Das Privatsphäre-Paradoxon: Was das iOS 14 Update über unser Userverhalten aussagt

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Als Apple Ende 2020 das geplante iOS 14 Update ankündigte, mit dem die User per Knopfdruck künftig Werbetracking zustimmen oder ablehnen konnten, war der Aufschrei groß: weltweit warfen Unternehmen Apple vor, seine Marktmacht mit den geplanten Datenschutzänderungen zu missbrauchen und gegen Kartellrecht zu verstoßen. Der Hauptpunkt der Beschwerde ist, dass Apple nämlich seine eigenen Apps von der Zustimmungspflicht ausnimmt.

Die Werbebranche erwartete einen massiven Einbruch im Paid Bereich. Und tatsächlich war dieser Aufschrei berechtigt: Laut Statistiken haben in den USA beispielsweise gerade mal 4% der User* dem Tracking zugestimmt, global sind es 12%. Der größten Werbeplattform weltweit, Facebook, erlauben gerade mal 25% der User das Tracking – mit verheerenden Auswirkungen für die Werbebranche.

Aus (werbe-)psychologischer Sicht höchst interessant, wo wir doch heutzutage ganz bereitwillig alles an Daten und Informationen über uns Preis geben. Warum also klicken so viele User für vermeintlich mehr Privatsphäre?

Das iOS 14 Update: Facts

Doch bevor wir uns der Psychologie widmen, möchte ich zunächst ein paar Fakten über das iOS14 Update an die Hand geben.

  • Streng genommen ist es das Update iOS 14.5
  • Eingeführt wurde hier die sog. App-Tracking-Transparenz (ATT)
  • App-Entwickler müssen nun erst die Erlaubnis eines Users einholen, um Zugriff auf die Werbekennung (IDFA) des Geräts zu erhalten
  • User können von App zu App einzeln festlegen, wer über die App-hinaus tracken darf
  • Es handelt sich dabei um personalisiertes Tracking, kein allgemeines Werbeverbot
  • In den Datenschutzeinstellungen kann man den Opt-in jederzeit ändern

Apple verargumentiert das Update als „großen Schritt Richtung Datenschutz“. Wie sehr es Apple dabei allerdings wirklich um die Privatsphäre der Menschen geht, sei mal dahingestellt – insbesondere, da ihre eigenen Apps davon ausgeschlossen bleiben.

Am ersten Tag des Release haben sich 8 große deutsche Medien- und Werbeverbände zusammengeschlossen und Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht.

Zwischen Privatsphäre und gläserner Mensch

Es stellt sich nun die Frage, wieso so viele Menschen von Apples neuer Datenschutz-Funktion Gebrauch machen.

Im letzten Jahrzehnt haben die meisten von uns bereitwillig ihre Daten im Internet und über die sozialen Medien Preis gegeben. Für viele Stand der Nutzen daraus (Information, bessere Angebote, soziale Vernetzung) über ihrer eigenen Privatsphäre, so dass sie den Preis dafür „gerne“ gezahlt haben.

Das sog. Privatheits-Prozess-Modell gibt ein wenig Aufschluss darüber:

Das PPM (Privacy Process Model) ist eine Theorie, die besagt, dass Privatheit aus drei Hauptelementen besteht:

  • Privatheitskontext
  • Privatheitswahrnehmung
  • Privatheitsverhalten

Menschen versuchen immer die Balance zwischen den Elementen zu halten und betreiben dazu einen ständigen Prozess der Privatheitsregulation, welcher bewusst oder unbewusst ablaufen kann. Dies bedeutet, dass sie den IST und SOLL Zustand ihrer Privatheit miteinander vergleichen und entweder den Privatheitskontext oder das Privatheitsverhalten anpassen, sollten sie nicht übereinstimmen.

ppm modellQuelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Tobias Dienlin

Nach diesem Modell würde das also bedeuten, dass die User ihren aktuellen Privatheitszustand erneut angepasst haben. Doch woher kommt dies so plötzlich?

Datenschutz in aller Munde

Was hier sicherlich wesentlich dazu beigetragen hat, sind die steigenden Debatten über Datenschutz in den vergangenen Jahren. Das Thema war so präsent wie nie. Datenschutzskandale und unzureichende Informationen bzw. schlecht informierte User über Datenschutzneuerungen (siehe hier Beispiel WhatsApp) haben das Thema Privatsphäre für alle deutlich präsenter gemacht.

Ebenfalls gestiegen, ist das Bewusstsein über Werbetracking. Es ist für kaum jemanden noch verwunderlich, dass sie auf einmal Ads passend zum Suchverhalten bekommen – nicht verwunderlich, aber häufig noch „gruselig“.

Hinzu kommt meiner Meinung nach auch ein falsches Verständnis des iOS14 Updates. Häufig denken User, dass sie mit ihrem Opt-In dafür sorgen, dass sie überhaupt keine Werbung mehr bekommen. Dies ist schlicht falsch. Man untersagt lediglich personalisierte Werbung über den App-Anbieter. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass man künftig halt einfach wieder irgendeine Werbung bekommt. Und mal ehrlich, wer will das schon?

An Punkt der ebenfalls mit hineinspielen könnte, ist die Aufmachung des Popups:

popup ios14Zunächst einmal sind Popups grundsätzlich unbeliebt. In einer Studie der „Coalition for Better Ads“ gaben fast alle der 25.000 Befragten an, dass sie von Popups genervt seien. So führten diese auch in 97% der Fälle zum Abbruch des Websitebesuchs.

Aus Datenschutzsicht vollkommen korrekt, sind beide Optionen von der Aufmachung genau gleich. Keine Option dürfte farblich hervorgehoben werden, um so ggf. das Klickverhalten zu beeinflussen. Jedoch greift hier schlicht eine Form des Primacy Effekts – die erste dargebotene Option wird tendentiell eher geklickt. Und das ist in diesem Fall die Ablehnung. Zudem müssten User einen weiteren Klick machen, um zu erfahren, wozu das Unternehmen das Tracking überhaupt braucht und das dies ggf. auch positiv für sie sein könnte. Der Wortlaut, wenn auch korrekt, ist für den User erstmal eher negativ behaftet („track your activity“) und erklärt nicht, was sich dahinter verbirgt. Zugegebenermaßen ist dafür im Popup auch zu wenig Platz und es ist auch fragwürdig, ob User gewillt wären, sich das komplett durchzulesen.

