Gen Z & Sex Sells. Der Fakten-Check.

Von Werten, Tinder und Selbstwahrnehmung der Generation Z.

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Disclaimer: Die nachfolgenden Aussagen, Ergebnisse und Behauptungen sind Erkenntnisse aus meiner Dissertation zum Thema „The Effect of Erotic Messages in the Information Management in Advertising in the Context of the Feminism of Generation Z“.  Grundlage für diese ist meine Forschung, basierend auf dem aktuellen Forschungsstand,  einer repräsentativen Umfrage mit 355 Vertreter:innen der Generation Z, einem Werbewirkungstest mit genannter Zielgruppe und Experteninterviews. Wie immer gilt: Ausnahmen gibt es immer und es ist nicht meine Intention, Personen mit meiner Arbeit zu verärgern, zu schaden oder zu diskriminieren. Die Aussagen sind zudem stark gekürzt und auf die wesentlichen Informationen reduziert. Als Quellenbelegt dient meine Doktorarbeit.

 

Gen Z ist laut Studie die queerste Generation aller Zeiten“ – so lautete 2021 eine Headline der Vogue (Lang 2021). Die Vogue bezog sich dabei auf eine Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Gallup. Dieses befragte über 15.000 US Amerikaner ab 18 Jahren zu ihrer sexuellen Orientierung. Dabei kam heraus, dass 15,9% der Generation der sog. LGTB(Q+) Community angehören. Das sind fast doppelt so viele wie bei der Generation Y, fünfmal so viele wie bei der Generation X und fast achtmal so viele wie bei den sogenannten Baby Boomern (Jones 2021).

Diese Studie suggeriert einen offenen Umgang der Generation Z mit Sexualität. Wenn man sich die Social Media Profile bekannter Influencer aus dieser Generation ansieht, könnte man dies blind unterschreiben. Auch der große Erfolg von Plattformen wie OnlyFans stützen diese Annahme.

Doch was steckt dahinter? Ich habe mich deshalb im Rahmen meiner Doktorarbeit auch mit der Sexualität der Generation Z beschäftigt. Meine wichtigsten Erkenntnisse findet ihr hier zusammengefasst.

Sexuelle Selbstwahrnehmung der Gen Z

Ein Interview des Magazin Vice mit Personen aus der Generation Z gibt Einblicke, über das Verhältnis der Generation Z zu Sexualität und Beziehung. Ein paar Aussagen fand ich besonders interessant:

„Wenn ich nur mit jemandem rummache und diese Person fragwürdige Ansichten hat, würde ich trotzdem mit ihr schlafen und gut ist. Aber wenn es um Grundsätze geht, wenn jemand zum Beispiel anti-feministisch oder rassistisch ist, ist das vom Tisch. Aber ich überprüfe Leute erst richtig, wenn wir ernsthaft daten.“ so eine der Teilnehmerinnen (Baah 2020).

Eine Teilnehmerin beschreibt, dass ihr ein Job und Einkommen wichtiger sei als Dating und manchmal sogar Freunde. Grund sei die Verlässlichkeit eines sicheren Jobs.

Andere betonen, wie wichtig das Bedürfnis das Sicherheit ist, wenn es um den Beziehungsstatus geht. So sei ein Beziehungsstatus, der nicht offiziell ausgesprochen und definiert wurde, nicht verbindlich. „Man muss es definitiv klar aussprechen – es ist doch unangenehm, wenn niemand was sagt“, so eine Teilnehmerin (Baah 2020).

Eine Teilnehmerin sprach außerdem über die Nutzung der Dating-App Tinder und dass diese ein verzerrtes Bild der Realität zeige. „Apps wie Tinder erfordern einen gewissen Look“, heißt es. Die Personen würden in der Realität meist attraktiver aussehen, als auf ihrem den Erwartungen angepassten Profilbildern (Baah 2020).

Good to know: Tinder gehört mit zu den wichtigsten Dating-Plattformen der Generation Z. Die Dating-App veröffentlichte dazu 2019 einen Jahresrückblick „Tinders 2019 Year in Swipe®“. Der Report gibt einen Überblick über die wichtigsten Themen, über die die Generation Z im Jahr 2019 über die App kommuniziert hat. Zu den wichtigsten Erkenntnissen zählen, dass die Generation Z ihre Profile vor allem nutzen, um zu zeigen, wofür sie einstehen. Statt Reisen werden vor allem gute Zwecke oder Missionen erwähnt. Worte wie „Klimawandel“, „“soziale Gerechtigkeit“ „Umwelt“ oder „Waffenkontrolle“ gehörten zu den am häufigsten verwendeten Begriffen. Zudem nutzten 2019 im Vergleich zum Vorjahr 30% mehr Nutzer das Tinder-Feature „Weitere Geschlechter“. Die Nutzung des Regenbogen-Emojis in Tinder-Bios ist  um 15% gestiegen. Auch Begriffe, wie „Feminist/in“ und „queer“ gehören zu den meist genutzten Begriffen. (Tinder 2019).

