Black Friday: Psychologie der Schnäppchenjagd

Black Friday

Am 27. November ist es wieder soweit: Black Friday

2019 wurden allein mit Online Einkäufen weltweit über 7,4 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Das sind 20% mehr als noch im Vorjahr. Auch in Deutschland wird der Aktionstag immer bekannter und beliebter. In einer Umfrage von HDE kannten rund 94% der Befragten Black Friday und 33% gaben an, an diesem auch Angebote wahrzunehmen und zu shoppen.

Dabei gehören vor allem Mode und Drogerieprodukte zu den Top-Sellern.

Black Friday Statstiken

Die Psychologie der Schnäppchenjagd

Die Frage, die man sich als Marketer und insbesondere auch noch als Werbepsychologe stellt, ist: Warum kaufen Konsumenten gerade zu solchen Aktionstagen vermehrt ein?

Hier spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Preispsychologie und die zeitliche Begrenzung der Aktion.

Zum Thema Preispsychologie habe ich bereits einen ausführlichen Beitrag geschrieben. Aber hier nochmal das wichtigste auf einen Blick:

Ganz vereinfacht gesagt, befasst sich Preispsychologie damit, wie Konsumenten Preise in verschiedenen Situationen, Umfeldern und Kontext wahrnehmen und darauf reagieren.

Dabei beeinflussen uns Effekte, wie z.B. der „Effekt der letzten Ziffer“ oder die farbliche Markierung von Preisen. Rote Zahlen, auffällige gelbe Hintergründe – all das suggeriert uns Rabatt. Ebenso Wörter, wie „Aktion“ und „Sonderpreis“.

In der Preispsychologie gibt es insbesondere 5 bekannte und häufig verbreitete Effekte (genauer nachzulesen im Artikel):

  1. Deal Effect
  2. Separation Effect
  3. Paradox of Choice
  4. Compromise Effect
  5. Endowment Effect

Beim Black Friday und ähnlichen Aktionstagen kommt vor allem der sog. Deal Effekt zu tragen.

Bei diesem Effekt, wird dem Preis ein Vergleichsobjekt bzw. ein Referenzpreis hinzugefügt, der das Angebot hervorhebt. Wichtig ist hier, dass das Angebot mind. 20% günstiger ist als der Referenzpreis. Der Kunde nimmt so einen zusätzlichen Vorteil wahr. Der Deal Effect tritt allerdings nicht nur bei Referenzpreisen auf. Es können beispielsweise auch Referenzprodukte dargeboten werden oder On-Pack-Promotions („ich bekomme mehr für meine Geld“).

Die auffälligen Streichpreise und gekennzeichneten Rabatte, die wir online vorfinden, führen somit dazu, dass wir das Gefühl haben, wir machen einen guten Deal, also ein Schnäppchen.

Dieses Gefühl entsteht im Belohnungszentrum unseres Gehirns. Schlagen wir zu, werden Endorphine und Dopamin ausgeschüttet. Wir fühlen uns gut und wollen mehr von diesem Gefühl.

Was glaubt ihr was passiert? Richtig, wir suchen weiter nach Rabatten. Dies kann unter Umständen sogar zur Sucht werden. Ein Paradebeispiel ist hier das sog. Couponing aus den USA.

Hier nochmal alle zum Thema Preispsychologie zum Nachlesen: https://marketingcorner.de/preispsychologie.

Erlebte Angst: FOMO

Neben des guten Gefühls, dass der Deal Effekt bei uns auslöst, kann aber auch noch eine andere Emotion bei uns zum Kauf führen: Angst.

Wir haben Angst, dass wir unsere Entscheidung, ein Angebot nicht wahrgenommen zu haben, im Nachgang bedauern könnten. Was ist, wenn ich das Produkt nie wieder so günstig bekomme? Was ist, wenn meine Freunde sich über mich lustig machen, weil ich als einziger beim Black Friday nicht zugeschlagen habe?

Das sind nur einige Gedanken, die hier mit reinspielen.

Dieses subjektiv erlebte, mögliche Risiko verleitet uns dazu, dass wir eher gewillt sind zu kaufen. Denn das erlebte Risiko, etwas zu verpassen, ist in diesem Fall höher, als das erlebte Risiko, dass wir einen Fehlkauf machen könnten (denn es ist ja jetzt so schön billig).

Die Rechnung geht auf

Was ihr hier lest, ist nur ein kleiner Auszug dessen, was unsere Kaufentscheidungen beeinflusst und warum wir so affin für Aktionstage, wie Black Friday sind.

Grundsätzlich spricht auch nichts dagegen. Letztendlich wurde der Black Friday auch einst ins Leben gerufen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Wichtig ist nur, dass wir uns der Beeinflussung bewusst sind und auch dessen, dass es immer wieder schwarze Schafe gibt, die mit falschen Angebote und Fake Online Shops locken.

PS: Good to know

„Black Friday“ ist eine eingetragene Wortmarke. Auch wenn diese Eintragung rechtlich umstritten ist und es seit Jahren viele Anträge auf Löschung gibt, hat die Marke Stand jetzt noch Bestand und ist geschützt. Also Vorsicht!

Wer auf der sicheren Seite sein möchte, der wirbt lieber mit „Schwarzer Freitag“ oder ähnlichen Abwandlungen, denn eine Abmahnung hier kann ganz schön teuer werden.

Parodie in der Werbung

Vermutlich erinnern sich viele von euch an die Werbung von Smart „Der Smart fortwo – so gut im Gelände wie ein Geländewagen in der Stadt“, in welcher Smart sich selbst, aber auch die „großen“ Konkurrenten mit ihren Vor- und Nachteilen auf die Schippe nimmt.

Oder erinnert ihr euch an die Parodie des „Supergeil“-Spots von Edeka mit Friedrich Liechtenstein durch Lidl und ihren „Alltags-Tom“?

Kennt ihr noch den Spot von Lenovo, in welcher sie das MacBook Air à la „Zu viele Kompromisse für hübsches Design“ parodieren?

Wie ihr seht, gibt es zahlreiche Werbungen, die uns im Gedächtnis geblieben sind, weil sie witzig sind.

Dass Humor ein wirkungsvoller Stimuli in der Werbung ist und insbesondere im Zusammenhang mit emotionaler Konditionierung, habe ich euch schon des Öfteren erklärt. Parodie ist hier nochmal eine sehr spezielle Form des Humors, die, wenn sie richtig eingesetzt wird, sich sehr positiv auf die Wahrnehmung eurer Marke oder eures Produktes auswirken kann.

