Parodie in der Werbung

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Vermutlich erinnern sich viele von euch an die Werbung von Smart „Der Smart fortwo – so gut im Gelände wie ein Geländewagen in der Stadt“, in welcher Smart sich selbst, aber auch die „großen“ Konkurrenten mit ihren Vor- und Nachteilen auf die Schippe nimmt.

Oder erinnert ihr euch an die Parodie des „Supergeil“-Spots von Edeka mit Friedrich Liechtenstein durch Lidl und ihren „Alltags-Tom“?

Kennt ihr noch den Spot von Lenovo, in welcher sie das MacBook Air à la „Zu viele Kompromisse für hübsches Design“ parodieren?

Wie ihr seht, gibt es zahlreiche Werbungen, die uns im Gedächtnis geblieben sind, weil sie witzig sind.

Dass Humor ein wirkungsvoller Stimuli in der Werbung ist und insbesondere im Zusammenhang mit emotionaler Konditionierung, habe ich euch schon des Öfteren erklärt. Parodie ist hier nochmal eine sehr spezielle Form des Humors, die, wenn sie richtig eingesetzt wird, sich sehr positiv auf die Wahrnehmung eurer Marke oder eures Produktes auswirken kann.

Wie das geht? Das erfahrt ihr nachfolgend.

Parodie in der Werbung

Zunächst einmal: Was macht Parodie aus?

Laut dem Duden (2020) ist Parodie eine „komisch-satirische Nachahmung oder Umbildung eines [berühmten, bekannten] meist künstlerischen, oft literarischen Werkes oder des Stils eines [berühmten] Künstlers“ (ebd., online).

Diese Definition bezieht sich auf Personen (Künstler), kann aber genauso gut Unternehmen umfassen, die Parodie in Form von Werbung betreiben. Dabei kann ein Unternehmen beispielsweise einen bestehenden Werbespot eines Konkurrenten nachahmen oder auch eine Werbefigur (siehe Lidl). Die Möglichkeiten sind hier vielfältig, setzen jedoch eines voraus: Der Rezipient benötigt Vorwissen über den parodierten Content.

Wirkung von humorvoller Werbung

Die Verwendung humorvoller Werbung stellt in der Praxis eine gewisse Gratwanderung dar, denn sie kann sowohl positive als auch negative Reaktionen beim Rezipienten erzeugen.

Die Wirkung von Humor als Mittel in der Werbung kann auf zwei Ebenen gemessen werden:

 

  1. Beurteilungsebene: Hier wird der Einfluss auf die Beurteilung hinsichtlich des Absenders analysiert. Die Beurteilung der Faktoren Beliebtheit und Glaubwürdigkeit eines Unternehmens/ einer Marke beeinflussen wiederum dessen Image. Humorvolle Werbung kann sich letztlich positiv auf dieses auswirken. Zu beachten ist hier aber auch die Wechselwirkung: Werden Image, Beliebtheit und Glaubwürdigkeit nicht als positiv wahrgenommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Konsument auch die Werbung so empfindet.
  2. Verarbeitungsebene: Analyse auf Basis der Verarbeitung der Werbebotschaft seitens des Empfängers. Erinnerung, Aufmerksamkeit (siehe Low oder High Involvement), Verständlichkeit von Werbung und Produkt und die Produktbeurteilung selbst haben großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Parodie und somit die Rückkopplung zum Kauf oder der Markenwahrnehmung.

 

Zu beachten

Beim Einsatz von Parodie gilt neben der potentiellen Wirkung auch einiges zu beachten.

  • Vampireffekte: Der Humor sorgt dafür, dass dein beworbenes Produkt/ die Marke nicht wahrgenommen wird
  • Wear-out-Effekt: Auch Abnutzungseffekt. Der Rezipient hat die Werbung zu häufig gesehen und der Effekt nimmt ab.
  • Subjektivität des Humorempfinders

Und letztendlich ist mitunter der wichtigste Faktor das Vorwissen des Rezipienten zum parodierten Content, ohne welches die Werbung nicht wirken kann.