Die Erkenntnisse von Gallup, Vice und Tinder zeigen die zunehmende Bedeutung von Diversität in der Generation Z und den hohen Stellenwert ihrer politischen und gesellschaftlichen Werte, welche sie über ihr Bedürfnis nach festen Bindungen und Partnerschaften stellen.t]

Fremdbild: Wahrnehmung von Erotik und Sexualität in der Werbung

Doch wie sieht es mit der Fremdwahrnehmung der Generation Z aus? Wie beurteilen sie Sexualität, Freizügigkeit und Erotik in der Werbung? Oder auch auf Profilen anderer? Dies habe ich im Rahmen meines Werbewirkungstests untersucht.

Bei dem Test habe ich meinen Probanden je 5 fiktive Werbeanzeigen mit einem weiblichen und männlichen Model gezeigt. Die Anzeigen unterschieden sich hinsichtlich der Bekleidung der Models (normal angezogen vs. Sehr freizügig) und dem Ausdruck der Models (sexy vs. Normal). Die fünfte Anzeige wurde im Kontext des Femvertisings (mit einem Pendant für das männliche Model) gesetzt. Die Anzeigen mussten sie dann in Bezug auf unterschiedliche Faktoren bewerten. Zum Beispiel, ob sie die Kleidung/den Gesichtsausdruck/ die Pose es Models als (zu) sexy oder sexistisch empfinden oder ob sie das Produkt auf Grund der Anzeige kaufen würden. Zudem mussten die Probanden verschiedene Aussagen zum Thema Sexualität, Feminismus und Sexismus (hierzu mehr in Teil 3) beantworten.

Werbewirkungstest, 5 fiktive Anzeige zur Wirkung von Erotik in der Werbung, Dissertation, Generation Z

Folgende Ergebnisse möchte ich euch nicht vorenthalten:

  • Die Selbstdarstellung der Generation auf Social Media entspricht häufig geschlechterspezifischen, klassischen Stereotypen (sich als männliche identifizierende Probanden präsentieren sich stark und maskulin, weibliche hingehen schutzbedürftig und niedlich), wird aber nicht als negativ bewertet.
  • Die Generation Z bewertet freizügige Kleidung als sexy (angenommen wurde, dass dies nicht der Fall ist)
  • Die Generation Z bewertetet sexualisierten Kontext (Posen/ Ausdruck des Models) nicht als sexy.
  • Personen, die sich als sexuell aufgeschlossen bezeichnen, bewerten die Pose/ den Ausdruck des Models in den entsprechenden Anzeigen genauso sexy wie Personen, die sich als nicht sexuell aufgeschlossen bezeichnen.
  • Freizügige Kleidung und ein “sexy” Auftritt auf Social Media (selbst oder von Influencern) wird neutral bis positiv bewertet und hat nichts mit Sexismus oder Anti-Feminismus zu tun.
  • Denn: Sexualität und Erotik ist für die Generation Z mehr ein Ausdruck von Selbstbestimmung und Individualität und als (politisches) Statement zu verstehen.
  • Auf Grund der anderen Wahrnehmung von Erotik und Sexiness lässt sich zudem schließen: „sex sells“ funktioniert bei der Generation Z nicht im herkömmlichen Sinne und ist somit kein geeignetes werbliches Mittel zur positiven Beeinflussung des Kaufimpulses oder der Marken- und Unternehmensbeurteilung.

 

About

Welche Teile der Dissertationsreihe gibt es?

Teil 1: Who’s this Gen Z?  Wie sie konsumiert, welche Kanäle sie benutzt, welche Werte ihr besonders Wichtig sind.

Teil 2: Gen Z & Sex Sells? Der Fakten-Check.

Teil 3: Gen Z – die (anti) feministischste Generation aller Zeiten? Wie die Generation Z zu Feminismus und Sexismus steht.

Teil 4: How to advertise Gen Z?

Anmerkung: Anfragen zur Zusendung meiner Dissertation lehne ich ab. Für Statements und Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Who’s this Gen Z?

