Haltungsmarketing: Die Do’s and Don’ts des purpose-driven Marketing

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Black Lives Matter, Pride Month oder gerade aktueller denn je: Der Krieg in der Ukraine. Diese sind nur ein paar Beispiele für Ereignisse und Bewegungen, die die Menschen dazu bewegen, auf Social Media Haltung zu zeigen, indem sie beispielsweise ihre Profilbilder einfärben oder Posts teilen.

Auch viele Unternehmen beteiligen sich hier und setzen sich – zumindest laut ihren Social Media Profilen – für Bewegungen und Menschen ein. Doch was hat es damit auf sich?

Hierbei handelt es sich um Haltungsmarketing bzw. Purpose Marketing. Was das genau ist und welche Do’s und Don’ts es gibt, verrate ich euch in diesem Blog und meinem Video.

Haltungsmarketing

Der Begriff Haltungsmarketing ist ziemlich selbsterklärend. Grundlegen beschreibt es eine Form des Marketings, bei dem Unternehmen oder Marken öffentlich Haltung gegenüber bestimmten gesellschaftlich und politisch relevanten Themen und Bewegungen zeigt.

Dabei geht es nicht allein um die Außendarstellung von Haltung auf Social Media. Diese sieht man häufig in Form von eingefärbten Profilbildern, so wie beispielsweise während des Pride Month. Nein, beim Haltungsmarketing– und ich schiebe hier bewusst ein – beim echten Haltungsmarketing, geht es auch darum, Haltung gegenüber bestimmten Themen stringent durch seine gesamte Marken- und Produktkommunikation hindurchzuziehen. Sei es Gendergerechte Sprache und die gleichzeitig damit verbundene „bunte und vielfältige“ Darstellung von Personen abseits stereotyper Normen oder auch die Anpassung ganzer Produktpaletten (beispielsweise Kleidung).

Aber nicht nur Marke und Produkt spielen im Haltungsmarketing eine wichtige Rolle. Viel wichtiger ist die Haltung im Unternehmen selbst. Dazu aber mehr nachfolgend bei den Do’s and Don’ts.

Bedeutung im Haltungsmarketing im Marketing-Alltag

Wie wichtig Haltungsmarketing heutzutage geworden ist, zeigt sich in Beispielen bekannter Marken, wie Nike, die mit ihrer Kampagne mit Footballspieler Colin Kaepernick ganz klar Position in der Black Lives Matter Bewegung bezogen haben. Dies kostete sie viele Punkte an der Börse, aber machte sie zum Vorreiter des Haltungsmarketings und bei ihren Kunden noch beliebter.

Aber auch ein Artikel der Marketingfachzeitschrift Horizont aus dem Jahr 2021 bestätigt, dass Haltungsmarketing inzwischen zu den wichtigsten Maßnahmen zählt, um vor allem auch die jüngere Generation zu erreichen. Haltungsmarketing umfasse dabei nicht nur das gesellschaftliche Engagement einer Marke, sondern auch ihre Werbemaßnahmen (Campillo-Lundbeck 2021).

Im Rahmen meiner Doktorarbeit konnte ich genau das bestätigen. Neben der Befragung der Generation Z selbst, konnte ich mit verschiedenen Unternehmen Experteninterviews in Bezug auf Marketing für die Generation Z führen und habe dabei interessante Erkenntnisse gewonnen, die ich euch hier natürlich nicht vorenthalten möchte. (Teaser: Sobald meine Doktorarbeit offiziell abgegeben und veröffentlicht wurde, bekommt ihr meine wichtigsten Erkenntnisse rund um „Generation Z Marketing, sex sells und Feminismus“ natürlich hier in der Corner).

Do’s und Don‘ts im Haltungsmarketing

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus meiner Forschung und den Interviews ist: Authentizität

Das mag abgedroschen klingen, aber für die Generation Z so wichtig wie kaum etwas anderes bei der Wahl ihrer Marken.