Empfehlung: Eine spannende Studie zum Thema Parodie in der Werbung veröffentlichten Michelle L. Roehm und Harper A. Roehm Jr. 2013: „Consumer responses to parodic ads“.

Weihnachtsspots 2019: Lassen uns Emotionen kalt?

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Auch dieses Jahr lassen sich deutsche Unternehmen nicht lumpen und schwingen Weihnachten die Emotionskeule.

Was versprechen sich Unternehmen eigentlich davon? Ganz klar: Emotionales Engagement der Zielgruppen und damit eine erhöhte Kaufabsicht.

Die Weihnachtszeit gehört zu den Umsatzstärksten Zeiten des ganzen Jahres. Im Schnitt geben deutsche jedes Jahr um die 500€ für Geschenke aus und der Einzelhandel verzeichnet nur im November und Dezember Umsätze von über 100 Milliarden Euro – das sind in der Regel 20% mehr als vergleichsweise im restlichen Jahr.

Kein Wunder also, dass die Händler sich hier jährlich auch was ihre Werbung angeht, versuche zu übertrumpfen und das insbesondere durch starke Emotionen.

Emotionale Konditionierung

Wir sind hier ganz klar wieder beim Thema Emotionale Konditionierung. Zur Wiederholung:

Eine Marke (ein neutraler Reiz) wird zusammen mit einem emotionalen Reiz (z.B. lachende Kinder) gekoppelt und wiederholt dargeboten und löst dabei beim Rezipienten ein emotionale Reaktion aus.

Nach einiger Zeit wird der vormals neutrale Reiz, also die Marke, zum konditionierten Reiz und die Reaktion zur konditionierten Reaktion. Sprich: Der Konsument verspürt bei der Interaktion mit der Marke die gleiche emotionale Reaktion auch ohne den emotionalen Trigger.

Prozess emotionale Konditionierung

Quelle: Eigene Darstellung[

Weihnachtspots 2019 unter der Lupe

Bei einer Erhebung des Ad-Tech Providers Unruly wurden 400 Personen hinsichtlich ihres emotionalen Engagements bei Weihnachtswerbespots getestet. Dabei spielten folgende Faktoren eine Rolle:

  • prozentuale Anteil der Menschen, die eine intensive Emotion verspüren
  • der prozentuale Anteil der Menschen, die ihre Meinung zur Marke verbessert haben
  • der prozentuale Anteil der Menschen, die beabsichtigen, das Produkt zu kaufen

Dabei landeten Amazon, Kaufland und Aldi in der Reihenfolge auf den ersten Plätzen.

Artikel 60_Weihnachtskampagnen Unruly

Quelle: Weihnachtskampagnen im Vergleich zum Jahresdurchschnitt, © Unruly Group bei https://onlinemarketing.de/news/mit-weihnachtlichen-gefuehlen-die-view-through-rate-erhoehen

Trotz der dieses Jahr wirklich stark auf Emotionen (vor allem Mitleid, Freude) setzenden Spots, lösten diese bei den Rezipienten kaum echten Erstaunen aus (irgendwann nutzt sich der Effekt auch einfach ab und es fehlt auch die Neuartigkeit an Emotionen). Sie wurden sogar als „unterdurchschnittlich inspirierend“ bezeichnet – so Unruly. Obwohl diese keinen direkten Impact auf die Kaufabsicht verzeichnen ließen, konnte zumindest hinsichtlich des Brandings positive Auswirkungen verzeichnet werden – hier wurde eine Steigerung der Bevorzugung von 10% verzeichnet und eine Erhöhung des Kaufinteresses um sogar knapp 24%.

