Produktplatzierung

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Wir alle kennen die Hinweise während TV-Sendungen „Unterstützt durch Produktplatzierung“. Insgeheim denken wir uns, dass sei doch bloß der rechtlich sichere Ausweg von Unternehmen, um Schleichwerbung zu platzieren und drauf reinfallen, tun wir gleich dreimal nicht.

Doch warum wird Product Placement dann überhaupt noch gemacht? Rentiert sich diese Art von „In ya face“-Werbung eigentlich?

Produktplatzierung

Schauen wir uns zunächst mal wieder den Rahmen an und klären, was Produktplatzierung eigentlich ist.

Produktplatzierung oder auch Product Placement beschreibt die gezielte Einbindung von Marken, Produkten oder Unternehmen in Serien, TV-Shows oder Kinofilmen und zwar unter Einbindung in die Spielhandlung. Das bedeutet, dass Produkte/ Marken gezeigt, thematisiert und auch verwendet, aber nicht werblich angepriesen oder hervorgehoben werden dürfen.

Produktplatzierung muss am Anfang, am Ende und nach Werbepausen als solche gekennzeichnet werden („Unterstützt durch Produktplatzierung“).

In Deutschland sind Produktplatzierungen seit 2010 zulässig, allerdings nur in (Kino-) Filmen und Serien, Sportsendungen und Sendungen der „leichten Unterhaltung“, nicht aber in Sendungen für Kinder.

Auf Social Media Kanälen – insbesondere YouTube – gilt ebenfalls diese Kennzeichnungspflicht.

 

Ab wann gilt Produktplatzierung als Schleichwerbung?

  • Die redaktionelle Verantwortung und Unabhängigkeit des Senders müssen unbeeinträchtigt bleiben.
  • Die Produktplatzierung darf nicht unmittelbar zum Kauf der Ware auffordern bzw. verkaufsfördernde Hinweise enthalten.
  • Das Produkt darf nicht zu stark in den Fokus gestellt werden.

 

Welche Arten von Produktplatzierung gibt es?

Arten von Produktplatzierung

 

Welcher (werbe-) psychologischer Effekt steckt hinter Produktplatzierung?

Wir wären nicht in der Marketing Corner, wenn wir das Thema nicht auch aus werbepsychologischer Sicht betrachten würden:

Durch Produktplatzierung soll das Produkt/ die Marke positiv im Gedächtnis des Konsumenten repräsentiert werden. Durch einen Wiedererkennungseffekt soll es so zur Erhöhung der Nachfrage nach diesem kommen.

Wichtig ist hier vor allem der emotionale Kontext und ihr ahnt, wohin die Reise geht – richtig: Konditionierung. Wir befinden uns hier bei der evaluativen und auch emotionalen Konditionierung. Hier sollen das Image und auch die Einstellung der Rezipienten gegenüber dem Film/ der Serie auf die Marke/ das Produkt übertragen werden, um so eine positive Assoziation zu schaffen und damit die Kaufabsicht zu erhöhen.

Das klingt nach unterschwelliger Beeinflussung? Dazu ein Beispiel:

Aufräumen mit dem Mythos „Vicary-Experiment“

Wenn es um unterschwellige Werbung geht, kommen viele sofort auf ein Experiment zurück, von dem sie mal gehört haben: jemand hat im Kino während eines Films „Kauft Popcorn“ „Trinkt Cola“ oft und blitzschnell eingeblendet, so dass die Zuschauer unterbewusst beeinflusst worden seien und die Umsätze für Popcorn und Cola in besagtem Kino signifikant anstiegen.

Die Realität? Dieses Experiment – auch bekannt als „Vicary-Experiment“ stammt aus den 50er Jahren und ist frei erfunden! Der leitende „Wissenschaftler“ (Anführungszeichen beabsichtigt) hat die Ergebnisse gefälscht. Das Experiment wurde oft wiederholt und immer kam man zu dem gleichen Ergebnis: die Zuschauer wurden nicht beeinflusst. Irgendwann hat Vicary dann auch zugegeben, dass er die Ergebnisse gefälscht hat.

Ihr seht also: wir sind gar nicht so beeinflussbar wie wir uns immer einreden und durch Produktplatzierung ist das kaum möglich 😉

Störfaktor Produktplatzierung?