Tipps für Werber

Alles in allem stellt das Update eine ganze Branche vor große Fragezeichen und zwingt sie, neue und andere Wege zu finden. Zumal Apple hier nicht der einzige „Bösewicht“ ist. Die Herausforderungen bestehen schon seit der neuen DSGVO-Verordnung von Mai 2018, welche eine cookieless future und damit das erschwerte Tracking bereits in die Wege leitete. Auch Google will sich dem anschließen, arbeitet wohl aber an einer gleichwertigen Alternative ohne Tracking.

Wie kann man also als Werber trotzdem mit den Veränderungen umgehen?

  • Zunehmende Bedeutung von First-Party-Daten: Beziehungsaufbau durch AB-Testing stärken und Präfenzen und Bedürfnisse der User besser verstehen
  • Cookieless und datenschutzkonformes Tracking mit Matomo (zum Beispiel)

 

Ich weiß, die Tipps sind recht oberflächlich, aber vielleicht zumindest Impulsgeber. An dieser Stelle möchte ich einmal Werbung in eigener Sache machen, was ihr ja, wie ihr wisst, selten tue: die Agentur, in der ich arbeite, EPHNY, hat sich dieser Herausforderung angenommen und erarbeitet gemeinsam mit Kunden Lösungen. Wer sich hier also beraten lassen möchte, der wende sich gerne an uns 😉 www.ephny.com

Außerdem sei anzumerken, dass der Marktanteil von iOS Nutzer:innen in Deutschland im Vergleich zu anderen Betriebssystemen laut Statista bei gerade mal 25% liegt. Klar, zählt die Zielgruppe iPhone User zu einer der Kaufkräftigsten, aber dennoch liegt ein breites Advertising Potential auch bei Usern anderer Betriebssysteme.

 

Anmerkungen

*ich benutze hier das englische, geschlechtsneutrale Neutrum. Mit User schließe ich selbstverständlich jegliche Art von Geschlecht ein.

PS: Wenn ihr wissen möchtet, worüber ich mich eigentlich informiere: aus meiner Sicht ist die Digitalzeitschrift t3n die zuverlässigste Quelle, wenn es um Updates aus der Online Marketing und Digitalbranche gehe. Für psychologische Fakten, beziehe ich mich oft auf aktuelle Studien und Dissertationen sowie natürlich meine eigenen Kenntnisse als Werbepsychologin.

Marketing 2021: Trends oder Nachsitzen?

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Ja, was kann man nach einem Jahr wie 2020, in dem so ziemlich jede Marketing und Social Media Strategie auf den Kopf gestellt wurde, eigentlich für das nächste Jahr erwarten?

Gibt es denn überhaupt Trends?

 

Status Quo Marketing 2020

Zunächst zu einer kleinen Bestandsaufnahme, was sich dieses Jahr alles verändert hat:

Umverteilung der Budgets

Ihr habt auf Videoproduktionen, Events und Co. gesetzt – all das ist ausgefallen und ihr musstet neue wegen finden, wie und wo ihr eure Zielgruppe erreicht und entsprechend Budgets verteilen.

Contents mit Mehrwert

Eure Kunden haben zunehmend Content mehr gesellschaftlichem Mehrwert verlangt. Farbe bekennen spielt auch eine wichtige Rolle – auch, wie das Unternehmen mit Corona umgegangen ist.

Digitales Kundenerlebnis

POS? Fehlanzeige! Wem es möglich war, der musste sein Angebot online verlagern.

 

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Jedes Unternehmen und jeden Mitarbeiter hat Corona vor andere Herausforderungen gestellt. Alle haben sie aber eines gemeinsam: Sie werden uns nachhaltig beeinflussen.

 

Gibt es überhaupt Marketing Trends 2021?

Wenn wir mal ehrlich zu uns selbst sind, sollten wir im nächsten Jahr versuchen, die Learnings der letzten Jahre aufzuarbeiten und umzusetzen, bevor wir uns auf die nächsten vermeintlichen Trends stürzen.

Aktuell bringt gefühlt jede Plattform eine Story-Funktion heraus. Jüngst Twitter und LinkedIn. Instagram ist dieses Jahr mit Reels gestartet und TikTok hat sich fürs Advertising geöffnet.

Doch wer nutzt das professionell und mit Strategie?

Wenn ich mich so in der Social Media Landschaft umsehe, stürzt sich jeder wild entschlossen auf die neuen Features und Kanäle – man will ja schließlich First Mover sein.

Aber in der Realität sieht man dann oft halbherzig geführte Profile oder Content, der schlicht nicht für die Plattform und deren Zielgruppe gemacht, sondern zweitverwendet wurde.

Die „4Cs“

Ganz hängen lassen und euch nur schimpfen, möchte ich natürlich auch nicht 😉 Tatsächlich scheint sich zumindest Content-seitig ein neues Modell auf zu tun:

Die sog. „4 Cs“ des Covid-Cotents

  • Community (Gemeinschaft)
  • Contactless (Kontaktlos)
  • Cleanliness (Hygiene/ Sauberkeit )
  • Compassion (Mitgefühl)

Dies sind Werte, die sich aus dem Doing 2020 im Zusammenhang mit Corona gebildet haben und die die Kommunikation auch nächstes Jahr wohl noch beeinflussen wird.

Wir haben festgestellt, dass Corona einen positiven Impact auf die Wahrnehmung von Marken hatte, die sich in diesem Zusammenhang positiv hervorgetan haben. Entsprechend sollte diese Linie weiter verfolgt werden, wenn es um die Planung von Inhalten und Strategie geht. Im Fokus steht immer der Mehrwert des Kunden und der Mehrwert für die Gesellschaft. Hierauf wird künftig vermehrt Wert gelegt.

Nachsitzen und Hausaufgaben machen

Im Grund lässt sich sagen: Macht eure Hausaufgaben! Was habt ihr in den letzten 2 oder 3 Jahren versäumt oder nur halbherzig geführt? Nicht nur auf 2020 blicken.

Aktuell werden wir gefühlt von neuen Plattformen und Formaten erschlagen. Man kommt überhaupt nicht mehr hinterher alle Kanäle zu bedienen und den passenden Content zu produzieren. Und so geht es nicht nur Unternehmen. Auch der User muss mit der Menge zurechtkommen.