Wie das geht? Das erfahrt ihr nachfolgend.

Parodie in der Werbung

Zunächst einmal: Was macht Parodie aus?

Laut dem Duden (2020) ist Parodie eine „komisch-satirische Nachahmung oder Umbildung eines [berühmten, bekannten] meist künstlerischen, oft literarischen Werkes oder des Stils eines [berühmten] Künstlers“ (ebd., online).

Diese Definition bezieht sich auf Personen (Künstler), kann aber genauso gut Unternehmen umfassen, die Parodie in Form von Werbung betreiben. Dabei kann ein Unternehmen beispielsweise einen bestehenden Werbespot eines Konkurrenten nachahmen oder auch eine Werbefigur (siehe Lidl). Die Möglichkeiten sind hier vielfältig, setzen jedoch eines voraus: Der Rezipient benötigt Vorwissen über den parodierten Content.

Wirkung von humorvoller Werbung

Die Verwendung humorvoller Werbung stellt in der Praxis eine gewisse Gratwanderung dar, denn sie kann sowohl positive als auch negative Reaktionen beim Rezipienten erzeugen.

Die Wirkung von Humor als Mittel in der Werbung kann auf zwei Ebenen gemessen werden:

 

  1. Beurteilungsebene: Hier wird der Einfluss auf die Beurteilung hinsichtlich des Absenders analysiert. Die Beurteilung der Faktoren Beliebtheit und Glaubwürdigkeit eines Unternehmens/ einer Marke beeinflussen wiederum dessen Image. Humorvolle Werbung kann sich letztlich positiv auf dieses auswirken. Zu beachten ist hier aber auch die Wechselwirkung: Werden Image, Beliebtheit und Glaubwürdigkeit nicht als positiv wahrgenommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Konsument auch die Werbung so empfindet.
  2. Verarbeitungsebene: Analyse auf Basis der Verarbeitung der Werbebotschaft seitens des Empfängers. Erinnerung, Aufmerksamkeit (siehe Low oder High Involvement), Verständlichkeit von Werbung und Produkt und die Produktbeurteilung selbst haben großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Parodie und somit die Rückkopplung zum Kauf oder der Markenwahrnehmung.

 

Zu beachten

Beim Einsatz von Parodie gilt neben der potentiellen Wirkung auch einiges zu beachten.

  • Vampireffekte: Der Humor sorgt dafür, dass dein beworbenes Produkt/ die Marke nicht wahrgenommen wird
  • Wear-out-Effekt: Auch Abnutzungseffekt. Der Rezipient hat die Werbung zu häufig gesehen und der Effekt nimmt ab.
  • Subjektivität des Humorempfinders

Und letztendlich ist mitunter der wichtigste Faktor das Vorwissen des Rezipienten zum parodierten Content, ohne welches die Werbung nicht wirken kann.

Empfehlung: Eine spannende Studie zum Thema Parodie in der Werbung veröffentlichten Michelle L. Roehm und Harper A. Roehm Jr. 2013: „Consumer responses to parodic ads“.

Survivorship Bias: Vom Erfolg geblendet

Viele Jugendliche der Generation Z geben als Berufswunsch „Influencer“ an. Warum? Weil diese erfolgreich sind. Man sieht und folgt auf TikTok, Instagram und Co. nur den großen, bekannten Influencern. In Medien wird über genau diese auch als Best Case berichtet. Kein Wunder also, dass der Berufswunsch so beliebt ist. Doch was hier kaum berücksichtig wird: Wie viele Personen sind tatsächlich auf Social Media als Influencer erfolgreich? Wie viele Personen scheitern an diesem  Ziel?

Dies ist beispielsweise auch ein weitverbreitetes Problem in der Unternehmensgründung. Berichtet wird über die erfolgreichen. Es entsteht die Annahme, dass Unternehmensgründung immer mit Erfolg verbunden ist. Die „Versager“ kennt kaum einer.

Die hier entstandene Problematik zwischen Wahrnehmung Realität ist ein bekanntes Phänomen:  Survivorship Bias.

Survivorship Bias

Der Begriff Survivorship Bias tauchte zum ersten Mal im Zweiten Weltkrieg auf. Ingenieure der Alliierte wollten die Panzerung ihrer Flugzeuge verbessern. Dazu schauten sie sich die Flugzeuge von Piloten an, die Angriffe überlebt und es geschafft hatten, zurückzukommen:

Survivorship Bias Flugzeug

Quelle: Wikipedia

Sie begannen die Flugzeuge an den Stellen mit den meisten Einschusslöchern zu verstärken, stellten aber keine erhöhten Überlebenschancen in der Folge fest. Erst der Mathematiker Abraham Wald erkannte dann den Irrtum. Er regte dazu an, dass man nicht die Stellen mit den meisten Einschusslöchern verstärkte, sondern diese, wo es kaum welche gab – nämlich dort, wo der Pilot saß. Treffer an diesen Stellen hätten unweigerlich den Absturz ausgelöst.

Vom Erfolg geblendet

Diese Art von verzerrter Wahrnehmung wird heute als Survivorship Bias bezeichnet oder auch „Überlebenseffekt“.  Er bezeichnet in der Psychologie eine kognitive Verzerrung, die dazu führt, dass Menschen die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs systematisch überschätzen, da Erfolge (erfolgreiche Personen, Zustände, etc.) sichtbarer sind, als Nicht-Erfolge.

Biologisch ist unser Gehirn so programmiert, dass uns Informationen über Erfolge stärker im Gedächtnis bleiben. Berichterstattung über Erfolge in Sozialen Medien, Fachzeitschriften, TV und Co. verstärken diesen Effekt noch.

Was kann man dagegen tun?

Die Antwort wird den wenigsten gefallen, aber um nicht „Opfer“ von Survivorship Bias zu werden,  muss man in erster Linie Erfolge und Strategien hinterfragen.

  • Facebook benutzt einen blauen Button, weil er viel klickstärker ist. Wir machen jetzt auch nur noch blaue Buttons! – Wie wäre es mit einem AB-Test?
  • Konkurrent XY setzt jetzt auf diese Contents, das machen wir auch! – Passt das überhaupt zu euch und eurer Zielgruppe?

Wie ihr seht: Nur weil etwas für eine Firma/ Person funktioniert, muss es noch lange nicht für euch funktionieren. Immer kritisch hinterfragen und mutig über Fehler sprechen!