Wie die Generation Z konsumiert, welche Kanäle sie benutzt, welche Werte ihr besonders wichtig sind.

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Disclaimer: Die nachfolgenden Aussagen, Ergebnisse und Behauptungen sind Erkenntnisse aus meiner Dissertation zum Thema „The Effect of Erotic Messages in the Information Management in Advertising in the Context of the Feminism of Generation Z“.  Grundlage für diese ist meine Forschung, basierend auf dem aktuellen Forschungsstand,  einer repräsentativen Umfrage mit 355 Vertreter:innen der Generation Z, einem Werbewirkungstest mit genannter Zielgruppe und Experteninterviews. Wie immer gilt: Ausnahmen gibt es immer und es ist nicht meine Intention, Personen mit meiner Arbeit zu verärgern, zu schaden oder zu diskriminieren. Die Aussagen sind zudem stark gekürzt und auf die wesentlichen Informationen reduziert. Als Quellenbelegt dient meine Doktorarbeit.

„Jung, zu einhundert Prozent digital sozialisiert – und attraktiv als die Konsumentengruppe der Zukunft‘“, so beschreiben Michael Kleinjohann und Victoria Reinecke die Generation Z in ihrem Buch „Marketingkommunikation mit der Generation Z“ (Kleinjohann & Reinecke 2020).

Die Generation Z machte 2020 rund 11,4% der deutschen Gesamtbevölkerung aus (Statista 2021), weltweit sind es sogar ein Drittel der Bevölkerung (OC&C 2019). Sie zählt bereits heute zu einer der kaufkräftigsten Zielgruppen. Alleine in den USA beträgt ihre Kaufkraft ca. 143 Mrd. US-Dollar (Forbes 2021). Somit ist die Generation Z für Unternehmen und insbesondere für das Marketing heute und künftig eine wichtige Zielgruppe.

Wie ihr seht, ist die Generation Z aus vielerlei Hinsicht eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe. Natürlich insbesondere aus Marketing- und ökonomischer Sicht, aber was viele oft vergessen (hier zeige ich mit dem Finger vor allem auf zahlreiche Arbeitgeber:innen im B2B-Bereich): Die Generation Z sind auch die Arbeitnehmer:innen der Zukunft.

Doch wer sind diese „jungen Leute“ eigentlich?  Was bewegt sie? Wie erreiche ich sie? Unter anderem diese Frage habe ich mir im Zusammenhang mit meiner Dissertation gestellt. In meinem ersten Beitrag dazu, möchte ich euch die Generation Z (zumindest auf Basis meiner Erkenntnisse) logischerweise erstmal  vorstellen.

Und damit Willkommen zu Teil 1 meiner Dissertationsreihe 🙂

Gen Z – Wer gehört dazu?

In der Literatur und in Studien finden sich unterschiedliche Definitionen und Eingrenzungen der Generation Z. Um meine Betrachtung des aktuellen Forschungsstandes abzukürzen: die Definitionen reichen hier von 1994 bis 2016. Grundsätzlich merken alle von mir betrachteten Studien an, dass die von ihnen gewählten Jahrgänge nicht fix definiert seien, sondern im Zuge ihrer Untersuchungen eine notwendige Eingrenzung erfahren mussten, welche entsprechend nach Fokus und Standpunkt der Betrachtung variiert.

Im Rahmen meiner Dissertation habe ich mich aber auf folgende Geburtenjahrgänge konzentriert. Personen geboren zwischen 1996 und 2012. Warum?

Eingrenzung von Generationen beziehen sich in der Regel nicht ausschließlich auf Alter und Jahrgänge. Vielmehr grenzen Lebensumstände, Einstellungen und Werte die verschiedenen Generationen voneinander ab. Der Betrachtungsfokus (z.B. wirtschaftliche Sicht, Marketing-Sicht) hat dabei wesentlichen Einfluss auf die Eingrenzung der Generationen.

Dies deckt sich mit dem anerkannten historisch-gesellschaftlichen Konzept des Soziologen Karl Mannheim. Nach diesem Konzept, wird eine Generation als gesellschaftliche Kohorte definiert, die eine Geburtsperiode und darin prägende kollektive Ereignisse teilt. Dies hat zufolge, dass sich jede Generation durch ein individuelles Weltbild und spezifische Werte auszeichnet, welche von äußeren Einflüssen geprägt wird und laut Mannheim vor allem in der formativen Phase, folglich im kindlichen und jugendlichen sowie jungen Erwachsenenalter gebildet wird (Mannheim 1928).

