexpsielzeug

 

Beispiel Sexspielzeug

Oft denkt man bei Produktdesign nur an die großen Marken und Produkte aus dem Supermarkt. Allerdings spielt es in der Erotikindustrie nochmal eine viel entscheidendere Rolle. Nehmen wir als Beispiel diesen Vibrator:

Beispiel Vibrator
Coyprigth Adorime/ Amazon

 

Optisch fällt direkt seine ungewöhnliche, nicht „naturgetreue“ Farbe auf. Die Erotikindustrie kommt hier den Wünschen ihrer Verbraucher nach einerseits mehr Abwechslung nach, andererseits aber viel mehr ihrem ästhetischen Anspruch. Farblich und förmlich sollen die intimen Freunde nicht sofort als solche erkannt werden. Dies hat nicht nur mit der Aufbewahrung in den eigenen vier Wänden zu tun, sondern in erster Linie der Darbietung in Erotikgeschäften und Online-Shops und den Bedürfnissen der kaufkräftigen Zielgruppe Frauen.

Neben den optischen Aspekten spielen besonders hier Haptik und Olfaktorik eine große Rolle. Unangenehme Gerüche nach Plastik fördern die Assoziation „billig“ und „schlechte Qualität“.

Die Oberflächenbeschaffenheit ist gerade hier das A und O, denn die Kunden müssen hier eine gedankliche Transferleistung beim Erstasten machen, um zu erkennen, ob das Produkt sich für sie gut anfühlt.

Kaum ein Produkt ist im wahrsten Sinne des Wortes so sensibel!

Auch Geräusche sind bei einem Vibrator ein wichtiger Bestandteil des Produktdesigns. Soll er Kunde denken, dass bei ihm im Schlafzimmer Bäume gesägt werden müssen? Wohl eher nicht…

Und zu guter Letzt die Verpackung: Diskretion und Ästhetik sind für die Konsumentinnen die Zauberworte – und das hört nicht bei der Produktverpackung an sich auf, sondern betrifft darüber hinaus auch die Versandverpackung.

 

Ich glaube, das o.g. Bespiel verdeutlicht die Bedeutung von Produkt- und Verpackungsdesign sehr gut.

Unabhängig von der Branche ist dies ein Bereich, der viel mit Tests, AB-Tests und Feldforschung verbunden ist. Denn am Ende haben alle ein Ziel: der Kunde soll MEIN Produkt kaufen.

 

[unbezahlte Markennennung]

Werbung für Kinder zur Weihnachtszeit

Edit 2024: Die damals im Beitrag integrierten Werbespots von Hasbro und Aldi UK sind inzwischen leider nicht mehr online auf YouTube verfügbar und wurden deshalb entfernt.

Es weihnachtet wieder in der Marketing Corner! Heute geht es um ein richtiges Phänomen in der „staden Zeit“: Werbung für Kinder.

Dem ein oder anderen wird vermutlich schon aufgefallen sein, dass die Werbung für Kinderspielzeug und generell für Produkte für Kinder in der Vorweihnachtszeit rapide zunimmt.

Dabei kann die Werbung oft aus Sicht eines Erwachsenen extrem plump wirken. Und selten werden so viele Stereotype verwendet, wie in der Ansprache dieser Zielgruppe.

Gerade in TV-Spots sind gleichaltrige Kinder die Protagonisten der Spots – Mädchen werben für Mädchen und Jungen werben für Jungen.

Nach dieser radikalen Geschlechterteilung ist zumeist der ganze Spot aufgebaut. Während bei Mädchen mit Schlagworten wie „Glitzer“, „Rosa“, „Prinzessin“, „Hübsch“ etc. geworben wird, stehen bei Jungs Schlagworte wie „Action“, „Held“, krass“ und „cool“ im Fokus. Diese müssen übrigens nicht real sein. Besonders gute Zugpferde sind vor allem ihre Helden aus Geschichten.

All das sind Reizwörter auf die kleine Kinder besonders reagieren, weil es ihnen von Freunden und Protagonisten aus der Werbung sowie ihren TV-Helden vorgelebt wird.

Begleitet wird dies von „poppiger“ Musik (verzeiht mir diesen Ausdruck).