Konsumentenmacht 2.0

Walmart verzichtet auf einen 9-stelligen Umsatz durch Waffenverkäufe, indem der Konzern diese nicht mehr verkauft.

Große Unternehmen und Love Brands stehen unter Druck, der Forderung ihrer Kunden, sich mehr für den Klimawandel einzusetzen und nachhaltiger zu produzieren, nachzukommen.

Uncle Ben’s ändert im Zuge von #blacklivematter nach 130 Jahren ihr Logo.

The power of consumers oder consumer led revolutions: Egal wie man es nennen mag, letztendlich drückt es dasselbe aus – Konsumenten haben Macht.

Konsumentenmacht

Konsumentenmacht ist etwas, das kein Unternehmen und natürlich insbesondere auch wir im Marketing nicht unterschätzen dürfen.

Unbegrenztes Wissen, schnelle Verbreitung von Informationen und weltweite Vernetzung durch Internet und Social Media gehören hier zu den wohl bedeutendsten Treibern dieser Revolution.  Kunden bestimmten heute mehr denn je Angebot und Nachfrage und prägen die Wirtschaft durch ihre veränderten Bedürfnisse maßgeblich.

Konsumentenmacht entsteht in erster Linie durch Unzufriedenheit. Unzufriedenheit entsteht immer dann, wenn der Konsument seine Erwartungen mit der subjektiv wahrgenommenen Qualität bzw. Realität vergleicht und hier eine Diskrepanz auftritt.

 

Konsumentenmaht

 

Abgrenzung Customer Empowerment

Nicht zu verwechseln ist die von mir angesprochene Konsumentenmacht mit Customer Empowerment. Customer Empowerment beschreibt die Integration des Konsumenten in den Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens und somit die gewollte Funktion des Kunden darin. Dies kann z.B. durch Feedback, Co-Designer oder auch Community Management erfolgen.

Consumer led revolution

Heutzutage erkennt der Konsument seine Macht und seinen Einfluss viel mehr und gibt sich deshalb selten mit schlechtem, halbseidenem oder nicht vorhandenem Beschwerdemanagement zufrieden.

Wie bereits erwähnt, führen Internet und Social Media dazu, dass sich der Kunde Gehör verschafft und das weltweit. Dies führt immer mehr dazu, dass Unternehmen sich der Kritik ihrer Kunden ernsthaft stellen müssen. Insbesondere betrifft dies Themen, die die Gesellschaft als aktuell und wertvoll erachtet. Du lässt deine Kleidung von Kindern in Bangladesch nähen? Dein Konzern ist quasi tot. Du belastest durch deine Produktion die Umwelt und verschmutzt  die Weltmeere? Ändere etwas, oder du gehst Pleite. So einfach ist dies. Der Konsument möchte nicht nur sehen, dass du etwas gegen Missstände unternimmst, sonder erwartet, dass du aktiv wirst.

Zwischen Notwendigkeit  und Überreaktion

Für Unternehmen ist diese neue Konsumentenmacht oft nicht ganz leicht. Viele der angestrebten Revolutionen sind nötig und längst überfällig, auch wenn dies für so manche Unternehmen hohe Invets bedeutet. Jedoch muss auch unterschieden werden: Häufig werden bestimmte Trendwellen und vor allem Soziale Medien und Bewertungsportale auch für “Schmierenkampagnen” und “Rachefeldzüge” extremer Personen genutzt. Die nahezu ungefilterte und unbegrenzte Meinungsfreiheit führt dazu, dass jeder immer und überall einen persönlichen Frust ablassen kann oder versucht, Vorteile zu ziehen.

Experiment: Wie wirkt Erotik in der Werbung?

Dieser Beitrag ist Teil 2 meiner Reihe „Wirkung von Erotik in der Werbung“. Hier zeige ich euch die Forschungsergebnisse meiner Masterarbeit zum Thema auf. Wie gesagt, alles sehr auf das Wesentliche reduziert, aber nicht minder spannend und aussagekräftig.

Das Experiment

Zur Untersuchung der Wirkung von Erotik in der Werbung habe ich 54 Probanden zwei TV-Spots der Parfümmarke Davidoff ansehen lassen. Einer der Spots war dabei sehr erotisiert, der andere vergleichsweise neutral (natürlich vorher im Pretest abgeklärt ;-)). Parfüm wurde deshalb als Produkt gewählt, da es sich hier einerseits um ein Konsumgut handelt, welches Männer und Frauen gleichermaßen nutzen und kaufen und andererseits, weil Erotik in der Parfümwerbung als Leitmotiv gilt (Vgl. Diaconu 2005, S. 232). Dies ist auf die sexuelle Revolution der 1960er Jahre zurückzuführen. Hier kam es zu einer Sexualisierung der Werbung für Düfte, die bis heute vorhält (Vgl. Borstnar 2002, S. 416).

Während die Probanden die Spots sahen (natürlich in unterschiedlichen Reihenfolgen, um Primacy und Recency Effekte auszuschließen) wurde ihr Blickverhalten durch eine Eye-Tracking Software aufgezeichnet:

 

Copyright: Die Spots sind Eigentum der Firma/ Marke Davidoff Parfums und wurden zur Forschungszwecken im Rahmen der Masterarbeit modifiziert und verwendet. Unbezahlte Markennennung.

Zusätzlich wurde über eine Software das elektrodermale Feedback aufgezeichnet, also der Hautwiderstand. Die elektrodermale Aktivität, auch als Galvanic Skin Response (GSR) genannt, ist eine Messung des Hautwiderstandes mittels Elektroden. Sie dient als physiologischer Indikator für psychische Aktivierungen. Die Veränderungen des elektrischen Hautwiderstandes geben bei der Einwirkung von Reizen, wie z.B. Werbung, Auskunft über den Aktivierungsgrad der Testperson und über das Aktivierungspotential des Reizes (Vgl. Esch 2015, o.S.).

Abschließend füllten die Probanden noch einen Fragebogen zur Ermittlung der Markenerinnerung aus.