Ich habe für meine Arbeit vor allem Aspekte wie Werte, Einstellungen und Medienverhalten  berücksichtigt.  So dienen hier als Basis zur Eingrenzung politische, wirtschaftliche und technologische äußere Einflüsse, welche signifikanten Einfluss auf zuvor genannte Werte, Einstellungen und Medienverhalten hatten.  Die Wesentlichen zwischen 1994 und 2016 sind:

Generation Z, Zeitstrahl politische, technologische und ökonomische Einflussfaktoren

In Anbetracht des Untersuchungsgegenstandes meiner Arbeit, lag es daher nahe, insbesondere die Einflüsse technischer Entwicklung und Social Media zur Abgrenzung der Generation Z hinzuzuziehen. So ergibt sich unter Beachtung der vorgestellten Studien und der nach Mannheim und anderen Soziologen zu berücksichtigenden formativen Phase ein Zeitraum von 1997 bis 2011.  Da die Übergänge zwischen den Generationen nach Aussagen der vorgestellten Studien ja fließend und politische, wirtschaftliche und technologische Einflüsse nicht global pauschalisiert werden können, habe ich einen Karenzzeitraum von einem Jahr zur vorangegangenen Generation Y und der nachfolgenden Generation Alpha mit einbezogen, so dass für die Dissertation die Geburtenjahrgänge 1996 bis 2012 als Generation Z definiert wurden.

Wie tickt die Gen Z?

Diese Frage habe ich mir gestellt und mir vor allem ihr Konsumverhalten und das Medienverhalten angesehen und welche Werte ihnen besonders wichtig sind. Ziel war es, ein umfassendes sozio- und psychografisches Profil zu erhalten. Ich habe euch die wesentlichen Ergebnisse meiner Arbeit nachfolgend dargestellt. Die nachfolgende Tabelle soll einen übersichtlichen Überblick über das unter anderem dadurch geprägte Konsumverhalten, Medienverhalten und die Werte der Generation Z geben:

Medienverhalten

  • 3 Stunden Social Media Nutzung täglich
  • Deutlich ausgeprägte Social Media Nutzung im Vergleich zu klassischen Medien
  • Konsumieren seit Corona mehr Videocontent und Streaming Content
  • Hauptmedien: Facebook YouTube, WhatsApp, Instagram, TikTok
  • Nutzen Medien vor allem zum Zeitvertreib, zur Inspiration und zur Vernetzung

Konsumverhalten

  • Legen Wert auf Einzigartigkeit der Produkte und Individualität
  • Schätzen Shopping-Erlebnis vor Ort, aber kaufen aus Bequemlichkeit doch lieber online
  • Preis und Qualität genauso wichtig, wie Nachhaltigkeit und Ethik
  • Ethik von Marken sehr wichtig
  • Wichtige Faktoren für Online-Shops: Rabatte, kostenlose Rücksendung, mobile Optimierung, ansprechende Fotos

Werte

  • Nachhaltigkeit
  • Individualität
  • Finanzielle Sicherheit
  • Soziale Gerechtigkeit
  • Gleichberechtigung
  • Diversität
  • Feminismus

Medienverhalten

Wie aus der Übersicht schon hervorgeht, nutzt die Generation Z vor allem Social Media. Zu den Hauptmedien gehören Facebook, YouTube, WhatsApp, Instagram und insbesondere TikTok. Derzeit gehören 69% der TikTok Nutzer in Europa zur Generation Z. Zudem haben die steigenden Nutzerzahlen auf TikTok direkten Einfluss auf die sinkenden Nutzerzahlen von anderen Plattformen, wie YouTube oder Instagram (Firsching, 2020).   Seit Corona hat der Konsum deutlich zugenommen. Insbesondere werden Medien zum Zeitvertreib, zur Inspiration und zur Vernetzung genutzt. Spannend ist auch der Einblick, den Sarah Weise in ihrem Buch “Instabrain” dazu gibt:

Instagramrandom inspiration, aspirational slice-of-life, edited
Pinterestinspiration in a specific area, like cake decorating
YouTubehow-to’s, DIY, learning something
Snapchatchatting with friends for fun, behind-the-scenes footage, raw
Twitternews, professional announcements
Googlelooking up specific facts, especially homework
FacebookParents

Konsumverhalten

Studien haben bereits belegt, dass die Generation Z nicht weniger konsumiert als die vorangegangen Generationen, aber anders. Werte, wie Nachhaltigkeit spielen eine große Rolle und stehen im Kontrast zu ihrem Shoppingverhalten, welches beispielsweise Online Shopping.