Färbst du dein Instagramprofilbild in regenbogenfarben, wird erwartet, dass „queer“ nicht nur ein Label ist, sondern auch in deinem Unternehmen, deinen Produkten und deinem Marketing als fester Bestandteil gelebt wird.

Das bringt mich zum nächsten Punkt: Stringenz

Der Wäschehersteller Palmers warb beispielsweise mit Models jeglicher Körperform und – größe und feierte somit Body Positivity. Leider waren die beworbenen Produkte nur bis maximal Größe L erhältlich.

Neben Authentizität und Stringenz gehört auch Nachhaltigkeit zu den wichtigsten Werten für beispielsweise die Generation Z. Das bezieht sich nicht nur auf Nachhaltigkeit im ökologischen Sinne, sondern auch im Bezug auf Maßnahmen. Du färbst ein Instagramprofil in den Fragen der ukrainischen Flagge? Gut, und was konkret tust du, um zu helfen? Wie wird sich das langfristig auswirken?

Grundsätzlich kommt aber alles immer wieder zu dem erst genannten Punkt zurück: Authentizität: Meine, fühle und lebe, was du predigst. Für Greenwashing, Queerwashing und Blackfacing ist kein Platz in dieser Welt.

121 WATT Persona-Talk

Play Video about Thumbnail Interview 121 WATT Personas im B2B Marketing

Ich durfte wieder zu Gast bei der 121 WATT im 121STUNDENtalk sein und über eines meiner Lieblingsthemen sprechen: Personas.

🎬 ✨ How to “Persona”! In dieser Episode lernst du, weshalb Personas auch im B2B-Marketing eine wichtige Rolle spielen und welche Faktoren du bei deren Erstellung beachten musst. Außerdem erklären wir dir, wieso Personas nicht nur das Marketing-Team deines Unternehmen etwas angehen. Zusätzlich haben wir eine exklusive Persona-Vorlage für dich.
 
Dranbleiben lohnt sich. Am Ende der Folge verrate ich euch meine persönliche Meinung zum Thema Personas und Gendern.
 
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**Die Gesprächsthemen:**
👉🏼 Personas im B2B-Marketing
👉🏼 Personas und Gendern
 
⬇️ Hier bekommst du das exklusive Persona-Template zum Download: https://www.121watt.de/…/02/Vorlage_Personas-121-WATT.pdf
 
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Praxis-Tipp-Quickie: 3 werbepsychologische Effekte für dein Marketing

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Heute bekommt ihr quick and dirty von mir 3 werbepsychologische Effekte an die Hand, die ihr einfach und hands-on in eurem Marketing umsetzen könnt.

Das Prinzip der Gegenseitigkeit

Habt ihr euch schon mal gefragt, was Unternehmen dazu bewegt, euch kostenlose E-Books, Jutebeutel oder handgeschriebene Karten zu eurer Bestellung dazu zu schenken?

Durch solche kleinen Geschenke, fühlen wir uns sozusagen in der „Bringschuld“. Es kann uns somit zum (Wieder-)Kauf bewegen.

The Hero-Villain-Effect

Forschungen haben gezeigt, dass Menschen, die einfach nur das Bild eines Helden betrachten, zumindest vorübergehend psychologisch hinsichtlich ihrer Produktwahrnehmung und Kaufabsicht beeinflusst werden können (Masters & Mishra, 2019).

Hierzu gab es einen Test mit Käse im Supermarkt:

Ein Käse wurde in einem Supermarkt einmal als „Tasty & Decadent“ = sündiges Produkt = Vice Product deklariert, aber mit dem Hero-Label „Luke Skywalker“ versehen.

–> Folge: Produkt wurde  bevorzugt, weil es als weniger schädlich wahrgenommen wurde, weil es als witziger wahrgenommen wurde

Im zweiten Versuch wurde der Käse als gesundes,“ tugendhaftes „Produkt  deklariert = Virtue Product , aber mit Villain-Label „Darth Vader“.