Die Ergebnisse

Eye-Tracking

  • Probanden achten beim erotischen Spot vor allem auf körperliche Merkmale der Testimonials
  • beim neutralen Spot eher auf Merkmale des Produktes, Bewegungen und die Marke

Hautwiderstandsmessung

  • Probanden befanden sich durchschnittlich im Normbereich (236 Kiloohm)
  • Hautwiderstände beim erotischen Spot verliefen in der Regel oberhalb des Medians und beim neutralen Spot unterhalb, was bedeutet, dass die Probanden beim erotischen Spot entspannter waren bzw. eine geringere kognitive und emotionale Anspannung hatten

Auswertung GSR

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an die GSR-Auswertung

Fragebogen

  • Marke wurde, unabhängig vom Spot, gleichermaßen erkannt + Produkte ähnlich gut bewertet
  • In beiden Fällen eher kein Kaufakt
  • Produkt beim erotischen Spot wurde überwiegend richtig erkannt, wohingegen das Produkt des neutralen Spots häufig als Deodorant oder Duschgel bezeichnet wurde
  • Testimonials des erotischen Spots wurden als attraktiver und sexuell anziehender empfunden, als das Testimonial des neutralen Spots.

Fazit

Die Ergebnisse zeigen, dass der Einfluss von Erotik in der Werbung im Rahmen meines Experiments aus werblicher Sicht nicht maßgeblich ist. Zwar betrachten die Probanden beim erotischen Spot die körperlichen und sexuellen Merkmale intensiver als andere Aspekte des Spots, allerdings scheint dies, anders als bei den vorgestellten Studien des aktuellen Forschungsstandes, keinen Einfluss auf die Markenerinnerung, die Produktbeurteilung oder die Kaufabsicht zu haben.

Eine mögliche Ursache dafür könnte im Alter der Probanden liegen. Dieses lag im Schnitt bei 24 Jahren und ist damit sehr jung und gehörten damals zur Gen Y. Diese ist mit Erotik und Sex in der Werbung und in den Meiden aufgewachsen. Nahe liegt, dass sie dahingehend bereits auf eine gewisse Weise abgestumpft sind und Erotik in der Werbung gegenüber eher unempfänglich sind.

Dafür spricht auch die Erhebung des Magazins Neon mit der Agentur Mindline Media, bei welcher die Befragten im Alter zwischen 20 und 35 Jahren zu großen Teilen angaben, dass sie das Maß an Erotik in Medien, Werbung und Film als „genau richtig“ empfänden (Vgl. Neon Magazin 2008, S. 50 ff.). Dies zeigt, dass Angehörige einer bestimmten Altersklasse, welche mit Erotik und Sex in den Medien aufgewachsen sind, diesen Stimuli gegenüber unempfänglich zu sein scheinen.

Dennoch ist anzumerken, dass Erotik in der Werbung zumindest dahingehend effektiv ist, dass dadurch Aufmerksamkeit erzeugt wird. Auch wenn dies beim Konsumenten nicht direkt zum Kaufimpuls führt.

Abschließend lässt sich also sagen, dass Erotik in der Werbung ein über die Zeit andauerndes Werbemittel ist, dessen Effektivität von verschieden Variablen abhängig ist. Die Wirkung von Erotik in der Werbung kann folglich nicht pauschalisiert dargestellt werden, sondern muss individuell und unter Berücksichtigung der verschiedenen Einflussgrößen betrachtet werden.

Wirkung von Erotik in der Werbung

]In diesem Beitrag stelle ich euch sehr verkürzt und vereinfacht die Erkenntnisse aus meiner Masterarbeit „Wirkung von Erotik in der Werbung – Bestandsaufnahme des aktuellen Forschungsstandes und explorative Untersuchung“ dar.

In der marketingcorner werdet ihr dazu zwei Videos finden. Dieses hier ist sozusagen Teil 1. Dort geht es um die Grundlagen von Erotik in der Werbung allgemein und das Konstrukt „sex sells“. Im zweiten Teil werde ich euch dann die Forschungsergebnisse meiner damaligen Arbeit vorstellen und die Frage beantworten, ob „sex sells“ nicht in zwischen obsolet ist.

„Sex sells!“ oder doch nicht?

„Sex sells!“ ist seit vielen Jahren ein ungeschriebenes Gesetz in der Werbebranche und gilt als Garant, um die Aufmerksamkeit des Konsumenten für Marken und Produkte zu erregen. Erotik gilt als sogenannter Schlüsselreiz. Dass diese als Werbemittel effektiv sind, wurde bereits mehrfach bewiesen und hatte ich euch schon das ein oder andere mal vorgestellt. Erotik und Sexualität sind wirkungsvolle Stimuli, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Allerdings ist fraglich, ob Erotik in der Werbung auch einen direkten Einfluss auf den Kaufimpuls hat (Vgl. Lindstrom 2009, S. 177 ff.; Vgl. Lachmann 2002, S. 153). Der sog. „Vampireffekt“, bei dem von der eigentlichen Werbebotschaft durch beispielsweise Vermittlung von Schlüsselreizen abgelenkt wird, steht seit einigen Jahren im Zentrum der Aufmerksamkeit von werbetreibenden Unternehmen (Vgl. Felser 2007, S. 417). „The indication is that interest starts with sex and stops just there“ (Steadman 1969, S.15). Dass dem tatsächlich so sein könnte, zeigen diverse Studien in jüngerer Zeit. So wurde beispielsweise nachgewiesen, dass erotische Inhalte in der Werbung die Markenerinnerung beim Rezipienten verschlechtert (Vgl. MediaAnalyzer 2005, S. 6.). Dies zeige auch eine 2009 durchgeführte Studie des Instituts für Marktpsychologie in Mannheim. Hier ließ man die männlichen Probanden Werbespots verschiedener Automobilhersteller, die gezielt auf Erotik und Sex als Werbemittel setzten, ansehen. Die Testpersonen konnten sich nach den Spots nicht an die Marken der Hersteller erinnern. Sexualität als einer der stärksten Reize, vor allem für Männer, beansprucht nicht nur den größten Teil der Aufmerksamkeit, sondern findet laut Prof. Dr. Gert Gutjahr, dem Leiter des Instituts, auch in einem ganz anderen Hirnareal statt, als Kaufentscheidungen und kann somit auch keinen positiven Einfluss auf diese haben. Die Forscher der Studie haben ebenfalls herausgefunden, dass „sex sells“ bei der jüngeren Generation so gut wie keinen Einfluss hat, da diese auf Grund der hohen medialen sexuellen Präsenz bereits „abgestumpft“ seien (Vgl. Hermes 2009, S. 20).