Eine  Studie von Criteo zeigt, dass die Generation Z ein relativ hohes Budget zur Verfügung hat. So geben sie in sechs Monaten durchschnittlich 389 Dollar für Unterhaltungselektronik aus, 365 Dollar für Kleidung und 292 Dollar für Spielzeug (Criteo 2018). Weitere Interessante Fakten zum Kaufverhalten auf einen Blick:

  • 80% der Gen Z stöbert gerne in Geschäften am Point of Sale stöbern, wenn es ihre Zeit zulässt
  • dennoch präferieren 77% Online Shopping aus Komfortgründen
  • 70% nutzen zudem Smartphones, um sich im stationären Handel über ihren Kauf zu informieren
  • Für den Kauf im stationären Handel spielen überdies Faktoren, wie das Store Design und das Angebot von einzigartigen Produkten eine große Rolle
  • 36% legen Artikel zwar in den Warenkorb, kaufen aber nicht sofort
  • Social Media Plattformen, YouTube und die Website und Apps von Marken spielen eine größere Rolle bei Kaufentscheidungen, als beispielsweise Suchmaschinen, Online Bannerwerbung und Fernsehwerbung im Vergleich zu anderen Generationen
  • Folgende Faktoren motivieren zum Kauf: Rabatte, kostenlose Rücksendung, ansprechende Fotos, mobile Optimierung und die Einzigartigkeit der Produkte
  • Neue Marken werden vor allem über Empfehlungen und Kommentare auf Social Media entdeckt
  • Zu den wichtigsten Bezugsgruppen in puncto Meinungsbildung zählen der eigene Freundeskreis sowie Influencer
  • Qualität und Preis sind genauso wichtig, wie beispielsweise Stil, Nachhaltigkeit, Einzigartigkeit und ethisches Verhalten einer Marke (insbesondere bei Kleidung und Lebensmitteln)

Werte

Aus meiner Sicht mit der spannendste Faktor, wenn es darum geht, die Generation Z besser kennenzulernen.

Unabhängigkeit, soziale Gerechtigkeit, Individualität und Nachhaltigkeit – all das ist der Generation Z in Bezug auf ihr Leben, aber vor allem in Bezug auf Konsum und Ethik besonders wichtig.

Vor allem Individualität ist ein wichtiger Faktor, welcher sich mit den Erkenntnissen aus dem Konsumverhalten deckt. Eigene individuelle Ansichten haben, eigenen Content erstellen, einen individuellen Stil und ungewöhnliche Interessen zu haben, ist der Generation Z so wichtig wie keiner anderen Generation zuvor. Neben Individualität spielt auch der Faktor Nachhaltigkeit eine große Rolle. Besonders in Bezug auf Lebensmittel ist ihnen beispielsweise eine artgerechte Tierhaltung und gutes Essen generell sehr wichtig.

Der Faktor Nachhaltigkeit zeigte sich ebenfalls als wichtiger Punkt bei der Frage danach, welche gesellschaftlichen Herausforderungen der Generation Z die größten Sorgen bereiten würden. Klimawandel und Umweltschutz bereiten große Sorgen, ebenso aber auch Arbeitslosigkeit, weshalb Recyceln, lokaler Konsum und Vermeidung von „Fast Fashion“ wichtige Ziele für die Generation Z sind.

Was dem ein oder anderen vielleicht schon aufgefallen ist: es besteht eine gewisse Diskrepanz  zwischen Werten und Verhalten der Generation Z. So ist ihnen Nachhaltigkeit bei Kleidung beispielsweise sehr wichtig, ein guter Preis aber ebenfalls. Ebenso präferieren sie das Shopping vor Ort im Geschäft, weil sie Produkte dort ausprobieren können, kaufen dann aber aus Bequemlichkeit eher online, weshalb sie häufig ein enttäuschendes Online Shopping Erlebnis haben.

wehe dem, der jetzt mit dem Finger auf die Generation Z zeigt! Wer hier nochmal einen Blick auf die Einflussfaktoren wirft, mit denen die Gen Z aufgewachsen ist, kann Erklärungen finden. Detaillierte Erklärungen finden sich auf jeden Fall in meiner Arbeit. Ich möchte hier auch eine Lanze für die Gen Z brechen: Man muss nicht alles verstehen und gutheißen, was die Vertreter:innen dieser neuen Generation machen und wofür sie stehen. Aber so viel möchte ich schon mal spoilern: sie haben älteren Generationen gerade in Bezug auf das Miteinander und Gleichberechtigung ganz schön was voraus.