Nun die Frage: was bringt das ganze denn noch? Für uns aus Rezipienten-Sicht ist klar, dass Unternehmen damit mehr Umsatz erwirtschaften wollen und da Produktplatzierung tatsächlich doch recht akzeptiert ist, ist es für Unternehmen tatsächlich profitabel. Im Jahr 2016 refinanzierte sich der Bond-Film „Spectre“ zu ein Drittel aus Produktplatzierungen.

Auch wenn es oft scheint, als würden wir uns über die vermeintliche „Schleichwerbung“ aufregen, ist sie doch akzeptierter als gedacht – gerade bei der jungen Generation und im Kontext Social Media und Influencern. Ihnen ist klar, dass Influencer auch Geld verdienen müssen und sind sogar dankbarer, wenn diese ihre Beiträge als Werbung kennzeichnen.

Coca-Cola Energy: zum Scheitern verurteilt?

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Erst kürzlich hatte ich euch vorgestellt, wie Coca-Cola damals den Markteintritt der grünen Coke-Life und dabei die ein oder andere Schwierigkeit hatte. Und wie ihr vielleicht wisst, ist die Coke-Life in Deutschland nicht wirklich etabliert.

Nun kommt Coca-Cola mit einem neuen „Experiment“ um die Ecke, Coca-Cola Energy und tritt damit in gleich zwei für das Unternehmen neue Märkte ein, nämlich den Markt der Energy Drinks und den der Party-Mischgetränke.

Ob sie da nicht vielleicht etwas spät dran sind? Eine kleine Einschätzung…

 

Hintergrund Coca-Cola Energy

Der Energy Drink Markt allein in Deutschland erzielt mittlerweile Umsätze von über 1 Millarde Euro und gehört zu den wenigen Getränke-Kategorien, die noch wachsen. Gleichzeitig sinkt der Umsatz von Coca-Cola Produkte im Bereich der alkoholfreien Getränke stark. Javier Meza, Global Chief Marketing Officer für kohlensäurehaltige Getränke, erklärt: „Energy Drinks sind eine der am schnellsten wachsenden Sparten der Branche.“

Ein Grund, sich nach mehreren Fehlversuchen, wie beispielsweise damals 2006 Relentless von CC, wieder mit einem neuen Produkt in den Markt zu wagen.

Das neue Produkt Coca-Cola Energy soll dabei keine Kopie der klassischen Energy-Drinks sein, sondern distanziert sich durch die Inhaltsstoffe. Statt auf Turin setzt CC auf Guarana und behält dabei auf den typischen Coca-Cola-Geschmack.

 

Umfrage zur Coca-Cola Energy

Ich habe auf Social Media mal eine kleine Umfrage (Facebook & Instagram Story) unter meinen Freunden und Followern gemacht und wollte herausfinden, wer von ihnen glaubt, dass sich Coca-Cola Energy gegen RedBull und Co. durchsetzen könne. Das Ergebnis? 75 Prozent der Befragten sagten ganz klar NEIN.

 

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(Hier abgebildet lediglich das Ergebnis der Befragung aus dem FB-Kanal Chrissy’s Marketing Corner)

 

Auch eine Beobachtung der Social Media Aktivitäten der Coca-Cola-Follower zeigt, dass sich die Gemeinde, dass die CC-Fans noch unschlüssig sein. Einige freuen sich auf das Experiment, bei anderen ist das Produkt schon vor Markteinführung (war am 06.06.2019) unten durch.

Doch sieht es wirklich so schwarz für das neue Produkt von CC aus?

 

Prognose für die Coca-Cola Energy

Anders als zum Beispiel bei der Coke-Life setzt Coca-Cola durch das Design ganz klar auf den Bezug zur Dachmarke und möchte damit auch deutlich machen, dass der Energy Drink auch geschmacklich mehr in Richtung Cola als RedBull geht. Der Kunde kann also ahnen, was ihn geschmacklich erwartet.

Wenn ihr euch erinnert: bei meinem Experiment zur Coke-Life, gingen Design und Erwartungshaltung vollkommen auseinander https://marketingcorner.de/werbewirkung-verunschaerfung

Hier geht Coca-Cola also auf nun mal sicher. Ebenso dadurch, dass sie nicht wie die Konkurrenz auf Taurin, sondern auf Guarana setzt.