Trotz dieser neuen Erkenntnisse darf dennoch nicht vergessen werden, dass Erotik und Sex wirkungsvolle Konstrukte sind, die, auch wenn sie laut aktueller Studien nicht zum Kaufimpuls führen sollen, dennoch Aufmerksamkeit erzeugen (Vgl. Lachmann 2002, S. 153).

Diese Diskrepanz zwischen alt bewährten Schemata und neuen Erkenntnissen aus der Forschung und der damit vorhandene paradoxe Status Quo, stellte damals die zentrale Ausgangslage meiner Masterarbeit dar.  Mein Ziel war es, herauszufinden, welchen Stellenwert Erotik in der Werbung heutzutage hat und vor allem welche Wirkungsweise, um somit mögliche positive und negative Effekte zu eruieren und somit die Eignung von Erotik als Werbemittel zu überprüfen.

Erotik und Medien

Häufig wird Erotik mit dem Nacktheitsgrad des zu sehenden Models gleichgesetzt wird (Vgl. Franke 2012, S. 85). Andere Definitionen umfassen zusätzlich auch Aspekte der erotischen Ausstrahlungskraft oder verbale Komponenten (Vgl. Mehling 2005, S. 18). Ein weiterer und ergänzender Ansatz hierzu stammt von Tom Reichert und Artemio Ramirez, die sich damit befasst haben, wie sexuelle Reize in der Werbung aus Sicht der Rezipienten definiert werden (Vgl. Reichert/ Ramirez 2000, S. 268 ff.).

Im Zuge der Definitionsversuche geht auch die besondere Bedeutung der Rolle der Frau im Zusammenhang mit erotischer Werbung hervor. Diese Rolle hat sich über die letzten Jahrzehnte stets gewandelt. Die häufigste Form ist dabei die Frau als „Sexobjekt“, welche den Vorwurf der sexuellen Objektivierung bis heute aufrecht erhält (Vgl. Courtney/ Lockeretz 1971, S. 93 ff.; Vgl. Stern 2015, o.S.).

Eine besondere Bedeutung kommt hier auch den Medien zu. Vor allem Massenmedien, wie Fernsehen, Print und Internet dienen als Plattform für Erotik als Werbemittel und gewährleisten eine weitere und unselektierte Verbreitung.

Wie der erotische Werbereiz allerdings dann beim Rezipienten wirkt, hängt von der Art und Weise ab, wie er dargeboten wird (Intensität, Gestaltung, Dauer, etc.) und von der subjektiven Situation und Interpretation durch den Konsumenten (Vgl. Kroeber-Riel/ Weinberg/ Gröppel-Klein 2009, S. 80 f.).

Erotik – physisch und psychisch

Die Wirksamkeit von erotischen Stimuli kann unter anderem auf evolutionäre Gründe zurückgeführt werden. Hier sind Sexualität und Werben eng mit einander verknüpft  (Vgl. Baschab 2006, S. 13) und Forschungen haben gezeigt, dass Sex womöglich ein ebenso fundamentales Bedürfnis darstellt, wie Nahrung oder Schlaf (Vgl. Fischer/ Moore/ Pittenger 2011, S. 69 ff.). Zudem konnten die Sexualforscher William Masters und Virginia Johnson die hohe Bedeutung psychischer Prozesse bei der Sexualität nachweisen (Vgl. Masters/ Johnson 1966, S. 3 ff.).

Auf neuronaler Ebene ist sexuelle Erregung beim Menschen vereinfacht dargestellt, ein motivationaler Zustand von Spannung und Aufregung, der durch physiologische und kognitive Reaktionen auf erotische Reize hervorgerufen wird. (Vgl. Zimbardo/ Gerrig 2008, S. 433). Bestimmte Strukturen des Gehirns, wie Hypophyse und Hypothalamus und auch bestimmte Hormone, die sog. Neurotransmitter sind hier ausschlaggebend (Vgl. Thompson 2001, S. 188).

Gehirn Funktionen

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Klug/ Wendt 2007, o.S.; Zimbardo/ Gerrig 2008, S. 91 ff.

Positive und negative Effekte von Erotik in der Werbung

Aus den vorgestellten Studien und der Literatur gehen verschiedene sowohl positive als auch negative Effekte von Erotik als Werbemittel hervor. Ein sehr wichtiger positiver Aspekt ist, dass Erotik als Werbemittel grundlegend wirkt, da es in erster Linie Aufmerksamkeit erzeugt, was in Zeiten des „information overload“ für Werbetreibende von hoher Bedeutung ist (Vgl. Hierneis/ Grandt 2008, S. 1). Insgesamt konnte hier auch hohe physische und kognitive Reaktionen gemessen werden (Vgl. Belch et al. 1982, S. 424 ff.), sowie positive Emotionswerte (Vgl. Hierneis/ Grandt 2008, S. 1). Außerdem konnte herausgefunden werden, dass erotische Elemente in der Werbung besser erinnert und zudem signifikant öfter und länger angesehen werden (Vgl. Lachmann 2002, S. 153 f.). Des Weiteren lässt sich durch Einsatz erotischer Stimuli das Productliking und die Kaufabsicht bei Männern erhöhen (Vgl. MediaAnalyzer 2005, S. 4 ff.). Durch die Darbietung dieser Reize im richtigen Kontext, wie beispielsweise das beworbene Produkt als Geschenk eines Mannes für eine besondere Frau, wird auch die Einstellung von Frauen positiv beeinflusst (Vgl. Dahl/ Sengupta/ Vohs 2009, S. 220). Generell führt die Darbietung erotischer Reize mit Produkten, die sich auf ein dazu passendes Thema beziehen, zu einer positiveren Bewertung der entsprechenden Werbeanzeige (Vgl. Pope/ Voges/ Brown 2004, S. 76 ff.).

Diesen positiven Aspekten steht jedoch auch eine Vielzahl von Negativen gegenüber. In verschiedenen Experimenten fand man heraus, dass sich Erotik in der Werbung negativ auf die Markenerinnerung auswirkt (Vgl. Weller/ Roberts/ Neuhaus 1979, S. 145 ff.; Vgl. MediaAnalyzer 2005, S. 4 f.). Zudem werden Elemente einer Werbung, wie Logo oder Produkt nicht beachtet. Erotik in der Werbung ist zudem vor allem bei Frauen negativ konnotiert wegen der sexuellen Objektivierung der Frau. Bei Frauen beeinflusst Erotik in der Werbung zudem sowohl die Markenerinnerung als auch den Kaufimpuls negativ (Vgl. MediaAnalyzer 2005, S. 4 ff.). Auch bei der jüngeren Generation hat sich gezeigt, dass „sex sells“ so gut wie keinen Einfluss hat, da diese auf Grund der hohen medialen sexuellen Präsenz bereits „abgestumpft“ sind (Vgl. Hermes 2009, S. 20).