About

Welche Teile der Dissertationsreihe gibt es?

Teil 1: Who’s this Gen Z?  Wie sie konsumiert, welche Kanäle sie benutzt, welche Werte ihr besonders Wichtig sind.

Teil 2: Gen Z & Sex Sells? Der Fakten-Check.

Teil 3: Gen Z – die (anti) feministischste Generation aller Zeiten? Wie die Generation Z zu Feminismus und Sexismus steht.

Teil 4: How to advertise Gen Z?

Anmerkung: Anfragen zur Zusendung meiner Dissertation lehne ich ab. Für Statements und Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Femvertising: Mit female Empowerment zum Werbeerfolg

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Jeder kennt es: sex sells! Und oftmals ist sex sells mit einer übersexualisierten, wenn nicht gar sexistischen Darstellung von Frauen verbunden.

Doch der Trend nimmt glücklicherweise ab und auch die Wirksamkeit ist umstritten (Mehr dazu hier).

Vielmehr zeichnet sich inzwischen ein gegensätzlicher Trend ab: Femvertising

Die Kampagne „Real Beauty“ der Hautpflegemarke Dove hat es vorgemacht: hier wird das Empowerment von Frauen zur Schaffung von Körperbewusstsein gezielt als Marketingmaßnahme einsetzt.

Was ist Femvertising?

Femvertising beschreibt eine Form der Werbung, bei der frauenfreundliche Botschaften und Bilder eingesetzt werden, um Frauen und Mädchen zu stärken. Die Marktforschungsgruppe von Google bezeichnete zudem Anzeigen als Form von Femvertising, die Botschaften zur Gleichstellung der Geschlechter und zudem Liebe und ein positive Körpergefühl verbreiten.

Den Einsatz von feministischen Botschaften in der Werbung gab es bereits im 20. Jahrhundert. Die Soziologin Diane Barthel zeigte bereits 1988 auf, dass Werbebotschaften stets auch die Werte einer Gesellschaft zum jeweiligen Zeitpunkt widerspiegelten (Barthel 1988). Die Langzeitstudie von Busby und Leichty (1993) konnte diese Aussage mit Hinblick auf feministische Werbung stützen. Sie untersuchten Werbungen von 1995 bis 1998 und testeten, welchen Einfluss verschiedene feministische Bewegungen auf die zur jeweiligen Zeit dominierende Bildsprache in der Werbung hatte. Dabei stellten sie fest, dass sich die Rolle der Frau in der Werbung im Zeitverlauf stark veränderte. So änderte sich die Darstellung der häuslichen Frau mit Familie und Ehemann hin zu einer Darstellung von autonomen Frauen. Einen direkten Bezug von expliziten Bewegungen konnten sie nicht nachweisen, dennoch kamen sie zu dem Schluss, dass feministische Botschaften einen Einfluss auf die Rollendarstellung in der Werbung zum jeweiligen Zeitraum hatten (Busby & Leichty 1993).

Positive Effekte des Femvertising

Victoria E. Drake untersuchte in ihrer Studie „The Impact of Female Empowerment in Advertising (Femvertising)“ 2017 gezielt die Wirksamkeit von Femvertising aus der Marketingperspektive. Mittels einer Online Studie mit experimentellem Design wurden weibliche Teilnehmerinnen nach dem Zufallsprinzip entweder eine traditionellen Fernsehwerbung oder Femvertising-Werbung für dieselbe Marke gezeigt. Anschließend wurde ein Fragebogen ausgefüllt, um den Einfluss von Femvertising auf die Meinung der Probandinnen hinsichtlich Werbung, Marke, Kaufabsicht und emotionale Verbindung zur Marke zu untersuchen. Drake fand heraus, dass die Probanden eine signifikant höhere positive Einstellung gegenüber Anzeigen und der Marke hatten, welche mit Femvertising-Werbung warben. Aufgrund der positiven Auswirkungen von Femvertising in Vergleich zur geschlechtertypischen Darstellung von Frauen, empfiehlt Drake Werbetreibenden, die starke Rolle der Frau und „Empowerment“ als Leitmotiv sowie Body Positivity als Mittel in der Werbung zu fördern (Drake 2017).