–> Folge: Der witzige und gegensätzliche Kontext ließ das Produkt positiv erscheinen.

In beiden Fällen wurde die Produktwahrnehmung positiv beeinflusst und die Kaufabsicht gesteigert.

Effekt der Mitte

Dieser Effekt funktioniert besonders gut am POS, da der Kunde dort den direkten Vergleich hat. Beim Effekt der Mitte werden ein günstiges, ein mittelpreisiges und ein hochpreisiges Produkt nebeneinander dargeboten. Die meisten Kunden werden zum mittelpreisigen Produkt greifen. Warum?

Das mittelpreisige Produkt dient als Referenz. Das günstige Produkt wirkt dagegen zu billig. Vom günstigen Preis wird auf die Qualität geschlossen. Hingegen lässt das mittelpreisige Produkt das teure Produkt zu teuer wirken.

Am Ende suggeriert diese Gegenüberstellung, dass das mittelpreisige Produkt das perfekte Verhältnis zwischen Preis und Qualität vermittelt.

Femvertising: Mit female Empowerment zum Werbeerfolg

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Jeder kennt es: sex sells! Und oftmals ist sex sells mit einer übersexualisierten, wenn nicht gar sexistischen Darstellung von Frauen verbunden.

Doch der Trend nimmt glücklicherweise ab und auch die Wirksamkeit ist umstritten (Mehr dazu hier).

Vielmehr zeichnet sich inzwischen ein gegensätzlicher Trend ab: Femvertising

Die Kampagne „Real Beauty“ der Hautpflegemarke Dove hat es vorgemacht: hier wird das Empowerment von Frauen zur Schaffung von Körperbewusstsein gezielt als Marketingmaßnahme einsetzt.

Was ist Femvertising?

Femvertising beschreibt eine Form der Werbung, bei der frauenfreundliche Botschaften und Bilder eingesetzt werden, um Frauen und Mädchen zu stärken. Die Marktforschungsgruppe von Google bezeichnete zudem Anzeigen als Form von Femvertising, die Botschaften zur Gleichstellung der Geschlechter und zudem Liebe und ein positive Körpergefühl verbreiten.

Den Einsatz von feministischen Botschaften in der Werbung gab es bereits im 20. Jahrhundert. Die Soziologin Diane Barthel zeigte bereits 1988 auf, dass Werbebotschaften stets auch die Werte einer Gesellschaft zum jeweiligen Zeitpunkt widerspiegelten (Barthel 1988). Die Langzeitstudie von Busby und Leichty (1993) konnte diese Aussage mit Hinblick auf feministische Werbung stützen. Sie untersuchten Werbungen von 1995 bis 1998 und testeten, welchen Einfluss verschiedene feministische Bewegungen auf die zur jeweiligen Zeit dominierende Bildsprache in der Werbung hatte. Dabei stellten sie fest, dass sich die Rolle der Frau in der Werbung im Zeitverlauf stark veränderte. So änderte sich die Darstellung der häuslichen Frau mit Familie und Ehemann hin zu einer Darstellung von autonomen Frauen. Einen direkten Bezug von expliziten Bewegungen konnten sie nicht nachweisen, dennoch kamen sie zu dem Schluss, dass feministische Botschaften einen Einfluss auf die Rollendarstellung in der Werbung zum jeweiligen Zeitraum hatten (Busby & Leichty 1993).