Macht also mal eine ganz ehrliche Review eurer Strategien und Ziele. Plant Kanäle und Contents nachhaltig bevor ihr euch auf den nächsten vermeintlichen Trend stürzt.

Dark Social: Warum WhatsApp und Co. auf dem Vormarsch sind

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WhatsApp verkündete erst im Februar 2020, dass sie die 2 Milliarden Nutzer-Marke geknackt haben. Täglich nutzen allein in Deutschland mehr als 59 Mio. Personen den Messenger.

Weit abgeschlagen, aber dennoch nicht unerheblich folgt der Mutterkonzern Facebook mit über 18 Mio. täglichen Nutzern in Deutschland in ihrem Messenger.

Insgesamt verzeichneten Messenger-Dienste allein in den letzten 5 Jahren einen rasanten Zuwachs. Die Anzahl der WhatsApp-Nutzer beispielsweise hat sich nahezu verdreifacht.

Doch woher rührt dieser Anstieg?

Rise of the Dark Social

Das Phänomen, das Philipp Westermeyer in seiner OMR-Keynote „State of the German Internet“ kürzlich als „Rise oft he Dark Social“ bezeichnet die steigende Kommunikation über WhatsApp und andere private Messenger in geschlossenen Kreisen.

Dark Social bezeichnet vor allem private und geschlossene Gruppen und Messenger auf sozialen Netzwerken. „Dark“ bezieht sich dabei auf das Tracking, welches durch die „geheime“ Übermittlung der Daten, also durch das nicht öffentliche Teilen via Social Media, nicht möglich ist und somit auch beispielsweise Remarketing nicht möglich macht.

Dark Social macht in der Kommunikation seit jeher den Löwenanteil der User aus, doch steigen die Zahlen hier stetig. 2017 soll der Anteil von via Dark Social geteilten Inhalt bei knapp 84% gelegen haben.

Auch bei der jüngeren Generation wird dies immer beliebter. Für die Genz Z ist Instagram Direct Message die wesentliche Plattform für die tägliche Kommunikation mit ihren Freunden.

Herausforderungen & Chancen von Dark Social für Marketer

Wie bereits angesprochen, ist das Hauptproblem für uns Marketer bei der Nutzung von Dark Social die nicht mehr vorhandenen Trackingmöglichkeiten – Remarketing ist somit quasi unmöglich.

Doch nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Lösungen bieten: Insbesondere kleinere Unternehmen machen es schon vor, dass sich gerade WhatsApp als zusätzlicher Kanal für Beratung, Terminvereinbarung und den digitalen persönlichen Kontakt anbietet.

Dies schafft dem Nutzer einen echten Mehrwert und uns einen direkten Draht.

Auch Facebook Shops wird die Messenger-Kommunikation und Werbung auf ein neues Level heben. Messenger-Käufe werden damit zum neuen Vertriebskanal und Empfehlungen beispielsweise können direkt an Freunde weitergeleitet werden.

Etwas, das künftig spannend wird, sind die geplanten Werbeanzeigen, die WhatsApp schon seit einigen Jahren ankündigt. Wie wird sich das Nutzerverhalten verändern? Werden sie akzeptiert oder findet eine Verschiebung auf andere Messenger statt?

Die 3 wichtigsten Marketing Trends 2020

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TikTok als DIE Werbeplattform des Jahres

Endlich ist es soweit: TikTok öffnet sich für neue Werbeformen.

Kaum eine andere Plattform hat sich binnen so kurzer Zeit so rasant entwickelt: Weltweit hat die App über 800 Millionen monatliche aktive Nutze, die täglich im Schnitt 46 Minuten in der App verbringen. 69% dieser Nutzer befinden sich im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. TikTok ist somit die Nummer 1 Plattform der Generation Z.

Bisher konnten Unternehmen die TikTok als Werbeplattform hauptsächlich im Rahmen sog. Challenges nutzen. Bei diesen Challenges werden Nutzer dazu aufgerufen, Videos zu drehen und hochzuladen, in denen sie die in der Challenge geforderte Aufgabe unter Verwendung eines bestimmten Hashtags erledigen. Laut TikTok beteiligen sich 35% aller Nutzer an solchen Challenges und diese machen 16% aller Videos auf der Plattform aus. Einen Werbetreibenden kann eine 6-tägige Challenge dann schon mal 150.000 USD kosten.

Eine weitere Werbemöglichkeit ist das sponsorn sog. „Lenses“ (Kameraeffekte) ähnlich wie bei Snapchat. Auch hier ist man mit mind. 5-stelligen Dollarbeträgen dabei.

Seite Kurzem ist es auch möglich, auf TikTok Ads zu schalten, die beispielsweise vor oder während Videos eingeblendet werden. Das Schalten der Ads funktioniert quasi identisch wie im Facebook Werbeanzeigenmanager.  Ziele können Traffic, Conversion oder App-Installationen sein. Eine tolle Anleitung, wie das Schalten von TikTok Ads geht, liefert HubSpot https://blog.hubspot.de/marketing/tik-tok-werbung

TikTok wird aus meiner Sicht zu einer der wichtigsten Werbeplattformen 2020. Sie ermöglicht einen exklusiven Zugriff auf die Generation Z und deckt viele Themenfelder (Musik, Sport, etc.) ab, was Unternehmen eine sehr gute Targetierung ermöglicht.

Online Videowerbung – maßgeschneidert für jede Plattform

Laut einer globalen Studie des Markforschungsinstitutes Kantar gaben 84% der Mediabudget-Verantwortlichen an, 2020 verstärkt in Videos zu investieren.  Dabei wird nicht mehr einfach nur in YouTube Video für alle Kanäle verwendet, sondern vermehrt Wert darauf gelegt, dass es für jeden Kanal das passende Format gibt.

Videos, insbesondere Instream Ads, erlangen mehr und mehr Bedeutung. Doch warum? Aus (werbe-) psychologischer Sicht, ist das ganz einfach:

  • dynamischer Content erregt mehr Aufmerksamkeit – mehr Aufmerksamkeit führt wiederum zu längerer Bindungsdauer und damit zu besserer Markenerinnerung (Nachzulesen u.a. in Felser, G. (2015). Werbe- und Konsumentenpsychologie. 4. Aufl. Berlin: Springer )
  • Der Konsum von Videos auf Social Media und YouTube steigt (vgl. https://www.futurebiz.de/artikel/konsum-videos-im-netz-soziale-netzwerke/)

Warum hat YouTube so viel Relevanz?

