Handysucht

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Laut Statista nutzten  97,1 Prozent der 14- bis 19-jährigen Personen in Deutschland im Jahr 2019 ein Smartphone. In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen sind es 97,2 Prozent, bei den 30- bis 39-Jährigen 95,7 Prozent. Der Anteil der Smartphone-Nutzer/-Besitzer bei den über 70-Jährigen beläuft sich immerhin noch auf 43,9 Prozent.

Diese Zahlen zeigen, dass Smartphones aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Natürlich, denn sie sind ja auch praktisch und ein einfacher Weg der Kommunikation. Doch was wir dabei häufig unterschätzen, ist die Nutzungsdauer. Wie viel Zeit verbringt ihr täglich an eurem Smartphone?

Dass hier Selbst- und Fremdeinschätzung drastisch auseinandergehen, bewies eine britische Studie von Dr. Sally Andrews zu diesem Thema.

Die Befragten (18-22 Jahre) sollten ihren täglichen Smartphone-Konsum im Verlauf von 15 Tagen einschätzen. Zeitgleich wurde eine App auf ihren Geräten installiert, die die tatsächliche Nutzung dokumentierte (inkl. Telefonieren und Musikhören). Die Ergebnisse:

  • Smartphones werden pro Tag durchschnittlich 85 Mal gecheckt – doppelt so häufig, wie die Probanden annahmen
  • Nutzungsdauer 5 Stunden täglich, wobei mehr als die Hälfte aller Aktionen weniger als 30 Sekunden dauern
  • Der weltweite Durchschnitt liegt bei 3,7 Stunden – ein Wachstum von 35% seit 2017
  • 2019 wurden 204 Milliarden Apps heruntergeladen.

„Es handelt sich um ein gewohntes, automatisches Handeln, das wir bewusst gar nicht wahrnehmen“, folgert Dr. Sally Andrews, Hauptautorin der Studie.

Sind wir süchtig?

Immer häufiger wird hier von einer sog. „Handysucht“ gesprochen. Bei dem Bild, das sich in unserem Alltag abzeichnet – Menschen starren nur noch ins Smartphone, greifen reflexartig danach – scheint dies tatsächlich auch ein ernstzunehmendes  psychisches Problem zu sein.

Doch tatsächlich ist Handysucht noch nicht als Krankheit angesehen. Bislang gibt es keinen Code im Klassifizierungssystem für medizinische bzw. psychiatrische Diagnosen.

Definiert wird sie als Handyabhängigkeit und meint den zwanghaften Drang, mit anderen (gerade nicht anwesenden) Personen über Telekommunikation in Kontakt treten zu wollen. Als Begleiterscheinung kann hier auch die Angst vor dem Verlust des Zugangs zu Telekommunikationsmedien entstehen (Nomophobie).

Wie entsteht der Drang?

Die Angst etwas zu verpassen gepaart mit dem Glücksgefühl, dass Mitteilungen von anderen, Likes und Kommentare auf Social Media bei uns auslösen, führt dazu, dass wir immer öfter zum Handy greifen. Wie bei jeder Sucht/ Abhängigkeit wollen wir den nächsten „Kick“, uns also immer wieder glücklich fühlen. Unser Gehirn schüttet dabei Dopamin aus. Je öfter wir zum Handygreifen, um dieses gute Gefühl zu bekommen oder einfach nur, um der Angst entgegenzuwirken, dass wir etwas verpassen, desto mehr fördern wir die Abhängigkeit. Ein Teufelskreis.

Symptome: Woran erkennt man die Abhängigkeit?

Neben dem eindeutigen Zeitinvest als Indikator, also die Nutzungsdauer mit euren Smartphones,  gibt es noch weitere Anzeichen, die euch aufzeigen können, dass ihr ggf. handysüchtig seid. Auf folgende Symptome solltet ihr dabei achten:

  • Kontrollverlust über den eigenen Handykonsum – sprich: Ihr habt keinen Überblick, wann, wie oft und wie lange ihr am Smartphone hängt
  • Vernachlässigung von Hobbys, Interessen oder Freunden aufgrund ständiger Handynutzung
  • Entzugserscheinungen wie aggressives Verhalten, wenn das Handy vergessen wurde oder der Akku leer ist
  • Heimliche Handynutzung, um andere Menschen zu täuschen
  • Erfolglose Versuche die Handynutzung einzuschränken

Auch wenn Handysucht noch keine anerkannte Krankheit ist, sind ihre Folgen bereits nachgewiesen: Exzessive Nutzung kann zu psychischen Erkrankungen beitragen. Sie fördert das Stressempfinden, kann Schlafstörungen verursachen und außerdem mindert es die Konzentration und kann zur sozialen Isolation führen.

Was kann man gegen Handysucht tun?

Eine erste Möglichkeit ist es, eine Tracking-App zu installieren, die die Smartphone-Nutzung dokumentiert. Dann hat man mal schwarz auf weiß, wie viel man sich mit seinem Handy beschäftigt.

Weiterführend gibt es dann verschiedene Strategien, um sich zu entwöhnen und wieder einen normalen, gesunden Umgang mit dem Handy zu erlernen. Eine Strategie ist das sog. Digital Detox.