Positive Effekte des Femvertising

Victoria E. Drake untersuchte in ihrer Studie „The Impact of Female Empowerment in Advertising (Femvertising)“ 2017 gezielt die Wirksamkeit von Femvertising aus der Marketingperspektive. Mittels einer Online Studie mit experimentellem Design wurden weibliche Teilnehmerinnen nach dem Zufallsprinzip entweder eine traditionellen Fernsehwerbung oder Femvertising-Werbung für dieselbe Marke gezeigt. Anschließend wurde ein Fragebogen ausgefüllt, um den Einfluss von Femvertising auf die Meinung der Probandinnen hinsichtlich Werbung, Marke, Kaufabsicht und emotionale Verbindung zur Marke zu untersuchen. Drake fand heraus, dass die Probanden eine signifikant höhere positive Einstellung gegenüber Anzeigen und der Marke hatten, welche mit Femvertising-Werbung warben. Aufgrund der positiven Auswirkungen von Femvertising in Vergleich zur geschlechtertypischen Darstellung von Frauen, empfiehlt Drake Werbetreibenden, die starke Rolle der Frau und „Empowerment“ als Leitmotiv sowie Body Positivity als Mittel in der Werbung zu fördern (Drake 2017).

Das Privatsphäre-Paradoxon: Was das iOS 14 Update über unser Userverhalten aussagt

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Als Apple Ende 2020 das geplante iOS 14 Update ankündigte, mit dem die User per Knopfdruck künftig Werbetracking zustimmen oder ablehnen konnten, war der Aufschrei groß: weltweit warfen Unternehmen Apple vor, seine Marktmacht mit den geplanten Datenschutzänderungen zu missbrauchen und gegen Kartellrecht zu verstoßen. Der Hauptpunkt der Beschwerde ist, dass Apple nämlich seine eigenen Apps von der Zustimmungspflicht ausnimmt.

Die Werbebranche erwartete einen massiven Einbruch im Paid Bereich. Und tatsächlich war dieser Aufschrei berechtigt: Laut Statistiken haben in den USA beispielsweise gerade mal 4% der User* dem Tracking zugestimmt, global sind es 12%. Der größten Werbeplattform weltweit, Facebook, erlauben gerade mal 25% der User das Tracking – mit verheerenden Auswirkungen für die Werbebranche.

Aus (werbe-)psychologischer Sicht höchst interessant, wo wir doch heutzutage ganz bereitwillig alles an Daten und Informationen über uns Preis geben. Warum also klicken so viele User für vermeintlich mehr Privatsphäre?

Das iOS 14 Update: Facts

Doch bevor wir uns der Psychologie widmen, möchte ich zunächst ein paar Fakten über das iOS14 Update an die Hand geben.

  • Streng genommen ist es das Update iOS 14.5
  • Eingeführt wurde hier die sog. App-Tracking-Transparenz (ATT)
  • App-Entwickler müssen nun erst die Erlaubnis eines Users einholen, um Zugriff auf die Werbekennung (IDFA) des Geräts zu erhalten
  • User können von App zu App einzeln festlegen, wer über die App-hinaus tracken darf
  • Es handelt sich dabei um personalisiertes Tracking, kein allgemeines Werbeverbot
  • In den Datenschutzeinstellungen kann man den Opt-in jederzeit ändern

Apple verargumentiert das Update als „großen Schritt Richtung Datenschutz“. Wie sehr es Apple dabei allerdings wirklich um die Privatsphäre der Menschen geht, sei mal dahingestellt – insbesondere, da ihre eigenen Apps davon ausgeschlossen bleiben.

Am ersten Tag des Release haben sich 8 große deutsche Medien- und Werbeverbände zusammengeschlossen und Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht.

Zwischen Privatsphäre und gläserner Mensch

Es stellt sich nun die Frage, wieso so viele Menschen von Apples neuer Datenschutz-Funktion Gebrauch machen.

Im letzten Jahrzehnt haben die meisten von uns bereitwillig ihre Daten im Internet und über die sozialen Medien Preis gegeben. Für viele Stand der Nutzen daraus (Information, bessere Angebote, soziale Vernetzung) über ihrer eigenen Privatsphäre, so dass sie den Preis dafür „gerne“ gezahlt haben.