Insgesamt gilt Erotik als einer der häufigsten Auslöser des sog. Vampireffekts. Es kommt hier entweder zu einer Beeinflussung der Aktivierungsstärke beim Konsumenten, was wiederum zu einer Art „Abstumpfung“ gegenüber der Werbebotschaft führt oder zu einer gänzlichen Ablenkung  (Vgl. Lachmann 2002, S. 152 f.).

Zusammenfassend ist hier allerdings zu sagen, dass Erotik in der Werbung gleichermaßen positive als auch negative Effekte haben kann und dass diese von bestimmten Determinanten, wie beispielsweise Intensität, Art des Produktes und Zielgruppe abhängen.

Ausblick auf Teil 2

In diesem Beitrag habt ihr nun kurz und knapp die wichtigsten Forschungsstände und Wirkweisen von Erotik in der Werbung erfahren. Diese dienten damals als Grundlage für meine Arbeit.

Im zweiten Teil, stelle ich euch das Experiment vor, das ich durchgeführt habe und natürlich auch die Ergebnisse. To be continued.

Gruppenzwang auf Social Media

Das Corona-Virus sorgt in vielerlei Hinsicht für einen regelrechten Boom auf Social Media: Nicht nur stieg insgesamt die Nutzung von Social Media, sondern insbesondere auch das Engagement der User und organische Reichweiten haben enormen Zuwachs erfahren. Besonders Profile von Marken profitieren hier. Deren Engagementrate stieg im Schnitt um ca. 16% (organisch).

Was neben Corona-bezogenen Themen derzeit besonders gut funktioniert, sind Aufrufe und Challenges, welche von Privatpersonen übernommen und verbreitet werden. Aufrufe wie „Poste ein Bild von dir als du xy getan hast und markieren x Personen“ sieht man immer häufiger.

Ein Mix aus einfacher Informationszugänglichkeit und (seien wir ehrlich) auch Langeweile sorgt für diese Effekte.

Doch was hier so ganz lapidar und witzig erscheint, kann teils auch zu ernsthaften Problemen führen: Gruppenzwang auf Social Media ist weit verbreitet. Wie dieser entsteht und warum wir uns so ungern dagegen wehren, erfahrt ihr hier.

Was bedeutet Gruppenzwang eigentlich?

Grundsätzlich beschreibt Gruppenzwang ein Verhaltensphänomen, bei dem das eigene Verhalten an das Verhalten einer Gruppe angepasst wird. Man stellt seine persönlichen Bedürfnisse zurück, um den Vorstellungen der Gruppe zu entsprechend. Häufig dient dieses Verhalten dem Umgang mit Unsicherheiten und um Kontroversen zu vermeiden. Ziel ist die Akzeptanz in der Gruppe.

Das Asch-Experiment

Der Psychologe Solomon Asch untersuchte das Phänomen Gruppenzwang schon in den 1950er Jahren in seinen legendären Asch-Experimenten.

Probanden wurden gebeten, aus 4 Linien die beiden gleich langen Linien zu erkennen:

Asch-Experiment

Diese waren sehr eindeutig dargestellt. Doch wurden bis auf einen einzigen Teilnehmer pro Gruppe alle anderen Teilnehmer dazu aufgefordert, mit Absicht das gleiche falsche Ergebnis zu nennen. Interessanterweise entschieden sich dann auch die Nicht-Eingeweihten wie folgt:

  • 50% schlossen sich mit ihrer Wahl der Mehrheit an und nannten, obwohl absolut eindeutig, mit Absicht auch die falsche Linie
  • 5% stimmten kategorisch immer der Mehrheit zu
  • Nur 25% kritisierten, dass offenbar eine Mehrheit versucht, das Ergebnis zu beeinflussen.

Als man die Probanden später fragte, warum sie gegen ihre eigene Meinung gehandelt haben, gab es folgende Begründungen

  • Unsicherheit
  • Angst vor Repressalien, wenn sie sich gegen die Mehrheit stellen
  • Angst, aus der Gruppe hervorzustechen
  • Behauptung, es genau so, wie die Mehrheit gesehen zu haben.

Diese Gründe gehören bis heute zu den häufigsten Gründen, sich der „Mehrheit zu beugen“.  Auch auf Social Media Plattformen kann man dies beobachten.

Beispiele für Social Media Gruppenzwang

Besonders die Plattform WhatsApp war hierfür sehr anfällig:

Whatsapp Kettenbrief

Kettenbriefe, die vor allem an Jugendliche geschickt wurden und diese unter Druck setzten „Leite das 100 Leuten weiter oder jemand stirbt“. Dies zählt natürlich zu den sehr krassen Formen von Gruppenzwang. Sie funktionieren jedoch nach demselben Prinzip wie das Asch-Experiment, jedoch verstärkt durch ein negatives Druckmittel. Auch wenn man rational weiß, dass hier nichts Schlimmes passieren wird, führt gerade bei Kindern und Jugendlichen die Verlustangst dazu, dass sie teilnehmen.

Etwas harmloser, aber nicht weniger unter Druck setzend sind solche Posts, wie sie derzeit zu hundertfachen auf Facebook erscheinen:

Auch hier wird die Nicht-Erfüllung an eine negative Folge geknüpft.

Warum handeln wir so?

Solche Postings sind in erster Linie als Spaß zu verstehen (so etwas wie „Momo“ natürlich nicht!). Doch fühlen wir uns dadurch verpflichtet und in gewissem Maße unter Druck gesetzt. Schuld daran ist auf Social Media vor allen die Sichtbarkeit. Man wird markiert und veröffentlicht. Jeder bekommt mit, wenn man die Aufgabe nicht erfüllt. Ein negative Folge, wie eine „Geldbuße“ für z.B. etwas Soziales erhöhen den Druck hier noch. Man hat Angst als „Spielverderber“ oder „unsozial“ betitelt zu werden und beugt sich so häufig dem, was von der Gruppe erwartet wird.

Fazit

Wie ihr seht, gehört Gruppenzwang schon fast zu unserem natürlich Verhalten. Es gehört zu unserem Bedürfnis, einer Gruppe anzugehören.