  • 6 von 10 Personen bevorzugen Online-Videoplattformen anstelle von Live-TV
  • YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine der Welt
  • 2/3 an hochwertigen Online-Videos, die von den Millennials auf verschiedenen Geräten angesehen werden, befinden sich auf YouTube.

(vgl. https://www.brandwatch.com/de/blog/statistiken-youtube/)

Warum Instream Ads?

  • Bessere Performance als beispielsweise Video-Ads im Newsfeed oder Audience Network
  • Längere Zuschauerbindung: Zuschauer bleiben in größerer Zahl über 10 Sekunden dabei (Ads haben max. 15 Sekunden)
  • Bessere Conversion als vergleichsweise Ads bei YouTube

 

Nachhaltigkeit als bedeutendstes Trendthema

Das Thema Nachhaltigkeit hält Einzug auf vielen Social Media Accounts 2020. Immer mehr Unternehmen bekennen hier grüne Flagge – und das nicht zuletzt, weil ihnen bewusst ist, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit für die Generation Z ist.

Nachhaltigkeit spiegelt sich hier vor allem im Content wieder und Erweiterungen des Unternehmensportfolios: vegane/ vegetarische Rezepte, Do It Yourself Tipps,  Alltagshacks und das prominente vorstellen nachhaltiger Unternehmensaktitiväten sind hier beliebter Content

In diesem Zusammenhang wird auch User generated Conetent und Influencer als Content Creators immer wichtiger. Engagement und Mitmach-Aktionen, das Würdigen von User Beiträgen sind wichtige Methoden im Social Media Branding geworden.

Influencer werden nun häufig nicht mehr wegen ihrer Reichweiten genommen, sondern als Content Creators eingesetzt.

All das sorgt für authentischen Content von Usern für User.

Unternehmen können es sich kaum leisten, nicht auf ein Thema einzugehen, dass die derzeit wichtigste Werbezielgruppe so sehr beschäftigt. Sinnhafte Verknüpfungen zwischen Kernprodukt und Nachhaltigkeit sind dabei essentiell.

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Super Bowl Werbung 2020

Nach 50 Jahren: Kansas City Chiefs holen sich den Super Bowl!

Und was soll ich dazu sagen? Wie jedes Jahr interessiere ich mich mehr dafür, was zwischen den Spielen passiert als auf dem Rasen: Super Bowl Werbung

Vorab aber ein paar Statistiken zum Super Bowl

  • 800 Mio. Zuschauer weltweit
  • 1,4 Milliarden Chicken Wings wurden gegessen
  • 30 Sekunden Werbung kosten 5,6 Mio. USD
  • 77 Werbespots brachten FOX 400 Mio USD ein
  • 1/5 des Traffics auf Pornhub brach während des Super Bowls ein

Zur Erinnerung: Warum wirkt Super Bowl Werbung?

Bereits in meinem Artikel zum Super Bowl 2019 habe ich euch erklärt, warum sich buchstäblich jeder Cent lohnt, der in einen Super Bowl Werbespot investiert wird. Hier nochmal zur Erinnerung:

Laut einer Studie von Dr. Sascha Raithel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der LMU München und Professor Charles Taylor, Inhaber der Marketing-Professur an der Villanova School of Business (Pennsylvania, USA) aus dem Jahr 2013, wirken sich Super Bowl Spots sowohl auf den Buzz einer Marke als auch den BrandIndex signifikant aus.  Der Effekt auf den Buzz sei zwar deutlich höher als auf den BrandIndex, aber selbst 20 Tage nach dem Super Bowl hat der Spot noch positive Auswirkungen auf das Image der beworbenen Marke und die Kundenwahrnehmung.

Mehr Infos zur Studie findet ihr hier: Effekte Super Bowl Werbung

Meine Super Bowl Werbespot Favoriten 2020

Auch dieses Jahr möchte ich euch meine Favoriten nicht vorenthalten. Wie ihr euch vielleicht erinnert, war ich letztes Jahr etwas enttäuscht von den Spots, aber dieses Jahr hat sich die Werbebranche wieder richtig ins Zeug gelegt!

Mein Platz 1:  Snickers
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Mein Platz 2: Pringles
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Mein Platz 3: Mountain Dew
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Mein Platz 4: Cheetos
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Mein Platz 5: Budweiser
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Herzloses Instagram

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Vor kurzem ging ein Aufschrei durch die Social Media Gemeinde: Instagram versteckt Likes!

Doch was hat es damit auf sich?

Tatsächlich kündigte das Unternehmen vor Kurzem an, dass es in verschiedenen Ländern gerade einen Test am Laufen habe. Die Begründung sowohl einfach, als auch gut:

“We want your friends to focus on the photos and videos you share, not how many likes they get. You can still see your own likes by tapping on the list of people who’ve liked it, but your friends will not be able to see how many likes your post has received.”

IG Statement_keine Likes mehr

Quelle: Instagram Twitter-Account

Konkret bedeutet dies, dass Follower und Externe die Likes und Videoaufrufe von Beiträgen nicht mehr sehen können – nur der Ersteller kann dies noch.

 

Welche Folgen hat dies?

Für Unternehmen und Influencer ist das erstmal ein Schock und könnte schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Menschen tendieren dazu, häufig gelikte Beiträge eher anzuschauen und ebenfalls zu liken als solche mit wenigen oder ganz ohne Likes. Wir vertrauen hier sozusagen auf das Gütesiegel der Herde: haben viele Menschen etwas für gut befunden (geliked), muss es gut sein und es lohnt sich für mich, dieses ebenfalls genauer zu betrachten. Und da ich mich der Meinung der Herde in der Regel nicht widersetze, tue ich es ihr gleich und like den Beitrag ebenfalls.

Für Unternehmen ist dies somit ein wichtiger Einflussfaktor für ihre KPIs. Reichweite, Interaktionen, Likes – das sind die Messgrößen der Social Media Branche und an diesen wird der Erfolg von Kampagnen und Werbemaßnahmen auch gemessen.