Fazit

Auch wenn die Spots nach hinten raus nicht den gewünschten Conversion-Effekt verzeichnen zu scheinen, habe ich den Eindruck, dass es dieses Jahr so viele Weihnachtsspots wie nie gibt. Letztendlich geht es hier viel mehr um Branding und Aufmerksamkeit dadurch zu erlangen, wer den eindrucksvollsten Spot produziert. Dass sich Effekte durch die immer gleichen Emotionen (Mitleid, Freude) irgendwann abnutzen, ist nach Jahrzehnten emotionaler TV-Weihnachtswerbung auch die logische Konsequenz. Eine echte Überraschung, wie es Conrad Electronic vor einigen Jahren mit dem „ehrlichsten Weihnachtsspot der Welt“ geschafft hat, bleibt auch für mich dieses Jahr aus. Trotzdem sehe ich Weihnachtsspot aus Branding-Sicht nach wie vor als wichtiges Instrument.

Mein Favorit dieses Jahr: Der Weihnachtsstresser von Lidl 😉

Coke vs. Pepsi – die Markenchallenge

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Team Coke oder Team Pepsi – wo spielst du?

Diese Frage habe ich kürzlich meinen Studenten der Konsumentenpsychologie an der Hochschule für angewandtes Management gestellt und mit ihnen den Urtest aller Markentests gemacht: Coke vs. Pepsi 

 

Worum geht es im Cola-Pepsi-Test?

Das Unternehmen Pepsi stellte Mitte der 70er Jahre fest, dass ihr Produkt im Blindtest gegenüber dem großen Konkurrenten Coca-Cola bevorzugt wurde. In einer Blindverkostung ließen sie die Testpersonen je einmal ihr eigenes Produkt probieren und  das der Konkurrenz und die Mehrheit sprach sich unwissentlich für Pepsi aus. Diese Untersuchung wurde daraufhin als die „Pepsi Challenge“ bekannt und diente dem Unternehmen lange zu Werbezwecken.[1] Was in den 70er Jahren durch einen einfachen Blindtest herausgefunden wurde, konnte 2003 von Samuel McClure und seinen Kollegen vom Baylor College of Medicine in Houston durch eine Neudurchführung des Blindtests, bei der gleichzeitig die Hirnaktivität der Testpersonen mit Hilfe eines Kernspintomographen aufgezeichnet wurde, bestätigt werden. Allerdings änderten genau diese modernen neuronalen Erkenntnisse den Markenkampf zugunsten von Coca-Cola. Auf den Aufzeichnungen des Apparats konnte man sehen, dass bei dem Genuss von Pepsi das Belohnungszentrum im Gehirn fünfmal stärker aktiviert wurde, als bei Coca-Cola.[2]  51 % der Testpersonen gaben genauso wie dreißig Jahre zuvor an, Pepsi würde ihnen besser schmecken. Als man den Probanden in einem zweiten Versuch vor dem Probieren den Markennamen verriet, entschieden sich 65 % für Coca-Cola.[3]

[1] Vgl. Schmeh [2008], o.S.

[2] Vgl. Felix [2008], S. 74.

[3] Vgl. Häusel [2012], S. 185.

 

Warum beurteilen wir so wie wir es tun?

Die Erwähnung der Marke aktivierte neben dem Belohnungszentrum auch Areale des Großhirns, welche unter anderem eine Rolle für das Selbstbild von Personen spielt. Sie sind auch für die Integration von Emotionen in den Entscheidungsprozess verantwortlich. Die Erwähnung der Marke Coca-Cola löste also beim Konsumenten Emotionen aus, was sich wiederum positiv auf seine Produktwahl auswirkte.[1] Dieser Erfolg lässt sich unter anderem auf das multisensorische Erleben der Marke zurückführen. Coca-Cola ist auf Grund seines rot-weißen Logos, welches nicht nur auf dem Produkt selbst, sondern auf Werbeartikeln und in TV-Spots, sowie Plakaten zu sehen ist, bekannt für sein Corporate Design. Der einprägsame Jugendstil-Schriftzug in der zur damaligen Zeit beliebten Spencer-Schrift in den Signalfarben Rot und Weiß steht bis heute für das Produktversprechen von Qualität, Genuss und Erfrischung. Menschen weltweit assoziieren das Unternehmen deswegen mit der Farbe Rot.[2]