Das sog. Privatheits-Prozess-Modell gibt ein wenig Aufschluss darüber:

Das PPM (Privacy Process Model) ist eine Theorie, die besagt, dass Privatheit aus drei Hauptelementen besteht:

  • Privatheitskontext
  • Privatheitswahrnehmung
  • Privatheitsverhalten

Menschen versuchen immer die Balance zwischen den Elementen zu halten und betreiben dazu einen ständigen Prozess der Privatheitsregulation, welcher bewusst oder unbewusst ablaufen kann. Dies bedeutet, dass sie den IST und SOLL Zustand ihrer Privatheit miteinander vergleichen und entweder den Privatheitskontext oder das Privatheitsverhalten anpassen, sollten sie nicht übereinstimmen.

ppm modellQuelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Tobias Dienlin

Nach diesem Modell würde das also bedeuten, dass die User ihren aktuellen Privatheitszustand erneut angepasst haben. Doch woher kommt dies so plötzlich?

Datenschutz in aller Munde

Was hier sicherlich wesentlich dazu beigetragen hat, sind die steigenden Debatten über Datenschutz in den vergangenen Jahren. Das Thema war so präsent wie nie. Datenschutzskandale und unzureichende Informationen bzw. schlecht informierte User über Datenschutzneuerungen (siehe hier Beispiel WhatsApp) haben das Thema Privatsphäre für alle deutlich präsenter gemacht.

Ebenfalls gestiegen, ist das Bewusstsein über Werbetracking. Es ist für kaum jemanden noch verwunderlich, dass sie auf einmal Ads passend zum Suchverhalten bekommen – nicht verwunderlich, aber häufig noch „gruselig“.

Hinzu kommt meiner Meinung nach auch ein falsches Verständnis des iOS14 Updates. Häufig denken User, dass sie mit ihrem Opt-In dafür sorgen, dass sie überhaupt keine Werbung mehr bekommen. Dies ist schlicht falsch. Man untersagt lediglich personalisierte Werbung über den App-Anbieter. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass man künftig halt einfach wieder irgendeine Werbung bekommt. Und mal ehrlich, wer will das schon?

An Punkt der ebenfalls mit hineinspielen könnte, ist die Aufmachung des Popups:

popup ios14Zunächst einmal sind Popups grundsätzlich unbeliebt. In einer Studie der „Coalition for Better Ads“ gaben fast alle der 25.000 Befragten an, dass sie von Popups genervt seien. So führten diese auch in 97% der Fälle zum Abbruch des Websitebesuchs.

Aus Datenschutzsicht vollkommen korrekt, sind beide Optionen von der Aufmachung genau gleich. Keine Option dürfte farblich hervorgehoben werden, um so ggf. das Klickverhalten zu beeinflussen. Jedoch greift hier schlicht eine Form des Primacy Effekts – die erste dargebotene Option wird tendentiell eher geklickt. Und das ist in diesem Fall die Ablehnung. Zudem müssten User einen weiteren Klick machen, um zu erfahren, wozu das Unternehmen das Tracking überhaupt braucht und das dies ggf. auch positiv für sie sein könnte. Der Wortlaut, wenn auch korrekt, ist für den User erstmal eher negativ behaftet („track your activity“) und erklärt nicht, was sich dahinter verbirgt. Zugegebenermaßen ist dafür im Popup auch zu wenig Platz und es ist auch fragwürdig, ob User gewillt wären, sich das komplett durchzulesen.

Tipps für Werber

Alles in allem stellt das Update eine ganze Branche vor große Fragezeichen und zwingt sie, neue und andere Wege zu finden. Zumal Apple hier nicht der einzige „Bösewicht“ ist. Die Herausforderungen bestehen schon seit der neuen DSGVO-Verordnung von Mai 2018, welche eine cookieless future und damit das erschwerte Tracking bereits in die Wege leitete. Auch Google will sich dem anschließen, arbeitet wohl aber an einer gleichwertigen Alternative ohne Tracking.

Wie kann man also als Werber trotzdem mit den Veränderungen umgehen?