Auch wenn meine Freunde und Follower sich nahezu einig waren, denke ich, dass Coca-Cola sich hier gar nicht explizit gegen RedBull und Co. durchsetzen muss, da sich ihre Zielgruppe (18-35) geschmacklich und von der Erwartung an die Inhaltsstoffe (Guarana statt Taurin) unterscheidet.

Ich denke, dass Coca-Cola Energy im Vergleich zu früheren Versuchen von Coca-Cola guten Chancen hat, auf dem Markt ein Player zu sein. RedBull in der Energy Drink und Partyszene (wobei ich mir CC Energy aber gut als künftiger Festival-Sponsor vorstellen könnte) wird auf Grund von RedBulls Etabliertheit und Sortenvielfalt wohl unmöglich.

Marke Teil II

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Beim letzten Mal haben wir uns mit der Definition und Bedeutung von Marken aus betriebswirtschaftlicher Sicht befasst. Heute stellen wir uns den Fragstellungen, die ich zu Beginn des Themas in den Raum gestellt hatte:

Wieso erinnern wir die Details von Marken so gut? Warum kennen wir ihre Werbeslogans? Wieso verbinden wir Marken mit bestimmten Situationen, Gefühlen, Farben usw.? Warum vertrauen wir (manchen) Marken? Wie erleichtern Marken unsere Kaufentscheidung? Ist es wirklich so schlimm ein „Markenschwein“ zu sein?

Zur Beantwortung dieser Fragen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

  1. Das Unternehmen hat von Anfang an in seiner werblichen Kommunikation etwas verdammt richtig gemacht
  2. Gewisse Strukturen in der Black Box des Konsumenten ebenen den Weg zur Markenerinnerung
  3. Das Unternehmen macht euch heute noch verdammt viel richtig in seiner werblichen Kommunikation

1. Unternehmen hat von Anfang an in seiner werblichen Kommunikation etwas verdammt richtig gemacht

Was meine ich damit? Marken schießen nicht über Nacht aus dem Boden und sind dann eine Millarden Dollar schwere, globale Brand. Um das zu werden, muss das Unternehmen etwas tun, nämlich (richtig) werben. Auch, wenn das viele vielleicht nicht gerne hören, aber dazu gehört in der Regel, sich mit seinem Produkt bzw. seiner Marke und der Zielgruppe, die man erreichen möchte, genau auseinanderzusetzen:

  1. Wer bin ich?
  2. Was ist mein Produkt/ meine Marke?
  3. Was kann mein Produkt/ meine Marke? Was ist der USP?
  4. Wer sind meine Kunden?
  5. Wo sind meine Kunden?
  6. Wie erreiche ich sie? (zeitlich, örtlich, welches Involvement)
  7. Welche Werte/ Emotionen möchte ich mit meinem Produkt/ meiner Marke vermitteln?
  8. Welches Budget habe ich?
  9. Welches Budget haben meine Kunden?
  10. usw.

Die Antworten auf all diese Fragen sind wichtig, um das Produkt/ die Marke richtig nach außen zu transportieren und zu kommunizieren und bringen uns zurück zu einem Tool, das wir bereits kennengelernt haben: Emotionale Konditionierung

Wir verbinden mit Marken vielmehr die damit verbundene Emotion als die technischen Fakten. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Pepsi-Cola-Challenge (http://discover-neuro.de/markenvergleich-coke-or-pepsi/ ) – ein Blindtest, bei dem die Konsumenten in der ersten Verkostung (Blindverkostung) Pepsi bevorzugten und in der zweiten Verkostung, in welcher sie die Markennamen wussten, Cola bevorzugt wurde. Kleiner Teaser: diesen Test werde ich demnächst auch nochmal durchführen. 😉

Kurz gesagt: die richtige werbliche Positionierung der Marke, trägt maßgeblich zu ihrem Erfolg bei.