Auch was das „Audio Branding“ angeht, gehört Coca-Cola zu den Erfolgreichsten. Seit 2001 bringt das Unternehmen jährlich zur Weihnachtszeit einen Werbespot mit immer dem gleichen Hintergrundlied heraus. Seitdem denken viele Konsumenten beim Hören von Melanie Thorntons „Holidays are coming“  an das Getränk. Gleiches gilt für K’naans „Wavin‘ Flag““ zur Fußball Weltmeisterschaft 2010.[3] Dazu kommt das charakteristische Geräusch des Zischens beim Öffnen der Dose bzw. der Flasche, welches nicht nur in der Fernsehwerbung, sondern auch im Radio zu den wichtigsten Merkmalen gehört. Das Produkt lässt sich allerdings nicht nur visuell und akustisch erleben, sondern auch haptisch. Seit 1916 hat das Getränk seine typische, patentrechtlich geschützte Flaschenform.[4]

[1] Vgl. Felix [2008], S. 74 f.

[2] Vgl. Coca-Cola Deutschland [2009], S. 1 f.

[3] Vgl. Researchers-Club [2012], o.S.

[4] Vgl. Coca-Cola GmbH [2011], S. 3.

Pepsi-Challenge

Quelle: DeChernatony/McDonald (2003), S. 14f.; Foscht/Swoboda (2011), S. 108

 

Letztendlich ist Coca-Cola ein Paradebeispiel für Emotionale Konditionierung durch multisensorisches Marketing.

 

Doch wie ging der Test bei meinen Studenten aus?

Zu Stichprobe: am Experiment nahmen 7 Personen, alle weiblich teil, durchschnittalter Anfang/ Mitte 20. Allen Probanden war der Test auf Grund ihres Studiums bereits bekannt. Ich der nachfolgenden Tabelle kann man entnehmen, wie der Blindtest und der nachfolgende „offene“ Test ausgefallen sind:

Coke vs Pepsi

 

Bereits im Blindtest gaben mehr Personen an, ihnen würde Cola besser schmecken als Pepsi. Auch später im offenen Test schneidet Cola (ganz gemäß den Erwartungen der beiden Studien) besser ab. Erstaunlich ist jedoch, das Ergebnis der Einschätzung. Ich habe meine Studenten nach dem Test gefragt, was sie denken, was sie im Blindtest konsumiert haben. Hier hat zwei Proganden jeweils im Blind und im offenen Test das gleiche Produkt besser geschmeckt, aber sie haben jeweils gedacht, sie hätten das andere getrunken.

Insgesamt ist mein Experiment natürlich nicht aussagekräftig, aber es gibt trotzdem interessante Aufschlüsse über Markenwahrnehmung. Dies zeigt insbesondere nochmal das assoziative Netzwerk, das die Studenten anlegen sollten. Die Studenten, die Pepsi präferierten, legte es für Pepsi und die für Cola für Cola an:

Titel Netzwerk Pepsi-Coke Bes

Fazit

Der Test ist, wie gesagt, nicht repräsentativ, aber zeigt eine deutliche Verteilung und zumindest eine Tendenz angelehnt an die ursprünglichen Experimente. Ein wesentlicher Faktor für das Ergebnis könnte in der Marken- und Werbepräsenz von Cola liegen, die in Augen der Probanden deutlich stärker ist als die von Pepsi. Dies zeigen auch die assoziativen Netzwerke.

