Die DMEXCO 2018 ist vorbei. Was hat die Digitalmarketing-Branche dieses Jahr bewegt? Was sind die Trends? Die wichtigsten Insights bekommt ihr hier bei mir im Blog!
41.000 Besucher und 1.110 Austeller haben sich dieses Jahr auf Europas größter Digitalmarketing-Messe getroffen, um über die neusten Themen aus Online-Marketing, Social Media und neue Technologien zu diskutieren und sich auszutauschen.
Dabei Stand die diesjährige DMEXCO vor allem unter den Zeichen von KI, Augmented Reality, Automatisation und Daten, Daten, Daten…
Hier kommen die wichtigsten Facts zu meinen diesjährigen Big Five Themen:
KI
KI – das Buzzword der DMEXCO. Jeder will, aber kaum einer hat konkrete Pläne.
Ein Großteil der Unternehmen ist davon überzeugt, dass KI in den nächsten Jahren für ihr eigenes Geschäft wichtig sein wird. Laut einer Studie des BFDW anlässlich zur DMEXCO halten 42% der Befragten Künstliche Intelligenz für wichtig und 36% sogar für sehr wichtig und rechnen dabei durchschnittlich mit einem Umsatzwachstum von 22% durch KI.
Unternehmen erhoffen sich durch künstliche Intelligenz, das Verhalten und die Bedürfnisse ihrer Konsumenten besser zu verstehen. Alle sind sich einig: wir brauchen KI! Doch wie bereits gesagt: konkrete Pläne zum Einsatz von KI in ihren Unternehmen haben bisher die wenigsten. Bisher gibt es einige sog. Leuchtturmprojekte, aber bis KI wirklich Bestandteil von Geschäftsmodellen und Marketingstrategien sein wird, werden wohl noch ein paar Jahre des Testens und Ausprobierens vergehen.
KI findet heute vorrangig Einsatz bei Voice Systemen, wie Alexa, Chatbots oder Programmatic Advertising. Auch im Journalismus tastet man sich an das Thema heran, mit etwa roboter-generierten Texten. Genutzt werden diese beispielweise auch in Live-Tickern diverser Fußballverbände.
Natürlich wurde in diesem Zusammenhang auch das Thema Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine diskutiert und die Angst, KI würde in Zukunft gewisse Berufe überflüssig machen.
Hier waren sich die meisten einig, dass man KI als einen willkommen – digitalen – Kollegen ansehen sollte. Gerade in Kreativagenturen solle KI weder Mitarbeiter ersetzen, noch sie in ihrer Kreativleistung einschränken, sondern ihnen z.B. nötige Zielgruppeninformationen zukommen lassen. Auch im Programmatic Advertising soll KI lediglich dabei unterstützen, Anzeigen passend zu erstellen und auszuspielen.
Ob das in den nächsten Jahren der Fall sein wird und welchen Einfluss KI auf unser alltägliches Leben haben wird, bleibt also spannend – wir müssen uns nur noch etwas gedulden.
Automatisation
Ein Thema, das Hand in Hand mit KI geht, ist die Automatisierung. Sogar Ex-Formel 1 Weltmeister Nico Rosberg, der sich erst im Mai diesen Jahres am Adtech-Start up Stoyo beteiligte, sieht hier wahnsinniges Potential. Stoyo beschreibt sich als die führende Agentur für datengetriebene Kreation auf Facebook und Instagram und setzt dabei u.a. auf datengetriebene Prozesse bei der Erstellung von videobasierten Werbehinhalten.
Vor allem im Bereich Mobilindustrie sieht Rosberg große Chancen. Für ihn sind „autonomes Fahren und elektrische Autos die Themen der Zukunft“, wie er auf der DMEXCO bekannt gab.
Dabei birgt Automatisation noch andere Potentiale. Mit der riesigen Datenmenge, die uns zur Verfügung steht, können Voraussagen über menschliches Verhalten immer besser getroffen werden.
Das klingt einerseits spannend und bietet viele Möglichkeiten für zielgruppengenaues Marketing, aber andererseits auch etwas beängstigend, hab ich recht?
Deshalb war ein weiteres wichtiges Thema der diesjährigen DMEXCO die richtige Verantwortung mit den großen Datenmengen.
Big Data & Datenverantwortung
Ein wichtiger Punkte (gerade im Zuge von DSGVO und ePrivacy) ist die Frage: was machen wir mit den massenhaft Daten, die uns zur Verfügung stehen?
Hier steht ganz klar das Verlangen zur Wahrung der Privatsphäre dem Bedürfnis nach Optimierung (vor allem im Marketing) gegenüber.
Verschiedene Diskussionen zum Thema haben allen gezeigt, dass sich zumindest bei der Basis alle einig scheinen: Es soll „ein Geschäft zwischen Menschen bleiben“, heißt es.
Klingt erstmal beruhigend, aber ich glaube, die kommenden Jahre werden zeigen, wer sich durchsetzt und natürlich spielt hier auch immer die Bereitschaft des Kunden mit rein, seine Daten Preis zu geben.
Mir schien man auf der Messe etwas zu einig, was das Thema Datenverantwortung angeht. Natürlich klingt es sehr beruhigend, wenn man eine Art Agreement hat, Daten nicht „auszunutzen“, aber ich bin der Meinung, erst die Praxis wird zeigen, ob es einzuhalten ist und man wird sicherlich auch die ein oder anderen Ausnahmen diskutieren müssen, um mögliche Innovation in gewissen Bereichen voranzutreiben.
Aktuell habe ich noch keine ausgereifte Meinung dazu – ich beobachte noch. Aber lasst mir gerne eure Gedanken zu diesem Thema als Kommentare zu kommen. Ich freue mich auf eine spannende Diskussion!