  • Zunehmende Bedeutung von First-Party-Daten: Beziehungsaufbau durch AB-Testing stärken und Präfenzen und Bedürfnisse der User besser verstehen
  • Cookieless und datenschutzkonformes Tracking mit Matomo (zum Beispiel)

 

Ich weiß, die Tipps sind recht oberflächlich, aber vielleicht zumindest Impulsgeber. An dieser Stelle möchte ich einmal Werbung in eigener Sache machen, was ihr ja, wie ihr wisst, selten tue: die Agentur, in der ich arbeite, EPHNY, hat sich dieser Herausforderung angenommen und erarbeitet gemeinsam mit Kunden Lösungen. Wer sich hier also beraten lassen möchte, der wende sich gerne an uns 😉 www.ephny.com

Außerdem sei anzumerken, dass der Marktanteil von iOS Nutzer:innen in Deutschland im Vergleich zu anderen Betriebssystemen laut Statista bei gerade mal 25% liegt. Klar, zählt die Zielgruppe iPhone User zu einer der Kaufkräftigsten, aber dennoch liegt ein breites Advertising Potential auch bei Usern anderer Betriebssysteme.

 

Anmerkungen

*ich benutze hier das englische, geschlechtsneutrale Neutrum. Mit User schließe ich selbstverständlich jegliche Art von Geschlecht ein.

PS: Wenn ihr wissen möchtet, worüber ich mich eigentlich informiere: aus meiner Sicht ist die Digitalzeitschrift t3n die zuverlässigste Quelle, wenn es um Updates aus der Online Marketing und Digitalbranche gehe. Für psychologische Fakten, beziehe ich mich oft auf aktuelle Studien und Dissertationen sowie natürlich meine eigenen Kenntnisse als Werbepsychologin.

Advertising needs Psych: Warum Online Marketing ohne Psychologie nicht funktioniert

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Viele fragen mich: Kannst du dein Wissen aus der Werbepsychologie eigentlich im Alltag anwenden?  Die klare Antwort: Ja.

Als Werbepsychologin habe ich seit jeher einen besonderen Blick auf Nutzerverhalten und User Journey und wenn ich eins gelernt habe, dann dass Online Marketing ohne Psychologie nicht funktioniert.

Das Involvement und der Funnel

Grundsätzlich musst Du davon ausgehen, dass es zwei Arten von Kunden gibt: high involviert und low involviert. High involvierte Kunden haben sich entweder bereits mit Dir oder Deinem Produktfeld auseinandersetzt. Sie haben recherchiert und sind offen für Angebote. Diese erreichst Du im Advertising i.d.R. sehr gut.

In der Werbeansprache wollen sie wissen, warum ausgerechnet Dein Produkt das Beste ist. Oft kannst Du diese bereits retargeten oder durch gezielte Interessen filtern. Rabatte und Angebote machen dich sympathisch.

Leider ist der Großteil der User aber low involviert, das kommt einer Kaltakquise gleich. Willst Du diese potentiellen Kunden erreichen, musst Du ihnen viele Informationen geben und sie erstmal auf Dich und Deine Produkte aufmerksam machen. Erfahrungsgemäß funktioniert hier Videocontent sehr gut. Dieser generiert im ersten Schritt mehr Aufmerksamkeit, weil es Bewegtbild ist. Durch Aufmerksamkeit kannst Du Interesse lenken. Erst im Remarketing gibt man diesen Usern plakative Angebote, am besten in statischer Bildform.

Erfahrungsgemäß sind dies auch sehr preissensitive Kunden.

Die User Journey

Wie denkt der Kunde? Oder: Schließe niemals von Dir selbst auf andere! Was für Dich logisch erscheint, muss es nicht zwangsweise auch für den Kunden sein. Gehe also bei der Gestaltung Deiner User Journey niemals von Deinem Wissensstand aus.

Meine Tipps:

  • Wenige Klicks von der Ad zum Produkt
  • Produkt und Infos klar im Fokus der Landingpage
  • Einfacher Bestellprozess
  • Einfache und vielfältige Bezahlmöglichkeiten

Und wie immer: testen, testen, testen.