Wie dieses funktioniert, erfahrt ihr in meinem nächsten Beitrag.

Fake News

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Seit Donald Trump ist das Wort Fake News aus dem alltäglichen Sprachgebrauch und der Berichterstattung nicht mehr wegzudenken. Was oftmals scherzhaft gemeint ist, kann jedoch leider auch häufig zu Verwirrungen ungeahnten Ausmaßes führen und weitreichende Schäden verursachen – politisch, emotional, rechtlich.

Doch warum verbreiten sich Fake News eigentlich so schnell? Und wieso schenken wir ihnen so häufig Glauben?

Was sind Fake News?

Zunächst einmal sollte der Begriff Fake News einmal fachlich erklärt werden.

Fake News sind wörtlich übersetzt „falsche Nachrichten“. Es handelt sich dabei um Informationen, wie Texten, Fotos oder Videos, die nicht der Wahrheit entsprechen und in der Regel über Soziale Medien (sehr schnell) verbreitet werden.

Die visuelle Gestaltung dieser Fake News ist dabei richtigen Nachrichtenbeiträgen sehr ähnlich. Sie sind oft sehr reißerisch und „catchy“, um so mehr Aufmerksamkeit zu erlangen.

Und wieso verbreiten sich Fake News so schnell?

Die Geschwindigkeit mit der Fake News verbreitet werden, liegt einerseits natürlich an der Geschwindigkeit der Sozialen Medien selbst und wie diese Informationen ranken, aber sie liegt viel mehr noch an der Verhaltensweise von Usern im Netz und salopp gesagt daran, wie sie ticken.

Fake News: Eine Frage der Psychologie

„EILMELDUNG! Angela Merkel ist zurückgetreten!“ – diese und ähnliche gehörten zu den häufigsten erfundenen Schlagzeilen im Netz. BuzzFeed hat hierzu einmal ausgewertet, welche Artikel über Angela Merkel auf Facebook zwischen 2012 und 2017 die meisten Nutzer-Reaktionen bekommen haben. Das Ergebnis erschreckend: 7 der Top 10 Artikel waren sog. Fake News.

Man sieht schon, dass sich insbesondere Nachrichten, um bekannte Personen oder mit großem, allgemeinem öffentlichen Interesse das Potential zu Fake News birgen.

Wie schon erwähnt, spielt hier auch die Aufmachung mit rein: „catchy“ Schlagzeile, hoch emotional. Und das ist auch genau das, warum wir so darauf anspringen. Die Schlagzeile fängt unsere Aufmerksamkeit und durch den hohen Emotionsgehalt werden bei uns Emotionen und Reaktionen ausgelöst. Wir lesen meist gar nicht mehr als den Titel und der Drang, unsere Entdeckung und unsere Meinung über das Gelesene mit anderen zu teilen, ist meist intensiver, als die rationale Reaktion, die Information zu überprüfen.

Der eigenen Drang nach Aufmerksamkeit und das Teilen mit anderen (vor allem in den Sozialen Medien) ist durch Dopaminausschüttungen in unserem Gehirn gesteuert und das Reaktionsverhalten, welches durch unser tägliches Social Media Verhalten (Teilen, Kommentieren, Liken) gelernt ist, macht uns tatsächlich süchtig und unterstützt dessen Wirkung.

Gegenbewegung

Doch wie kann man sich von Fake News schützen?

Grundsätzlich muss man sagen, dass wir selbst daran schuld sind, wie schnell sich Fake News verbreiten. Wir alle habe meiner Meinung nach eine gewisse Pflicht, uns mit Informationen auseinanderzusetzen und diese ggf. zu prüfen.

Aber auch Social Media Plattformen sehen sich hier in der Pflicht, das Verbreiten von Fake News einzudämmen. So hat Whatsapp beispielsweise auf Grund des hohen Aufkommens von Fake News auf ihrer Plattform bzgl. Corona einen Informations-Hub  gestartet, um diesen Fehlinformationen entgegenzuwirken.  Unterstützung bekommt der Dienst dabei von der WHO, Unicef und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Zusätzlich soll es auch eine Hotline geben. Auch der Mutterkonzern Facebook, Twitter Google und LinkedIn schließen einen sich im Kampf gegen Fake News.

Außerdem spendet WhatsApp rund eine Million Dollar an das Poynter Institute, welches unter anderem ein  International Fact-Checking Network (IFCN).

Herzloses Instagram

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Vor kurzem ging ein Aufschrei durch die Social Media Gemeinde: Instagram versteckt Likes!

Doch was hat es damit auf sich?

Tatsächlich kündigte das Unternehmen vor Kurzem an, dass es in verschiedenen Ländern gerade einen Test am Laufen habe. Die Begründung sowohl einfach, als auch gut:

“We want your friends to focus on the photos and videos you share, not how many likes they get. You can still see your own likes by tapping on the list of people who’ve liked it, but your friends will not be able to see how many likes your post has received.”

IG Statement_keine Likes mehr

Quelle: Instagram Twitter-Account

Konkret bedeutet dies, dass Follower und Externe die Likes und Videoaufrufe von Beiträgen nicht mehr sehen können – nur der Ersteller kann dies noch.