Auch der Halo-Effekt spielt hier sicherlich (wie bei den ursprünglichen Experimenten mit hinein). Dieser besagt, dass das Gesamtbild einer Marke (Image) die Wahrnehmung einzelner Eigenschaften der Marke beeinflusst.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass Coca-Cola beweist, wie stark emotionales Marketing in Verbind8ung mit Multisensorik sein kann.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

Produktplatzierung

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Wir alle kennen die Hinweise während TV-Sendungen „Unterstützt durch Produktplatzierung“. Insgeheim denken wir uns, dass sei doch bloß der rechtlich sichere Ausweg von Unternehmen, um Schleichwerbung zu platzieren und drauf reinfallen, tun wir gleich dreimal nicht.

Doch warum wird Product Placement dann überhaupt noch gemacht? Rentiert sich diese Art von „In ya face“-Werbung eigentlich?

Produktplatzierung

Schauen wir uns zunächst mal wieder den Rahmen an und klären, was Produktplatzierung eigentlich ist.

Produktplatzierung oder auch Product Placement beschreibt die gezielte Einbindung von Marken, Produkten oder Unternehmen in Serien, TV-Shows oder Kinofilmen und zwar unter Einbindung in die Spielhandlung. Das bedeutet, dass Produkte/ Marken gezeigt, thematisiert und auch verwendet, aber nicht werblich angepriesen oder hervorgehoben werden dürfen.

Produktplatzierung muss am Anfang, am Ende und nach Werbepausen als solche gekennzeichnet werden („Unterstützt durch Produktplatzierung“).

In Deutschland sind Produktplatzierungen seit 2010 zulässig, allerdings nur in (Kino-) Filmen und Serien, Sportsendungen und Sendungen der „leichten Unterhaltung“, nicht aber in Sendungen für Kinder.

Auf Social Media Kanälen – insbesondere YouTube – gilt ebenfalls diese Kennzeichnungspflicht.

 

Ab wann gilt Produktplatzierung als Schleichwerbung?

  • Die redaktionelle Verantwortung und Unabhängigkeit des Senders müssen unbeeinträchtigt bleiben.
  • Die Produktplatzierung darf nicht unmittelbar zum Kauf der Ware auffordern bzw. verkaufsfördernde Hinweise enthalten.
  • Das Produkt darf nicht zu stark in den Fokus gestellt werden.

 

Welche Arten von Produktplatzierung gibt es?

Arten von Produktplatzierung

 

Welcher (werbe-) psychologischer Effekt steckt hinter Produktplatzierung?

Wir wären nicht in der Marketing Corner, wenn wir das Thema nicht auch aus werbepsychologischer Sicht betrachten würden:

Durch Produktplatzierung soll das Produkt/ die Marke positiv im Gedächtnis des Konsumenten repräsentiert werden. Durch einen Wiedererkennungseffekt soll es so zur Erhöhung der Nachfrage nach diesem kommen.

Wichtig ist hier vor allem der emotionale Kontext und ihr ahnt, wohin die Reise geht – richtig: Konditionierung. Wir befinden uns hier bei der evaluativen und auch emotionalen Konditionierung. Hier sollen das Image und auch die Einstellung der Rezipienten gegenüber dem Film/ der Serie auf die Marke/ das Produkt übertragen werden, um so eine positive Assoziation zu schaffen und damit die Kaufabsicht zu erhöhen.

Das klingt nach unterschwelliger Beeinflussung? Dazu ein Beispiel:

Aufräumen mit dem Mythos „Vicary-Experiment“

Wenn es um unterschwellige Werbung geht, kommen viele sofort auf ein Experiment zurück, von dem sie mal gehört haben: jemand hat im Kino während eines Films „Kauft Popcorn“ „Trinkt Cola“ oft und blitzschnell eingeblendet, so dass die Zuschauer unterbewusst beeinflusst worden seien und die Umsätze für Popcorn und Cola in besagtem Kino signifikant anstiegen.