(Natürlich möchte ich nicht abstreiten, dass auch manchmal ein Quäntchen Glück dazu gehört)

2. Gewisse Strukturen in der Black Box des Konsumenten ebenen den Weg zur Markenerinnerung

Dass wir die Kommunikation rund um Marken so erfassen, speichern und assoziieren können, wie wir es tun, liegt an einer Besonderheit unserer Informationsverarbeitung und Informationsspeicherung:

Markenwissen wird als sog. semantisches Wissen im Langzeitgedächtnis gespeichert. Semantisches Wissen umfasst Faktenwissen, Integrationsregeln und analytische Problemlösemuster. Wir bilden aus diesem Wissen ein sog. assoziatives Netzwerk. Dieses setzt sich bildlich aus Knoten und Kanten zusammen. Knoten sind dabei z.B. die Markeneigenschaften, die über die Kanten miteinander verbunden sind. Die Länge der Kanten gibt Auskunft über die Intensität der Assoziation.

Beim Prinzip des assoziativen Netzwerks geht man von einer sich ausbreitenden Aktivierung aus. Das bedeutet, dass ein Reiz einen Knoten aktiviert und dieser aktiviert wiederum über die Kanten andere Knoten.

Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung:

Semantisches Netzwerk am Beispiel MilkaQuelle: Gruppenarbeit, Kurs Konsumentenspychologie, Prof. Dr. Andreas Schöler, Hochschule für angewandtes Management.

3. Das Unternehmen macht auch heute noch verdammt viel richtig in seiner werblichen Kommunikation

Nur weil man einmal erfolgreich war, heißt es noch lange nicht, dass man sich darauf ausruhen kann. Gerade in Zeiten des absoluten Überangebots an Waren und Ersatzprodukten, muss man immer wieder aufs Neue versuchen, dem Konsumenten im Gedächtnis zu bleiben.

Und auch der Konsument verändert sich. Gerade durch gesellschaftlichen Wertewandel, kann sich die Einstellung zu einem Produkt/ einer Marke rapide ändern.

Marken und Konsumentenverhalten

Wie im letzten Teil schon beschrieben, beeinflussen Marken unser Kaufverhalten:

Kundennutzen Marke

Insbesondere der sog. Halo-Effekt spielt hier für Kunden und Unternehmen gleichermaßen eine wichtige Rolle. Der Halo-Effekt. Dieser besagt, dass wenn einmal ein Urteil über das Gesamte gebildet wurde (z.B. das Image einer Markte), dann beeinflusst dies wiederum die Wahrnehmung einzelner Eigenschaften einer Marke und ihrer Produkte.

Kurz gesagt: wir haben die Marke einmal oder mehrmals für gut befunden. Wir vertrauen ihr und deshalb können wir auch weiteren Produkten der Marke vertrauen. Warum sollte ich mich in einer stressigen Kaufsituation (z.B. Zeitdruck) mit dem Abwägen von vielleicht günstigeren Alternativen beschäftigen, wenn ich ohne lange Nachzudenken auf Bewährtes zurückgreifen kann?

Heißt das jetzt etwa, dass neue Produkte/ Marken keine Chance haben?

Nein. Natürlich ist es schwer, sich gegen Alt-Bewährtes durchzusetzen, aber es gilt, die richtigen Impulse zu setzen, um dem Konsumenten zu zeigen, dass man konkurrenzfähig ist. Wie zeige ich dem Konsumenten, dass ich gleichwertig und vertrauenswürdig bin? Genau das gilt es in der Kommunikation zu vermitteln. Ein schönes Bespiel, wie ich hier finde: Gut & Günstig. Die Eigenmarke von Edeka sagt genau das aus, was der Konsument wissen muss.

Zusammenfassend

Warum vertrauen wir (manchen) Marken? Wie erleichtern Marken unsere Kaufentscheidung? Hinter den Antworten auf diese Fragen steckt, wir ihr gesehen habt, sehr viel Arbeit auf Unternehmensseite und natürlich auch unsere Bereitschaft, uns mit einer Marke und ihrer Werbebotschaft auseinanderzusetzen (Involvement!).

Und um auch noch auf die letzte Frage einzugehen: Ist es wirklich so schlimm ein „Markenschwein“ zu sein?

Nun ja, hier solltet ihr euch  eher fragen, ob ihr zufrieden mit der Bequemlichkeit des Alt-Bewährten seid (Bequemlichkeit bitte nicht negativ verstehen) oder euer Kaufverhalten lieber optimiert.

Auf Unternehmensseite gibt es bei dieser Frage so oder so immer einen Verlierer. Wichtig ist nur, dass nicht ihr der Verlierer seid 😉