 

Welche Folgen hat dies?

Für Unternehmen und Influencer ist das erstmal ein Schock und könnte schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Menschen tendieren dazu, häufig gelikte Beiträge eher anzuschauen und ebenfalls zu liken als solche mit wenigen oder ganz ohne Likes. Wir vertrauen hier sozusagen auf das Gütesiegel der Herde: haben viele Menschen etwas für gut befunden (geliked), muss es gut sein und es lohnt sich für mich, dieses ebenfalls genauer zu betrachten. Und da ich mich der Meinung der Herde in der Regel nicht widersetze, tue ich es ihr gleich und like den Beitrag ebenfalls.

Für Unternehmen ist dies somit ein wichtiger Einflussfaktor für ihre KPIs. Reichweite, Interaktionen, Likes – das sind die Messgrößen der Social Media Branche und an diesen wird der Erfolg von Kampagnen und Werbemaßnahmen auch gemessen.

Das verstecken der Likes könnte sich somit auf die Wahrnehmung der User auswirken und das wiederum negativ auf die Bewertung von Beiträgen.

In einem weiteren Test entfernt Instagram zudem die Followerzahlen. Gerade für Influencer eine geschäftsschädigende Maßnahmen. Denn Unternehmen und somit Kooperationspartner recherchieren diese unter anderem nach ihrer Reichweite.

Warum macht uns Instagram so süchtig?

Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass wir bzgl. Likes oft von der Herde und deren Meinung getrieben werden. Dabei löst Instagram (und auch jede andere Social Media Plattform) noch ganz andere Triebe in uns aus: das Streben nach Anerkennung und Bestätigung, welches sich in unserer Gesellschaft zur Sucht entwickelt hat.

Doch warum ist das so?

Ziel von Instagram, Facebook und Co. ist es, dass du dort möglichst viel Zeit verbringst, also viel postest, mit Freunden interagierst und Likes hinterlässt. Warum? Damit du Daten hinterlässt und Instagram dir zielgerichtet, passende Werbung ausspielen kann.

Die App ist grundlegend darauf ausgerichtet, dein Bedürfnis nach sozialer Anerkennung zu befriedigen. Denn wir alle verspüren eine nahezu dauerhaft begleitende Angst – die Angst, etwas Tolles zu verpassen, weshalb wir selber alles festhalten und mit anderen teilen wollen, aber gleichzeitig auch das Geteilte von anderen bemerken und honorieren. Unsere Motivation ist es, uns in den sozialen Netzwerken präsent zu zeigen, um so Anerkennung durch Follower und Likes zu erlangen.

IG ist somit ein Mittel zur sozialen Anerkennung, Likes und Follower die Belohnung für unser Gehirn, welche in Form von Dopamin  ausgeschüttet wird (wirkt übrigens ähnlich wie Drogen und Zucker):

Likes und Follower als Belohnung für das Gehirn = Dopamin. Wirkt wie Drogen und Zucker

Mehr Infos zum Thema Social Media Sucht findet ihr hier in dieser super informativen Reihe von Arte: Dopamin

In 8 kurzen Videos wird dort auf humorvolle Art und Weise erklärt, warum und Facebook, Instagram und Co. so süchtig machen.

Tut Instagram jetzt Buße?

Fast könnte man meinen, dass Instagram mit diesem Schritt seinen Usern aus der Sucht helfen möchte. Das klingt doch erstmal sehr löblich.

Rein aus menschlicher und psychologischer Sicht finde ich dies aber einen sehr guten Schritt. Wir sind alle schon viel zu süchtig nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Da tut uns das Like-Detox ganz gut 😉

Aber ich bin mir sehr sicher, dass Instagram nicht Instagram wäre, wenn sie da nicht schon etwas anderes in Petto hätten. Denn sollten sie das „Likelose“ Instagram weltweit ausrollen, würde das auch für Instagram monetäre Auswirkungen haben.

Je nachdem, welche ökonomischen Auswirkungen dieser Test also auf Unternehmen und Influencer und ihre Profile hat und wie sich das wiederum auf die Geschäftsmodelle von Instagram auswirkt, wird es sich wohl entscheiden, ob Instagram den Test als weltweite Dauerlösung ausrollt – und wenn ja, können wir sicher sein, dass Instagram für sich schon eine gute (lukrative) Lösung parat hat 😉

Instagram-Gruppenanfragen ausschalten

Und zum Abschluss noch ein hilfreicher Trick, wir ihr euch vor ungeliebter Aufmerksamkeit auf Instagram schützt und einer furchtbar nervigen Sache entkommen könnt:

Jeder kennt sie, diese nervigen Gruppen, zu denen man von irgendwelchen Fake-Profilen hinzugefügt wird, um einen auf irgendwelche Pornoseiten zu locken. Aber damit ist jetzt Schluss! Denn diesen unseriösen Spam könnt ihr ganz leicht ausschalten:

  1. Instagram aktualisieren
  2. Einstellungen
  3. Benachrichtigungen
  4. Direktnachrichten
  5. Gruppenanfragen AUS