Die Realität? Dieses Experiment – auch bekannt als „Vicary-Experiment“ stammt aus den 50er Jahren und ist frei erfunden! Der leitende „Wissenschaftler“ (Anführungszeichen beabsichtigt) hat die Ergebnisse gefälscht. Das Experiment wurde oft wiederholt und immer kam man zu dem gleichen Ergebnis: die Zuschauer wurden nicht beeinflusst. Irgendwann hat Vicary dann auch zugegeben, dass er die Ergebnisse gefälscht hat.

Ihr seht also: wir sind gar nicht so beeinflussbar wie wir uns immer einreden und durch Produktplatzierung ist das kaum möglich 😉

Störfaktor Produktplatzierung?

Nun die Frage: was bringt das ganze denn noch? Für uns aus Rezipienten-Sicht ist klar, dass Unternehmen damit mehr Umsatz erwirtschaften wollen und da Produktplatzierung tatsächlich doch recht akzeptiert ist, ist es für Unternehmen tatsächlich profitabel. Im Jahr 2016 refinanzierte sich der Bond-Film „Spectre“ zu ein Drittel aus Produktplatzierungen.

Auch wenn es oft scheint, als würden wir uns über die vermeintliche „Schleichwerbung“ aufregen, ist sie doch akzeptierter als gedacht – gerade bei der jungen Generation und im Kontext Social Media und Influencern. Ihnen ist klar, dass Influencer auch Geld verdienen müssen und sind sogar dankbarer, wenn diese ihre Beiträge als Werbung kennzeichnen.

Emotionale Konditionierung

Play Video about Emotionale Konditionierung I Konsumentenpsychologie I Chrissy's Marketing Corner - youtube

Im Zusammenhang mit den aktivierenden Prozessen haben wir bereits gelernt, dass Emotionen ein wichtiges Instrument im Marketing darstellen.

Zur Erinnerung: Emotionen sind innere Erregungsvorgänge, die als angenehm oder unangenehm empfunden werden können. Wenn ihr euch an das Modell im Beitrag zu den Aktivierenden Prozessen erinnert, so wisst ihr, dass Emotionen die Summe aus Aktivierung und der Interpretation der Reize sind. Zudem sind sie immer subjektiv.

Emotionen haben im Marketing eine hohe Bedeutung. Sie können beispielsweise die Leistungsfähigkeit des Konsumenten beeinflussen, also dass er u.a. mehr und schneller Informationen aufnimmt und speichert.

Um Emotion richtig einzusetzen,  sollten sich Werbetreibende deshalb immer zunächst die Frage stellen, welches Gefühl/ welche Gefühle ihre Werbung beim Konsumenten auslösen soll(en) und welche Reaktion(en) sie sich davon erwarten. Denn dieses Gefühl, kann maßgeblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Produktes/ der Marke haben und somit auf die Kaufentscheidung.

Um diesen Effekt der Wahrnehmung positiv für sich nutzen, gibt es im Marketing ein sehr interessantes Konstrukt: Emotionale Konditionierung

Das Wort Konditionierung kommt euch vielleicht noch aus dem Biologieunterricht in der Schule bekannt vor – und genau damit hat es auch zu tun.

Das Prinzip rührt von dem Experiment mit dem Pawlowschen Hund. Hierbei geht es um die klassische Konditionierung.