Was außerdem auffällig ist, sind die ausdrucksstarken Farben. Kinder reagieren noch stärker auf Farben als Erwachsene, weshalb sie in Prospekten und TV-Spots oft sehr kräftig sind und wie sollte es auch anders sein, stereotyp pink und blau.

Hier zwei Beispiele:

Hot Wheels

Copyright Hot Wheels

Hasbro (siehe Edit 2024)

Zum Prinzessinnen-Spot: zumindest geben sie den Prinzessinnen tolle Attribute, wie „mutig“ und „klug“, aber es bleibt die Schimmerglanz-Kollektion 😛

An dieser Stelle sei gesagt: man kann uns Marketern nicht oder nur bedingt vorwerfen, dass wir uns dieser Mechanismen bedienen. Rollenverteilungen und „was ist Mädchensache/ was ist Jungssache“ werden aus dem Umfeld heraus gelernt, weshalb die Kleinen hierauf natürlich anspringen – sie möchten schließlich ihren Vorbildern nacheifern.

Und letztendlich sei gesagt, dass es selten die Kinder sind, die kaufen, sondern ihre Eltern. Auch wenn Studien bewiesen haben, dass Kinder bereits Formen von Erpressung und Verhandlungen anwenden, um ihren Willen zu bekommen, liegt es doch an den Eltern, was im Einkaufswagen landet und was nicht.

Nach all dem Stereotypging möchte ich euch aber auch einen Spot zeigen, den ich für absolut raffiniert halte und der dafür gesorgt hat, dass Aldi UK einen Rekordansturm auf seine Märkte hatte:

Aldi UK (siehe Edit 2024)

Der Spot erzählt in märchenhafter Reim-Manier die Geschichte von der Karotte Kevin, die seine Familie vor der bösen Pastinake retten möchte.

Kevin the Carrot ist bereits seit 2016 ein Teil der Aldi-Familie und führt seitdem durch das Weihnachtssortiment. Auf der Homepage des Unternehmens und den Sozialen Kanälen kann man Kevin seither folgen und auch miterleben, wie seine Familie wächst. Sie geben Geschenketipps und Rezeptvorschläge fürs Weihnachtsessen. Kevins Popularität wächst von Jahr zu Jahr und wie immer zu Weihnachten, kann mein sein Plüsch-Alter-Ego nur zur Weihnachtszeit kaufen.

Doch dieses Jahr hat Aldi UK einen Rekord aufgestellt. Noch die wurde die Karotte so gehyped, was unter anderem am diesjährigen Spot liegt.

Ganz raffiniert werden hier Wortwitze eingebaut und das Sortiment von Aldi subtil präsentiert – eine gelungene Ansprache für Erwachsene. Ganz nebenbei erzählt Aldi aber auch noch ein gereimtes (Weihnachts-) Märchen rund um das Gemüse und trifft somit bei den Kindern voll ins Schwarze.

Aldi UK erfüllt ihren Slogan „Have a fairytale Christmas“ voll und ganz.

Werbepsychologisch werden hier Erwachsene, wie gesagt durch den raffinierten Humor aktiviert. Auch das Kindchenschema spielt bei den Babykarotten eine Rolle. Insgesamt liegt besonderes Augenmerk auf dem Element Familie, was insbesondere Frauen anspricht.

Kinder werden durch die weihnachtliche Geschichte und die spielerisch gestalteten Protagonisten aktiviert – natürlich auch durch den Weihnachtsmann am Ende. Dieser suggeriert den Kindern, dass alles gut ist und zeigt ihnen, dass sie sich froh fühlen sollen.

Diese tolle Inszenierung hatte dieses Jahr zur Folge, dass der Ansturm auf die Plüschkarotten radikal angestiegen ist. Als die Kuscheltiere Online ausverkauft waren, gab es in den Filialen sogar Prügeleinen, um die letzten Stück zu ergattern. Erwachsene standen stundelang Schlange. Ähnliche Anstürme kennst man sonst nur von Apple-Launches. Was genau dort abging, könnt ihr hier nachlesen: https://www.stern.de/neon/wilde-welt/gesellschaft/aldi-in-grossbritannien-verkauft-pluesch-karotten-und-die-kunden-stehen-schlange-8460726.html

[unbezahlte Markennennung]