Schlüsselreize

Bildrechte der verwendeten Werbeanzeigen liegen bei den einzelnen Unternehmen

Was haben die Bilder zu Beginn meines Videos gemeinsam? Sie aktivieren – und zwar besonders stark. Woran das liegt? Diese Werbeanzeigen funktionieren durch sog. Schlüsselreize.

Was Schlüsselreize sind und warum sie in der Werbung so ein ausgesprochen starkes Tool sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Was sind Schlüsselreize?

Schlüsselreize werden in der Verhaltensbiologie definiert, als für eine bestimmte Situation charakterisierte Umweltreize oder auch Reizkombinationen, die auf Grund von angeborenen Auslösemechanismen beim Individuum ein bestimmtes Verhalten auslösen oder aufrecht erhalten. Schlüsselreize können zudem auch die Orientierung einer Verhaltensweise ändern oder  über bestimmte motivierende Reize auch die Stimmungslage. Schlüsselreize existieren allerdings auch in erlernten Situationen. Hier sind die Reize stammesgeschichtlich besonders entwickelte Schlüsselreize, die eine soziale Kommunikation ermöglichen.

Vereinfach gesagt: Schlüsselreize, sind Reize auf die wir quasi automatisch reagieren, weil unsere Reaktion darauf bereits in angeborenen oder erlernten Verhaltensweisen verankert ist.

Welche Bedeutung haben sie für das Marketing?

Im Werbe-Kontext werden Schlüsselreize gezielt eingesetzt, um die Aufmerksamkeit des Konsumenten zu erregen und somit die Aufnahme der Werbebotschaft zu verstärken. So sollen sich Produkte und Marken in den Köpfen der Konsumenten festigen und im besten Fall die Kaufbereitschaft erhöhen.

Warum das ausgerechnet bei den sog. Schlüsselreizen der Fall sein soll, liegt daran, dass diese Art Reize zu den affektiven Stimuli zählen, was wiederum bedeutet, dass sie auf Grund angeborener oder konditionierter Reiz-Reaktionsmechanismen positive oder auch negative Emotionen auslösen.

Je nach subjektiver Interpretation des Reizes durch den Konsumenten, bewirkt das eine unterschiedliche Aktivierung. Beispielhaft dargestellt würde das bedeuten, dass ein starker Aktivierungsreiz, notwendig ist, um je nach Involvement-Situation (da haben wir das Involvement ja wieder), die Aktivierungsstärke entweder zu erhöhen (bei High-Involvement) oder generell Aktivierung zu erreichen (bei Low-Involvement). Dieser Prozess kann dann entweder ein bestimmtes Engagement, wie z.B. Kaufabsicht, beim Konsumenten auslösen, aber auch lediglich eine Zuwendung zur Werbebotschaft oder im schlechtesten Fall eine Vermeidung. Die endgültige Wirkung des werblichen Reizes hängt somit von der Art und Weise ab, wie er dargeboten wird (z.B. Intensität, Gestaltung, Dauer, etc.) und von der subjektiven Situation und Interpretation durch den Konsumenten.

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass durch Schlüsselreize eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, beim Konsumenten Aktivierung und somit idealerweise positive Emotionen auszulösen, was – wenn ihr euch an die emotionale Konditionierung erinnert – dazu führen kann, dass er eure Marke/ eurer Produkt mit der positiven Emotion verbindet, was beispielweise zu einer besseren Erinnerung eurer Marke/ eures Produktes und somit im besten Fall zum Kauf führen kann.

Was sind besonders wirksame Schlüsselreize?

Wenn ihr euch die Werbeanzeigen aus dem Video noch einmal anschaut, könnt ihr darin bereits die drei am häufigsten verwendeten Schlüsselreize erkennen:

  • das Kindchenschema
  • Erotik
  • Überraschung(seffekt)

Das Kindchenschema

Das Kindchenschema stellt einen emotionalen Schlüsselreiz dar. Es ist eine bestimmte Kombination von körperlichen Merkmalen, die beim Menschen zum unmittelbaren Erkennen eines kindlichen Entwicklungsstandes führen und dabei positive Gefühlsreaktionen hervorrufen, meist sogar verbunden mit einem Gefühl der Fürsorge und Verantwortung. Charakteristika des Schemas sind u.a. große Augen, großer Kopf und eine kleine Nase.

Kindchenschema

Bildrechte DKMS und Kleenex

In der Werbung ist das Kindchenschema ein beliebtes Mittel, da man es als „sicheren“ Schlüsselreiz bezeichnen könnte, auf den die meisten Menschen in irgendeiner Form reagieren werden – meistens positiv. Ein Verknüpfung der positiven Emotion mit der beworbenen Marke/ dem Produkt ist somit sehr wahrscheinlich.