Am Beispiel mit dem Hund:

Einem Hund wird eine Schüssel mit Futter gegeben. Diese Schüssel mit Futter ist zunächst ein unkonditionierter Reiz. Als Reaktion auf das Futter bildet sich beim Hund Speichelfluss. Dies wird als unkonditionierte Reaktion bezeichnet. Als weiteren Reiz wird bei dem Experiment das Klingeln einer Glocke hinzugefügt. Dieser Reiz ist für den Hund zunächst ein neutraler Reiz. Im Laufe des Versuchs wird jedoch jede Futtergabe mit dem Klingeln der Glocke angekündigt. Dies wird so lange wiederholt, bis für den Hund eine Verbindung zwischen dem Klingeln der Glocke und der Futtergabe entsteht.  Dies hat zur Folge, dass sich beim Hund bereits beim Klingeln der Glocke Speichelfluss bildet und nicht erst, wenn er das Futter bekommt. Somit wird aus dem vormals neutralen Reiz „Glocke“ ein konditionierter Reiz und aus der vormals unkonditionierten Reaktion „Speichelfluss“ eine konditionierte Reaktion – also eine Reaktion, die „erlernt“ ist und mit einem Reiz assoziiert ist.

Im Marketing kann man sich eben dieses Prinzip zu Nutze mache. Man spricht hier von emotionaler Konditionierung. Die Mechanik ist hier wie folgt:

Ihr habt eine Marke (oder ein Produkt), die ihr emotional „aufladen“ wollt. Diese Marke ist für den Kunden zunächst ein neutraler Reiz. In eurer Werbung kombiniert ihr die Marke beispielsweise mit einem emotionalem Reiz (= unkonditionierter Reiz) wie einem Bild, einer eingängigen Melodie oder idealerweise sogar mit einem Schlüsselreiz. Ein klassischer Schlüsselreiz ist z.B. das sog. Kindchenschema. Was Schlüsselreize und das Kindchenschema aber genau sind, erkläre ich euch einem anderen Beitrag. Wichtig ist: dieser Reiz löst beim Konsumenten idealerweise eine positive Reaktion (= Emotion) aus (auch andere Emotionen sind denkbar, wie Ekel, Angst Schock – wie gesagt: stellt euch vorab die Frage, welche Emotion und damit verbundene Reaktion eure Werbung beim Kunden auslösen soll).

Wird eure Marke (wir gehen hier mal von einem TV-Spot aus, der mehrmals über einen gewissen Zeitraum ausgestrahlt wird) wiederholt kombiniert mit dem emotionalen Reiz dargeboten, so assoziiert der Kunde im besten Fall eure Marke mit dem positiven Reiz und umgekehrt, was bei ihm eine (positive) Reaktion auslöst. Aus eurer Marke, dem vormals neutralen Reiz, ist somit ein konditionierter Reiz geworden, der in der Lage ist, die gleiche emotionale Reaktion hervorzurufen, wie der emotionale Reiz.

Das ganze nochmal vereinfacht dargestellt:

Prozess emotionale Konditionierung

Quelle: Eigene Darstellung

 

Das Produkt wird durch die emotionale Konditionierung emotional „aufgeladen“ und erhält dadurch einen emotionalen Erlebniswert. Der Erlebniswert beschreibt den subjektiv erlebten Beitrag zur Lebensqualität des Konsumenten, der durch die Marke/ das Produkt/ der Botschaft vermittelt wird.

Emotionale Konditionierung eignet sich zudem besonders für low involvierte Konsumenten.

 

Zusammenfassend

Wer es schafft, sein Produkt oder seine Marke emotionale aufzuladen, der hat gute Chancen, eine hohe Reichweite zu generieren und mehr Kunden von seinem Produkt/ seiner Marke zu überzeugen und diese somit letztendlich auch zu Käufern zu machen.

Emotionale Konditionierung ist ein nützliches und auch weit verbreitetes Instrument im Marketing, das insbesondere in Verbindung mit Schlüsselreizen sehr gut funktioniert. Was es damit auf sich hat, erkläre ich euch in einem anderen Beitrag.

 

Hier noch einige Beispiele für emotionale Konditionierung in der Werbung. Schreibt mir gerne eure Meinung dazu oder nennt mir eure Lieblingsbeispiele.

Beispiele Werbung Emotionale KonditionierungQuelle: eigene Darstellung. Copyright der Bilder/ Anzeigen liegt bei den einzelnen Unternehmen.