Das verstecken der Likes könnte sich somit auf die Wahrnehmung der User auswirken und das wiederum negativ auf die Bewertung von Beiträgen.

In einem weiteren Test entfernt Instagram zudem die Followerzahlen. Gerade für Influencer eine geschäftsschädigende Maßnahmen. Denn Unternehmen und somit Kooperationspartner recherchieren diese unter anderem nach ihrer Reichweite.

Warum macht uns Instagram so süchtig?

Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass wir bzgl. Likes oft von der Herde und deren Meinung getrieben werden. Dabei löst Instagram (und auch jede andere Social Media Plattform) noch ganz andere Triebe in uns aus: das Streben nach Anerkennung und Bestätigung, welches sich in unserer Gesellschaft zur Sucht entwickelt hat.

Doch warum ist das so?

Ziel von Instagram, Facebook und Co. ist es, dass du dort möglichst viel Zeit verbringst, also viel postest, mit Freunden interagierst und Likes hinterlässt. Warum? Damit du Daten hinterlässt und Instagram dir zielgerichtet, passende Werbung ausspielen kann.

Die App ist grundlegend darauf ausgerichtet, dein Bedürfnis nach sozialer Anerkennung zu befriedigen. Denn wir alle verspüren eine nahezu dauerhaft begleitende Angst – die Angst, etwas Tolles zu verpassen, weshalb wir selber alles festhalten und mit anderen teilen wollen, aber gleichzeitig auch das Geteilte von anderen bemerken und honorieren. Unsere Motivation ist es, uns in den sozialen Netzwerken präsent zu zeigen, um so Anerkennung durch Follower und Likes zu erlangen.

IG ist somit ein Mittel zur sozialen Anerkennung, Likes und Follower die Belohnung für unser Gehirn, welche in Form von Dopamin  ausgeschüttet wird (wirkt übrigens ähnlich wie Drogen und Zucker):

Likes und Follower als Belohnung für das Gehirn = Dopamin. Wirkt wie Drogen und Zucker

Mehr Infos zum Thema Social Media Sucht findet ihr hier in dieser super informativen Reihe von Arte: Dopamin

In 8 kurzen Videos wird dort auf humorvolle Art und Weise erklärt, warum und Facebook, Instagram und Co. so süchtig machen.

Tut Instagram jetzt Buße?

Fast könnte man meinen, dass Instagram mit diesem Schritt seinen Usern aus der Sucht helfen möchte. Das klingt doch erstmal sehr löblich.

Rein aus menschlicher und psychologischer Sicht finde ich dies aber einen sehr guten Schritt. Wir sind alle schon viel zu süchtig nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Da tut uns das Like-Detox ganz gut 😉

Aber ich bin mir sehr sicher, dass Instagram nicht Instagram wäre, wenn sie da nicht schon etwas anderes in Petto hätten. Denn sollten sie das „Likelose“ Instagram weltweit ausrollen, würde das auch für Instagram monetäre Auswirkungen haben.

Je nachdem, welche ökonomischen Auswirkungen dieser Test also auf Unternehmen und Influencer und ihre Profile hat und wie sich das wiederum auf die Geschäftsmodelle von Instagram auswirkt, wird es sich wohl entscheiden, ob Instagram den Test als weltweite Dauerlösung ausrollt – und wenn ja, können wir sicher sein, dass Instagram für sich schon eine gute (lukrative) Lösung parat hat 😉

Instagram-Gruppenanfragen ausschalten

Und zum Abschluss noch ein hilfreicher Trick, wir ihr euch vor ungeliebter Aufmerksamkeit auf Instagram schützt und einer furchtbar nervigen Sache entkommen könnt:

Jeder kennt sie, diese nervigen Gruppen, zu denen man von irgendwelchen Fake-Profilen hinzugefügt wird, um einen auf irgendwelche Pornoseiten zu locken. Aber damit ist jetzt Schluss! Denn diesen unseriösen Spam könnt ihr ganz leicht ausschalten:

  1. Instagram aktualisieren
  2. Einstellungen
  3. Benachrichtigungen
  4. Direktnachrichten
  5. Gruppenanfragen AUS

DMEXCO 2019 – Review

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40.000 Besucher, 1.000 Austeller und 550 Speaker – das sind die Eckdaten der diesjährigen DMEXCO. Unter dem Motto „Trust in you“ versammelte sich auch dieses Jahr wieder die Digitalbranche in Köln. Was die Kolleginnen und Kollegen dieses Jahr so bewegt hat, erfahr ihr hier:

Trust in You

Trust in you – ein sehr ungewöhnliches Motto für eine Messe aus dem Marketing und Digitalbereich, doch im Zuge von KI ein wichtiger Schritt.

Laut einer Studie von Adobe im Vorfeld der DMEXCO, machen sich 90% der Deutschen Sorgen um eine missbräuchliche Verwendung ihrer Daten. Dabei sei aber die Generation Z deutlich bereiter mit Marken und deren Werbung zu interagieren als vergleichsweise die Generation 55+.

Auch der BVDW e.V. zeigt mit seiner neusten Umfrage, dass das Thema Vertrauen für Nutzer und die Digitalbranche gleichermaßen an Bedeutung gewinnt. 72% gaben an, dass sie digitale Produkte und Services bevorzugen, die so geplant und entwickelt werden, dass sie sich an ethisch nachvollziehbaren Standards orientieren.

“Wenn KI-Anwendungen immer zahlreicher und Smart-Home-Systeme zunehmend selbstverständlicher werden, müssen wir auf der DMEXCO über Vertrauen, Transparenz und Ethik sprechen. Und hier zeigt unsere aktuelle Studie, wie sehr das Thema Ethik in das Bewusstsein der Digitalen Wirtschaft gerückt ist. Das wird mehr und mehr zu einem ernsten Faktor für die europäische Digitalbranche im Wettbewerb mit China und den USA“, analysiert Matthias Wahl, Präsident des BVDW.

“We have to establish a perfect harmony between privacy on the one hand and our personal experiences on the other hand.“ , sagt Keynote-Speakerin Stephanie Buscemi, Chief Marketing Officer von Salesforce.