Augmented Reality
Wenn eine Sache dieses Jahr die sog. „Experience Hall“ dominiert hat, dann war es Augmented Reality. An zahlreichen Ständen hat man die Technologien der Hersteller testen können.
Auch ich habe mich in die virtuelle Realität der Telekom gewagt und deren System getestet (Magenta Virtual Reality). Zugegebenermaßen bin ich bei dem Thema nicht die richtige Zielgruppe. Da mir von 3D und VR leider recht schnell schlecht wird, konnte ich nicht allzu lange testen. Beeindruckend war das nahezu 360°-Erlebnis (ich hatte die Perspektive eines Wingsuite-Jumpers und bin von einer Klippe gesprungen), allerdings fand ich die Auflösung nicht so überzeugend. Andere Produkte in dem Bereich konnte ich leider nicht mehr testen. Es hätte noch einen sehr interessanten Flugsimulator von der Lufthansa gegeben. Ich denke, dass in solchen Beispielen auch mit die Zukunft der VR liegt – absolut reelle Flugsituationen für angehende Piloten oder ähnliche Darstellungen für andere Berufsgruppen.
Natürlich sollte man den reinen Entertainment-Faktor nicht außer Acht lassen. Für Personen, denen VR (körperlich) nichts ausmacht, finden sich sicherlich tolle Möglichkeiten zur Integration ins TV- und Playstation-Erlebnis – und habt ihr Pokémon Go schon vergessen?
Ein tolles Beispiel für den Einsatz von AR aus Marketingsicht zeigt das schwedische Möbelhaus Ikea schon seit geraumer Zeit. Mit seiner AR-App soll den Kunden geholfen werden, die richtigen Möbel auszusuchen, indem sie die Möbel virtuell in ihrer eigenen Wohnungen betrachten können.
Video
Mein letzter Kandidat auf der Big Five Liste ist in diesem Jahr vermutlich sowieso niemandem entgangen: der Trend zu Videocontent.
Immer mehr Marketer (gerade im B2B-Bereich) setzen auf Native Video Advertising. Aber warum der Hype? Ganz einfach: Videocontent bietet einfach mehr Raum für Kreativität und Storytelling und erzeugt somit mehr Aufmerksamkeit und führt zu mehr Interaktionen.
Kürzlich launchte ja auch Instagram seine neueste App IGTV und zeigt somit deutlich, dass der Trend gesetzt ist und sein Potential noch nicht ausgeschöpft (mehr zu IGTV findet ihr in meinem Beitrag https://marketingcorner.de/igtv-bekommt-youtube-konkurrenz ).
Auf der DMEXCO ist mir ein Anbieter für Videocontent und Video-Lösungen nach dem anderen aufgefallen. Jeder will wohl eine Scheibe vom Trend abhaben.
Dabei geht es einerseits um das Anbieten von möglichst vielen kreativen Funktionen, aber auch Einfachheit in der Bedienbarkeit von beispielsweise Video-Apps und das Angebot hochwertiger Beratung.
Andererseits geht es um seinen Wert als Werbeplattform. Video ist so attraktiv für Advertiser und Publisher, wie nie. Da wundert es kaum, dass (zumindest für mein persönliches Empfinden) auch so viele Advertiser auf der Messe vertreten waren, wie noch nie.
Fazit
Mein persönliches Fazit: auch dieses Jahr war es wieder beeindruckend zu sehen, welchen Fortschritt die Branche innerhalb eines Jahres gemacht hat und wo die Reise künftig hingehen wird. Besonders gut hat mir dieses Jahr auch die Auswahl hochkarätiger Speaker, wie Stand Chudnovsky (VP of Product – Facebook Messenger), David Weinberger (u.a. Beststeller-Author und Harvard-Researcher) zum Thema „The Internet, AI and keeping Marketing Human“ und Jan Böhmermann gefallen, die in ihren Beiträgen auch oft kritisch waren. So sagte Böhmermann in seinem Auftritt zum Thema „Hear the Hype: Podcasting in the Digital Age“: „Radiosender haben vergessen, dass Worthinhalte wichtig sind“.
Gut gefallen hat mir auch die Gesamtorganisation. Im Vergleich zu vor zwei Jahren, wurde das ganze Einlassmanagement viel strukturierte geregelt und mit der DMEXCO-App hatte man noch einen nützlichen Begleiter, der einem half, nicht den Überblick über das Angebot zu verlieren.
Einen Kritikpunkt gibt es von meiner Seite jedoch auch: seitens der Austeller hat mir schlicht die Proaktivität gefehlt. Manch einer mag es vielleicht als angenehm empfinden, nicht permanent nach bester Strandverkäufer-Marnier angesprochen zu werden, aber dieses Jahr scheinen sich die meisten Austeller gesagt zu haben „soll der Kunde doch auf mich zukommen“. Die Stände waren dieses Jahr gefühlt auch überbesetzt mit den Mitarbeitern der jeweiligen Firmen, mit dem Effekt, dass mehr die Mitarbeiter untereinander in Gespräche vertieft waren und der Kunde ignoriert wurde (und wer mich kennt: ich bin nicht gerade der Typ, der sich nicht traut, selbst auf die Leute zuzugehen) – von daher sehr schade.
Im Großen und Ganzen war mein DMEXCO-Besuch dieses Jahr schon eher positiv, aber nicht gänzlich überzeugend, so dass ich nicht weiß, ob ich auch nächstes Jahr wieder hingehen werde. Spannend abzuwarten, bleibt auch das Fazit der Organisatoren und der Kritiker vom letzten Jahr.