Doch mein persönliches Credo:

Stehe immer hinter dem, was du selbst vertrittst. Man muss nicht immer folgen, man kann auch mal führen.

Und ich sch*** auf Social Media Pressure – ich mach nur das mit, was mir Spaß macht und zu meinen Bedingungen 😉

Fake News

Seit Donald Trump ist das Wort Fake News aus dem alltäglichen Sprachgebrauch und der Berichterstattung nicht mehr wegzudenken. Was oftmals scherzhaft gemeint ist, kann jedoch leider auch häufig zu Verwirrungen ungeahnten Ausmaßes führen und weitreichende Schäden verursachen – politisch, emotional, rechtlich.

Doch warum verbreiten sich Fake News eigentlich so schnell? Und wieso schenken wir ihnen so häufig Glauben?

Was sind Fake News?

Zunächst einmal sollte der Begriff Fake News einmal fachlich erklärt werden.

Fake News sind wörtlich übersetzt „falsche Nachrichten“. Es handelt sich dabei um Informationen, wie Texten, Fotos oder Videos, die nicht der Wahrheit entsprechen und in der Regel über Soziale Medien (sehr schnell) verbreitet werden.

Die visuelle Gestaltung dieser Fake News ist dabei richtigen Nachrichtenbeiträgen sehr ähnlich. Sie sind oft sehr reißerisch und „catchy“, um so mehr Aufmerksamkeit zu erlangen.

Und wieso verbreiten sich Fake News so schnell?

Die Geschwindigkeit mit der Fake News verbreitet werden, liegt einerseits natürlich an der Geschwindigkeit der Sozialen Medien selbst und wie diese Informationen ranken, aber sie liegt viel mehr noch an der Verhaltensweise von Usern im Netz und salopp gesagt daran, wie sie ticken.

Fake News: Eine Frage der Psychologie

„EILMELDUNG! Angela Merkel ist zurückgetreten!“ – diese und ähnliche gehörten zu den häufigsten erfundenen Schlagzeilen im Netz. BuzzFeed hat hierzu einmal ausgewertet, welche Artikel über Angela Merkel auf Facebook zwischen 2012 und 2017 die meisten Nutzer-Reaktionen bekommen haben. Das Ergebnis erschreckend: 7 der Top 10 Artikel waren sog. Fake News.

Man sieht schon, dass sich insbesondere Nachrichten, um bekannte Personen oder mit großem, allgemeinem öffentlichen Interesse das Potential zu Fake News birgen.

Wie schon erwähnt, spielt hier auch die Aufmachung mit rein: „catchy“ Schlagzeile, hoch emotional. Und das ist auch genau das, warum wir so darauf anspringen. Die Schlagzeile fängt unsere Aufmerksamkeit und durch den hohen Emotionsgehalt werden bei uns Emotionen und Reaktionen ausgelöst. Wir lesen meist gar nicht mehr als den Titel und der Drang, unsere Entdeckung und unsere Meinung über das Gelesene mit anderen zu teilen, ist meist intensiver, als die rationale Reaktion, die Information zu überprüfen.

Der eigenen Drang nach Aufmerksamkeit und das Teilen mit anderen (vor allem in den Sozialen Medien) ist durch Dopaminausschüttungen in unserem Gehirn gesteuert und das Reaktionsverhalten, welches durch unser tägliches Social Media Verhalten (Teilen, Kommentieren, Liken) gelernt ist, macht uns tatsächlich süchtig und unterstützt dessen Wirkung.

Gegenbewegung

Doch wie kann man sich von Fake News schützen?

Grundsätzlich muss man sagen, dass wir selbst daran schuld sind, wie schnell sich Fake News verbreiten. Wir alle habe meiner Meinung nach eine gewisse Pflicht, uns mit Informationen auseinanderzusetzen und diese ggf. zu prüfen.

Aber auch Social Media Plattformen sehen sich hier in der Pflicht, das Verbreiten von Fake News einzudämmen. So hat Whatsapp beispielsweise auf Grund des hohen Aufkommens von Fake News auf ihrer Plattform bzgl. Corona einen Informations-Hub  gestartet, um diesen Fehlinformationen entgegenzuwirken.  Unterstützung bekommt der Dienst dabei von der WHO, Unicef und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Zusätzlich soll es auch eine Hotline geben. Auch der Mutterkonzern Facebook, Twitter Google und LinkedIn schließen einen sich im Kampf gegen Fake News.

Außerdem spendet WhatsApp rund eine Million Dollar an das Poynter Institute, welches unter anderem ein  International Fact-Checking Network (IFCN).

Die Klopapier-Krise: Warum hamstern wir?

Seit Wochen bestimmt ein Thema die Medien: Das Coronavirus

Doch so ernst die Lage auch ist, sie wird in Deutschland von einem Phänomen überschattet, das die Gemüter gleichermaßen erhitzt und belustigt: Hamsterkäufe von Klopapier

Doch woher kommt dieses scheinbar irrationale Verhalten? Warum hamstern wir? Und wieso ausgerechnet Klopapier?

Der Mensch ist ein Herdentier

Wir haben es hier mit einer völlig unbekannten Krise zu tun und alles, was unbekannt ist, macht uns Angst. Die Unwissenheit, was als nächstes passieren wird, treibt daher unser Verhalten. Urinstinkte, wie unser Herdentrieb, werden dabei geweckt. So lassen wir uns vom Kaufverhalten anderer anstecken. Wenn viele Personen ein bestimmtes Produkt kaufen, denken wir, dass es dafür einen bestimmten Grund geben muss und wir tun es ihnen gleich. Nachahmung statt selbst denken, ist hier die Devise, um das vermeintliche Überleben zu sichern. Hamsterkäufe geben uns zudem ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle, was für uns in Bezug auf das Unbekannte und Ungewisse sehr wichtig ist.

Prinzip der Verknappung

Zusätzlich befeuert, werden die Hamsterkäufe durch einen Effekt, den man normalerweise ganz gezielt als Werbemaßnahme am POS einsetzt, welcher nun aber ganz natürlich passiert: Das Prinzip der Verknappung bzw. künstliche Verknappung.

Oftmals werden Waren in Supermärkten nur in geringen Stückzahlen ausgelegt. Hierfür schafft man gerne prominente Plätze am POS, wie auffällige Produktstelen, in denen sich dann aber nur wenige Produkte befinden. Dies soll dem Kunden suggerieren, dass das Produkt gefragt ist. Hier kommt wieder das Prinzip zu tragen: wenn viele Leute das gekauft haben, muss es einen Grund geben, also kaufe ich es lieber auch.