Wie Unternehmen diese Art von Vertrauen in ihre Visionen und Unternehmenskulturen einarbeiten werden, wird sich aber wohl noch zeigen.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit – ein weiteres sehr ungewöhnliches Thema für eine Digitalmesse, welches von zwei Seiten zu betrachten ist:

Ökologische Nachhaltigkeit

Seit Neustem engagiert sich die DMEXCO zusammen mit Social Business Treedom in einem sozialen Projekt, bei dem Bäume in Kenia gepflanzt werden, die rund 1 Mio. Kilogramm CO2 speichern sollen, um so einen Teil des Ausstoßes für die Anreise zur Messe zu kompensieren.

Aber nicht nur das: auch viele Aussteller setzen mehr auf Nachhaltigkeit. Tchüss Plastik- und Pappbecher to Go, hallo PLA-Becher, Jutebeutel und Bambusgeschirr – ein schöner Trend!

Ökonomische Nachhaltigkeit

Diese zeigt sich gerade im Umgang mit Influencern. Wichtiger werden hier immer mehr langfristige Beziehungen als „Prepaid-Kooperationen“. In unserer Agentur nutzen wir dieses Potential bereits. Wir sprechen daher auch von Influencer Relations. Schlichtweg einem Influencer mit hoher Reichweite ein Produkt in die Hand zu drücken und dann auf Milliarden-Umsätze zu hoffen, reicht heute nicht mehr. Storytelling, langfristige, gute Beziehungen (Vertrauen! – womit wir wieder beim Thema wären) und Influencer als Content Creators (Adieu Stockfootage) sind hier Wege der Zukunft.

Weg von Full-Service hin zur Spezial-Agentur

Da ich dieses Jahr zum ersten Mal selber als Aussteller auf der DMEXCO war, hatte ich nochmal einen ganz anderen Blickwinkel und konnte zumindest in der World of Agencies, in der wir unseren Stand hatten, einen persönlichen Trend ausmachen: viele Unternehmen bewegen sich weg von Full-Service Agenturen und suchen stattdessen lieber gezielt nach Spezialagenturen. Die Zeiten, in deinen eine Agentur die eierlegende Wollmilchsau sein sollte, scheinen sich dem Ende zu neigen, denn das, was wir von unseren Standbesuchern mitbekommen haben, war, dass sie für die einzelnen Bereiche Experten suchen. Ob Social Media Advertising, Video Content oder Community Management – Unternehmen scheinen nun lieber mehrere Agenturen zu haben, die auf ihrem jeweiligen Gebiet Fachkompetenz inne haben als alles ganz, aber dafür nicht immer mit dem 100% Know-How bei einem Dienstleister zu haben.

 

Fazit

Falls ihr euch erinnert, ist mein Fazit zur DMEXCO letztes Jahr nicht ausschließlich positiv ausgefallen. Ich war insbesondere enttäuscht vom Auftreten der Aussteller, welches wenig proaktiv war. Mein Ziel war, dies selber besser zu machen – das hatten sich wohl auch die meisten anderen vorgenommen, so dass die Messe zu regem Austausch und gutem Networking einlud.

Auch wenn ich selber keine Gelegenheit hatte, an Seminaren oder ähnlichem teilzunehmen, fand ich allein die Auswahl dieses Jahr deutlich qualitativer und nicht mehr so generisch. Laut Feedback von Bekannten scheinen viele der Seminare und Vorträge auch tatsächlich sehr praxisnah und Learning-orientiert gewesen zu sein.

Die neue Gestaltung der World of Agencies und der neu konzipierte Future Park (7.000qm auf denen 175 Technologieführer und Start-ups ihre Produkte und Services rund um die relevanten Tech-Themen KI, Big Data,  Mixed Reality, Smart Technologies und Mobility bis hin zu IoT und Blockchain präsentierten) schaffte einen schönen Mehrwert.

Insgesamt fand ich es auch gut, dass die Themen etwas politischer waren und die Neuerungen aus 2019 machen Hoffnung, dass auch 2020 wieder ein spannendes Jahr wird 😉

Status Quo: Multisensorisches Marketing 2019

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Wie ihr vielleicht noch wisst, habe ich meine Bachelorarbeit über Multisensorisches Marketing geschrieben und darüber auch bereits einen Artikel auf meiner Corner veröffentlicht: https://marketingcorner.de/multisensorisches-marketing

Da meine Bachelorarbeit allerdings nun schon über 6 Jahre her ist und sich seitdem im Bereich von Marketing und Psychologie so einiges getan hat, möchte ich euch nun ein Update zu Multisensorischen Marketing nach heutigem Stand geben und außerdem einige der Thesen aus meiner BA überprüfen.

 

Meine Prognosen für Multisensorisches Marketing in 2013

In meiner Bachelorarbeit resümierte ich, dass MM neben Herausforderungen, wie

  • Verändertes Kaufverhalten (z.B. mehr Online Käufe)
  • Wettbewerbsdruck
  • Vorwurf der Manipulation des Konsumenten

vor allem aber hohe Potentiale aufweist hinsichtlich der verbesserten und zielgerichteteren Ansprache des Konsumenten und sich in vielen Bereichen und Branchen weiter ausbreiten wird. Gestützt wurde diese Annahme vom Experten im Bereich MM Martin Lindstrom, welcher in seinem  Buch „Brand Sense – Warum wir starke Marken fühlen, riechen, schmecken, hören und sehen können“ drei wesentliche Trends prognostizierte. Laut ihm wird in den nächsten zehn Jahren sensorische Markenführung in drei Arten von Branchen vorzufinden sein:

  1. Sensorische Pioniere (Automobilhersteller und Pharmafirmen)
  2. Sensorische Nachahmer (Telekommunikations- und Computerbranche)
  3. Sensorische Trendfolger (Einzelhandel)

Doch was ist aus dieser Prognose geworden?

 

Multisensorisches Marketing 2019

Was soll ich sagen, meine Nachforschungen waren etwas ernüchternd. Ich bin grundlegend auf die gleichen Quellen gestoßen, die ich mir schon 2013 für meine BA angeschaut hatte und habe wenig Neues gefunden. Martin Lindstrom und das Multisense Institute sind nach wie vor sehr aktiv und auch in verschiedenen Dissertationen wird das Thema immer wieder aufgegriffen, aber DEN Durchbruch als Marketing Tool hat es meiner Meinung nach nicht erfahren.