Ähnlich verhält es sich auch mit Tierbabies in der Werbung. Auch sie erfüllen das sog. Kindchenschema.

Besonders positiv bei der Verwendung des Kindchenschemas ist, dass Werbung mit Kindern und Tieren zu solchen gehören, die vom Konsumenten am häufigsten „freiwillig“ gesehen wird. Zudem können Kinder und Tiere mehr bewerben, also nur Kinder- und Tierprodukte.

Erotik

Erotische Reize gelten als besonders wirksam , weshalb der Ausdruck „sex sells“ einerseits zu einem Leitspruch der Werbeindustrie geworden ist und andererseits zu einem beliebten Konstrukt. Auch wenn durch die verschiedenen Medien eine weite Verbreitung erotischer Werbung gewährleistet wird, ist es dennoch in erster Linie entscheidend, wie dieses spezielle Werbemittel vom Konsumenten wahrgenommen wird und welche Wirkung es letztendlich hat. Erotik gilt als besonders wirksam, da es sich hierbei um einen emotionalen Schlüsselreiz handelt, mit dem die Aufmerksamkeit des Konsumenten erregt und somit eine Verstärkung der Aufnahme der Werbebotschaft erzielt werden kann. Allerdings besteht hier gleichzeitig auch die Gefahr von Ablenkungseffekten, wie dem sog. Vampireffekt.

Schlüsselreiz Erotik

Bildrechte Jennifer Lopez Beauty

Erotik in der Werbung bzw. „sex sells“ wird heutzutage allerdings auch kritisch hinterfragt. Studien belegen, dass vor allem Männer, bei Werbung mit erotischem Inhalt, sich größtenteils an das beworbene Produkt/ die Marke nicht mehr erinnern.

Ich habe zum Thema Erotik in der Werbung übrigens meine Masterarbeit geschrieben. Hier habe ich durch eine empirische Untersuchung mit Eye-Tracking, Befragung und Hautwiderstandsmessung auch weitere interessante Hypothesen zum Thema Sex Sells aufgestellt und überprüft. Eines meiner Ergebnisse war, dass Erotik in der Werbung vor allem bei der jüngeren Generation (meine Zielgruppe hatte ein Durchschnittsalter von 23 Jahren) nicht mehr so wirksam ist, da diese Generation mit nahezu Normalität von Sex und Erotik in den Medien aufwächst und somit quasi „abgehärtet“ ist – der Neuartigkeitseffekt ist somit nicht mehr gegeben.

Wenn euch meine Masterarbeit und die Ergebnisse interessieren, könnt ihr sie demnächst über meine Website (kostenpflichtig) herunterladen 😉

Überraschung

Ein weiterer Effekt, der kaum als Schlüsselreiz bekannt ist, ist Überraschung. Hierbei geht es um Darstellungen in der Werbung, die der Konsumente nicht gewohnt ist, die ihn also überraschen.

Das können abstruse Kombinationen von Bildern sein, unerwartet Handlungen von Protogonisten, krasse Gegensätze, Schockwerbung uvm.

Sie aktivieren eben durch genau diese Neuartigkeit. Das ungewohnte bleibt dem Konsumenten viel mehr im Gedächtnis, da hier noch kein Schema in seinem Kopf hinterlegt ist, auf welches er zurückgreifen und es im schlechtesten Fall auch einfach wieder ablegen kann.

Schlüsselreiz Überraschung

Bildrechte Weight Watchers

Zusammenfassend

Schlüsselreize sind ein einfaches und wirksames Mittel, um den Konsumenten zu aktivieren. Durch ihr hohes Aktivierungspotential ist es möglich, die Aufmerksamkeit des Kunden zu erregen und somit unsere Marke bzw. unser Produkt besser in seinem Gedächtnis zu verankern und im Idealfall seine Kaufbereitschaft zu erhöhen.

Doch Vorsicht: man sollte sich vorher gut überlegen, welche Art von Schlüsselreiz man einsetzen möchte. Wie bereits erwähnt, kann es gerade im Umgang mit erotischen Reizen zum sog. Vampireffekt kommen. Übertrieben überraschende Reize – z.B. Schock, Ekel, Angst – können beim Konsumenten auch zu Ablehnung und den bereits erklärten unerwünschten Aktivierungseffekten führen.