Nur diesmal handelt es sich hier nicht um eine Marketingstrategie, sondern um natürliche Verknappung.

Verstärkt wird dieser Effekt zusätzlich dadurch, dass Klopapierpackungen etwas sind, das in den Regalen sehr sichtbar ist. Wenn in einem Regal 50 Packungen Klopapier fehlen, fällt das mehr auf als wenn 50 Dosen Bohnen fehlen. Somit wird uns die Verknappung noch bewusster.

Bildquelle: https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-panorama/hamstereinkaeufe-wegen-corona-sind-nicht-notwendig_a162935

Soziale Medien als Multiplikatoren

Ein weiterer Grund für die enormen Ausmaße, die Hamsterkäufe in deutschen Supermärkten angenommen haben, ist die zusätzliche Popularität des Themas durch Soziale Medien. Diese dienen hier als Multiplikatoren.

Das Posten von leeren Regalen, auch wenn man sich darüber aufregt oder lustig macht, schürt den Verknappungseffekt und unsere Angst vor dem Ungewissen. Wir haben „die Krise“ quasi rund um die Uhr vor Augen. Soziale Medien transportieren zudem die allgemeine Stimmung einer Bevölkerung und diese ist im Moment auf Panik(mache) ausgelegt. Wir übernehmen diese Grundstimmung mehr oder weniger unbewusst.

Warum Klopapier?

Doch warum ist ausgerechnet Klopapier der Hamsterkauf-Artikel der Wahl? Klopapier vermittelt uns in unserer wohlhabenden Gesellschaft ein Gefühl von Komfort und Mindeststandard. Die Kaufentscheidung ist zudem denkbar einfach: Man kauft Klopapier ja meisten sowieso aus reiner Routine und nimmt sich dann einfach etwas mehr mit. Im Gegensatz Lebensmitteln kann Klopapier nicht schlecht werden und wir bereuen unsere Kaufentscheidung dann im Nachhinein nicht. Das subjektiv erlebte Risiko ist somit quasi gleich Null.

Doch was kann man tun?

Das dieses Verhalten in Anbetracht unserer sicheren Versorgungskette absolut irrational ist, scheint zwar vielen Menschen klar, aber dennoch ist es schwierig aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Doch was kann man tun? Selbstkontrolle und – konditionierung sind hier das Stichwort. Sobald ich den Impuls spüre zu hamstern, muss ich mir in der Situation bewusst machen, dass es für alle gerade besser ist, wenn ich diesem Impuls nicht nachgeben. für Das Denken für die Gesellschaft ist hier sehr wichtig.

Der IKEA-Effekt

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum es eigentlich Kuchenbackmischungen gibt, bei denen man noch Zutaten, wie Eier, Milch und Co. hinzufügen muss? Da kann man eigentlich gleich alles selber machen oder direkt einen fertigen Kuchen kaufen oder?

Doch tatsächlich spielt genau diese Art der Vervollständigung von fast fertigen Produkten eine wichtige psychologische Rolle. Warum das so ist und was das Ganze mit Ikea zu tun hat, erfahrt ihr hier.

Backe backe Kuchen

In den 1950er Jahren stagnierte der Absatz der einst so gefeierten Kuchenbackmischungen in den USA. Die amerikanischen Hausfrauen lehnten diese zunehmend ab, da diese die Backmischungen als zu einfach empfanden: Ihr Anteil an Eigenleistung und auch ihre Fähigkeiten in der Küche, wurden durch diese nicht mehr benötigt bzw. gefordert.

Daraufhin ging die Industrie dazu über, Backmischungen auf den Markt zu bringen, die eben diese Eigenleistung wieder forderte und zwar indem zusätzlich zur Mischung frische Zutaten hinzugefügt werden mussten. Diese Eigenleistung kommunizierten sie auch an erster Stelle in ihrer Werbung und brachte den Erfolg.

Der IKEA-Effekt

Was in den 1950er Jahren vermutet wurde, konnte 2009 in der Studie von Michael Norton, Daniel Mochon und Dan Ariely „The IKEA effect: When labor labor leads to love“ wissenschaftlich belegt werden. Der heute als IKEA-Effekt bekannte Effekt, besagt folgendes:

Selbst entworfene bzw. selbst zusammengebaute Produkte werden im Vergleich zu fertig gekauften Massenprodukten mehr gewertschätzt. Diese Wertschätzung erreicht qualitativ fast den gleichen Status die für ein individuell durch einen Handwerker gefertigtes Einzelstück.

Die Bezeichnung „IKEA-Effekt“ liegt hier auf der Hand.

Die Studie

Bei ihrer Studie mussten die Probanden vorher ausgewählte und bereits zusammengebaute Möbel begutachten und die gleichen im Anschluss nach Anleitung selbst zusammenbauen. Danach sollten sie beide Möbel bepreisen – das zuerst angesehene, bereits fertige Stück und ihr selbst zusammengebautes. Die eigenen Möbel wurden hier höher bepreist.

Das Ergebnis wurde durch das Basteln von Origami-Figuren und das Zusammenbauen von einfachen Bausetzen bestätigt. Je höher der Eigenanteil der Leistung, desto höher die Wertschätzung.

Ebenfalls eine große Rolle spielte hierbei der erfolgreiche Abschluss eines Projekts. Dieser war zwingende Voraussetzung für das Eintreten des IKEA-Effekts. Mussten die Probanden das zusammengebaute Produkt wieder zerlegen, trat der Effekt nämlich nicht auf. Auch bei nur halber Fertigstellung, trat er nicht ein.

Wichtig ist also den Probanden ein bestimmtes Maß an Eigenleistung, Individualisierung und die Möglichkeit der Fertigstellung der Aufgabe zu ermöglichen.

Pinterest und der IKEA-Effekt

Eine von mir aufgestellte These: Pinterest eignet sich ideal als Social Media Plattform, um sich den IKEA-Effekt zu Nutze zu machen. Die Plattform lebt von Do-it-youself Inhalten und verknüpft somit ideal die Anforderungen die der Konsument hat. Für Unternehmen aus meiner Sicht eine tolle Chance, um die Individualisierbarkeit ihrer Produkte oder auch Upcycling-Möglichkeiten zu präsentiere  und somit die Wertschätzung die Markenwahrnehmung positiv zu beeinflussen.