Hierzu hat Lindstrom in einem Interview erst kürzlich bemängelt, dass Unternehmen immer noch nicht aufgewacht seien. Er nennt ein sehr anschauliches Beispiel:

„Nehmen wir als Beispiel eBay. Ich gewinne eine Auktion, tolle Sache, aber da kommt kein Sound, der mich als Gewinner feiert. Und das obwohl ich aufgeregt bin. Schließlich habe ich gerade ein paar Ski zum halben Preis ergattert … Warum wird dieses Gefühl nicht unterstützt? Oder ich gehe zu Amazon.de, kaufe ein Buch, gebe die Kreditkartennummer ein, aber es kommt keine Bestätigung via Sound, dass sie akzeptiert wurde. Warum? Beim Telefon oder Computer gibt es Navigationsgeräusche, ebenso Start up-Sounds beim PC oder Handy, aber im Web – nichts! Schon dieser kleine Schritt würde eine Menge bedeuten.“

Grundsätzlich fehle das Verständnis, wie gut Multisensorisches Marketing und Digitalisierung zusammenpassen.

 

Und da hat er Recht. Unternehmen scheinen die Potentiale des MM für die Digitalisierung noch nicht zu erkennen. Dabei sind unsere 5 Sinne ja das Wesentlichste im Marketing. Warum sie nicht gezielter ansprechen?

Die sog. Sensorischen Trendfolger sind somit also noch sehr verhalten.

Doch wie sieht es bei den Pionieren aus? Gerade für die Automobilindustrie sind die 5 Sinne in Zeiten von KI und Autonomen Fahren umso bedeutender. Ihr Einzug ist in die Entwicklung der Technik unerlässlich. Die Ansprache geschieht hier allerdings eher unterbewusst und nicht durch bewusste Aktivierung.

Ein Einsatz aus der Pharmaindustrie ist mir bislang nicht bekannt.

Dafür sind die sensorischen Nachahmer seit Touch, Fingerabdruckserkennung und Co groß dabei. Hier hat auf natürliche Art und Weise aufgegriffen, wie Konsumenten ihre Umwelt wahrnehmen und lernen und das zum Bestandteil von Smartphones und Co. gemacht.

 

Fazit

Ich war damals überzeugt davon, dass Multisensorisches Marketing noch größere Schritte machen wird, aber letztendlich muss man sagen „Mühsam nährt sich das Eichhörnchen“ und lieber machen wir in diesem Bereich kleine Schritte, als gar keine 😉

Hier findest du meine Bachelorarbeit über Multisensorisches Marketing erhältlich als E-Book in 3 Teilen auf Amazon: https://marketingcorner.de/buecher

Coca-Cola Energy: zum Scheitern verurteilt?

Play Video about Coca-Cola Energy: zum Scheitern verurteilt? I Konsumentenpsychologie I Marketing Corner - youtube

Erst kürzlich hatte ich euch vorgestellt, wie Coca-Cola damals den Markteintritt der grünen Coke-Life und dabei die ein oder andere Schwierigkeit hatte. Und wie ihr vielleicht wisst, ist die Coke-Life in Deutschland nicht wirklich etabliert.

Nun kommt Coca-Cola mit einem neuen „Experiment“ um die Ecke, Coca-Cola Energy und tritt damit in gleich zwei für das Unternehmen neue Märkte ein, nämlich den Markt der Energy Drinks und den der Party-Mischgetränke.

Ob sie da nicht vielleicht etwas spät dran sind? Eine kleine Einschätzung…

 

Hintergrund Coca-Cola Energy

Der Energy Drink Markt allein in Deutschland erzielt mittlerweile Umsätze von über 1 Millarde Euro und gehört zu den wenigen Getränke-Kategorien, die noch wachsen. Gleichzeitig sinkt der Umsatz von Coca-Cola Produkte im Bereich der alkoholfreien Getränke stark. Javier Meza, Global Chief Marketing Officer für kohlensäurehaltige Getränke, erklärt: „Energy Drinks sind eine der am schnellsten wachsenden Sparten der Branche.“

Ein Grund, sich nach mehreren Fehlversuchen, wie beispielsweise damals 2006 Relentless von CC, wieder mit einem neuen Produkt in den Markt zu wagen.

Das neue Produkt Coca-Cola Energy soll dabei keine Kopie der klassischen Energy-Drinks sein, sondern distanziert sich durch die Inhaltsstoffe. Statt auf Turin setzt CC auf Guarana und behält dabei auf den typischen Coca-Cola-Geschmack.

 

Umfrage zur Coca-Cola Energy

Ich habe auf Social Media mal eine kleine Umfrage (Facebook & Instagram Story) unter meinen Freunden und Followern gemacht und wollte herausfinden, wer von ihnen glaubt, dass sich Coca-Cola Energy gegen RedBull und Co. durchsetzen könne. Das Ergebnis? 75 Prozent der Befragten sagten ganz klar NEIN.

 

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(Hier abgebildet lediglich das Ergebnis der Befragung aus dem FB-Kanal Chrissy’s Marketing Corner)

 

Auch eine Beobachtung der Social Media Aktivitäten der Coca-Cola-Follower zeigt, dass sich die Gemeinde, dass die CC-Fans noch unschlüssig sein. Einige freuen sich auf das Experiment, bei anderen ist das Produkt schon vor Markteinführung (war am 06.06.2019) unten durch.

Doch sieht es wirklich so schwarz für das neue Produkt von CC aus?

 

Prognose für die Coca-Cola Energy

Anders als zum Beispiel bei der Coke-Life setzt Coca-Cola durch das Design ganz klar auf den Bezug zur Dachmarke und möchte damit auch deutlich machen, dass der Energy Drink auch geschmacklich mehr in Richtung Cola als RedBull geht. Der Kunde kann also ahnen, was ihn geschmacklich erwartet.

Wenn ihr euch erinnert: bei meinem Experiment zur Coke-Life, gingen Design und Erwartungshaltung vollkommen auseinander https://marketingcorner.de/werbewirkung-verunschaerfung

Hier geht Coca-Cola also auf nun mal sicher. Ebenso dadurch, dass sie nicht wie die Konkurrenz auf Taurin, sondern auf Guarana setzt.

Auch wenn meine Freunde und Follower sich nahezu einig waren, denke ich, dass Coca-Cola sich hier gar nicht explizit gegen RedBull und Co. durchsetzen muss, da sich ihre Zielgruppe (18-35) geschmacklich und von der Erwartung an die Inhaltsstoffe (Guarana statt Taurin) unterscheidet.

Ich denke, dass Coca-Cola Energy im Vergleich zu früheren Versuchen von Coca-Cola guten Chancen hat, auf dem Markt ein Player zu sein. RedBull in der Energy Drink und Partyszene (wobei ich mir CC Energy aber gut als künftiger Festival-Sponsor vorstellen könnte) wird auf Grund von RedBulls Etabliertheit und Sortenvielfalt wohl unmöglich.

OMR 2019 Review: was bewegt die Branche?

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52.000 Besucher, über 600 Speaker, 400 Aussteller und 170 Masterclasses – das ist die Bilanz des diesjährigen OMR Festivals.

Auch dieses Jahr gaben sich die Stars der Branche die Klinke in die Hand: Joko Winterscheidt, Tim Mälzer und Scooter gehörten zu den deutschen Interviewgästen. Die internationale Branche war z.B. vertreten durch Bozoma Saint John (CMO William Morris Endeavor, zuvor Uber und Apple Music), Andy Puddicombe (Gründer von Headspace, einer der weltweit erfolgreichsten Meditationsapps) und Matt Lieber (Mitgründer von Gimlet Media, ein Podcast Produzent, der im Februar für 230 Millionen Dollar von Spotify übernommen wurde).

Ich war für euch dabei und habe herausgefunden, was die Branche bewegt und was die Marketingtrends der Zukunft sind.

 

State of the German Internet

Eingeleitet wurde die Konferenz wie immer von Gründer Philipp Westermeyer mit seiner Bilanz zu „State of the German Internet“.

Interessant war vor allem das Resumée zur europäischen Start Up Kultur. Hier zeigte sich ein sehr positiver Anstieg von Start Up Investments in Deutschland. Jedoch hinken wir speziell in einem Bereich unseren Kollegen aus China und den USA um einiges hinterher: Künstliche Intelligenz

So investieren einzelne Städte in China mehrere Hundertmillionen Dollar in KI Start Ups, während die gesamte EU hingegen grade mal 1,5 Milliarden Euro investiert. In China gibt es bereits mehr als 10 Start Ups mit einer Bewertung von über 1 Mrd. Dollar.

State of the German Internet

 

Weiter wollte Westermeyer die Branche natürlich auch mit praktischen Tipps versorgen. Diese orientierten sich dieses Jahr an den 7 Todsünden. So solle man sich den „Stolz“ der Nutzer für seine Marketingmaßnahmen zu Nutze machen. Er verdeutlichte dies am Beispiel Memes: Memes fördern das Gefühl von Zusammengehörigkeit. Nur wer Teil einer Gruppe ist, kann bestimmte Memes verstehen. Die Schaffung dieses Wir-Gefühls sollte man auf seine Contentstrategie anwenden. So schaffe man sich hoch engagierte und involvierte Kunden.

Mehr zu den Todsünden

Meme vs Jesus

 

Podcasts

Ein ganz klarer Trendfavorit sind auch dieses Jahr wieder Podcasts. So sagte Matt Lieber (Co-Founder Gimlet Media): We are at the dawn of the second golden age of audio.

Podcasts sind im Gegensatz zu Radio lange kein Hintergrundmedium. Sie werden von der Zielgruppe Aufmerksam in ihrer Freizeit oder auf dem Weg zur Arbeit konsumiert. Google nennt dabei drei Gründe, warum Leute Podcasts hören:

  1. Unterhaltung
  2. Um neue Sachen zu Lernen
  3. Begleitmedium

Wichtig sei es nun zu verstehen, die Kraft von Podcasts auch für Marketing und Werbung zu nutzen.

3 Gründe für Podcast

 

Künstliche Intelligenz & Sprachassistenten

Wie eingangs schon erwähnt, gehen internationale Start Up Investments ganz klar Richtung KI. Bowen Zhou, Vice President von JD.com zeigte in seinem Vortrag „How AI is Transforming Retail Experiences in Greater China“ die unglaublichen Möglichkeiten, welche KI heute bereits bietet und wo sie in China schon jetzt im Einsatz ist. Als Beispiel nannte er automatische Supermarktkassen, die ohne Sensoren oder Barcodes erkenne, welche Produkte der Konsument einkaufen möchte.

Dem gegenüber standen auch sehr kritische Stimmen. Überraschenderweise von den vermeintlich größten Datensammlern der Welt,  Google und Facebook : „Wir möchten mehr für unsere User tun“

Statement Google

 

Ein Statement das mir sehr im Gedächtnis geblieben ist, ist das von Bestseller Autor Yuval Harari:

„Biologisches Wissen multipliziert mit Rechenleistung multipliziert mit Daten ergibt die Fähigkeit, den Menschen zu hacken“.

Er kritisierte, dass wir schon heute in der Lage sind, Menschen durch Algorithmen und KI zu manipulieren.

 

Mein persönliches Highlight: Psychografische Zielgruppen

Mein persönliches Highlight war eine Masterclass von Wolfgang Bscheid (Managing Partner, Mediascale). Am Beispiel MINI zeigte er, wie man durch psychografische Zielgruppen effektiver kommunziert. Das Thema psychografische Zielgruppen hatte ich in meiner How To Reihe zum Thema Personas bilden bereits angeschnitten. Wie effektiv und sinnvoll es tatsächlich ist, zeigt dieser Beitrag noch einmal ganz deutlich.

Hier geht’s zum Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=ZNQndAZ-DRA

Ergebnis MINI psychografische Zielgruppen

 

Mein Fazit der OMR 2019

Insgesamt war es auch dieses Jahr wieder ein sehr spannendes Festival! Insbesondere die Masterclasses (zumindest die meisten) waren sehr lehrreicht. Was mir diesmal allerdings etwas gefehlt hat, waren neben den ganzen großen, internationalen Stars auf der Konferenzbühne auch ein paar Stimmen von jungen, deutschen Startups und deren Learnings und Empfehlungen. Das wesentliche an der OMR waren für mich immer die Handlungsempfehlungen. Diese sind auf Grund von Prominenz und Show dieses Jahr meiner Meinung noch etwas zu kurz gekommen.