Mein kleines Online-Psychologie-1×1

Und nachfolgend noch ein paar meiner Learnings aus den letzten Jahren, wenn es um die Verbindung von Online Marketing und Werbepsychologie geht:

  • Im Push: Bewegtbild schlägt Statisch
  • Im Remarketing: Statisch schlägt Bewegtbild
  • Im Push: Personen auf Bildern sorgen für Trust • Im Remarketing: Bringe Dein Angebot auf den Punkt
  • Rabatte werden vom User erst ab 20% als wertvoll eingestuft
  • Streichpreise erhöhen die Wahrscheinlichkeit des subjektiven „Deal-Erlebnisses“
  • CTAs mit „Jetzt kaufen“/ „Jetzt starten“ funktionieren besonders gut
  • CTAs und Aktionsbadges auf Grafiken müssen sich farblich signifikant von der CI unterscheiden

Loyalitätsprogramme und Kundenclubs: Wie wirksam sind sie?

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„Sammeln Sie Punkte?“

Vermutlich jeder hat diesen Satz beim Einkaufen schon mal gehört. Er ist in der Regel Teil eines Loyalitätsprogramms. Loyalty Programme, genauso wie Clubs, gehören zu den sog. Kundenbindungsmaßnahmen Und wie der Name schon sagt, ist ihr Ziel das langfristige Binden von Kunden.

Doch wie wirkungsvoll sind diese?

Das Prinzip von Kundenbindungsprogrammen

Loyalty Programme und Kundenclubs funktionieren nach dem Prinzip, dass ein ausgewählter Kundenkreis durch eine von ihm durchgeführte Aktion (z.B. Sammeln von Punkten, Beitreten in einen Fanclub) zu loyalem Verhalten (z.B. Wiederkauf) gebracht wird und dafür in Form von exklusiven Angeboten, Rabatten usw. belohnt wird.

Überspitzt gesagt: Ähnlich wie beim pawlowschen Hund lernen wir, eine bestimmte Reaktion auf einen Reiz folgen zu lassen, weil wir dann eine Belohnung erwarten.

Beispiele für solche Maßnahmen sind z.B.

  • Punkte sammeln
  • Stempelkarten
  • Kundenkarten
  • Fanclubs/ Kundenclubs

Bei Clubs spielt zusätzlich der Exklusivitätseffekt eine Rolle. Mehr hierzu in meinem gleichnamigen Video.  Hier gibt es verschiedene Arten von Clubs

  • Kundenvorteilsclub (z.B. IKEA Family)
  • Fanclub (z.B. Fußball)
  • VIP-Club (z.B. Best Secret)
  • Lifestyle-Cub (z.B. Ferrari-Club)
  • Product-Interest-Club (z.B. Thermomix)

Ziele aus Unternehmenssicht

  • Kundenbindung: Wiederkaufsverhalten durch Belohnung anreizen, eine gewisse Abhängigkeit fördern und Abwanderung verhindern.
  • Cross-Selling/Up-Selling: Abstrahlungseffekt auf andere Produktkategorien.
  • Kundenidentifikation: Auswertung von Kaufhistorien und Individualisierung des Angebots für den Kunden.
  • Verstärkung des Kundendialogs
  • Steigerung Marketingeffizienz

Grenzen von Kundenbindungsprogrammen

Grundsätzlich klingt das ja erstmal nach der ultimativen Strategie und rentabel sind sie ebenfalls, auch wenn die Kostenpunkte für solche Programme nicht unterschätzt werden dürfen (Vorlaufskosten, Programmkosten, Vertriebskosten, Service, etc.)

Doch natürlich gibt es auch Grenzen, z.B.

  • Nachlassende Bindungsbereitschaft der Kunden
  • Wachsende Zahl Variety Seeker durch Produktüberangebot

Und auch negative Auswirkungen, z.B.

  • Qualifizierungsbarriere: Belohnung ist an nicht oder kaum erfüllbare Bedingungen geknüpft
  • Wertlosigkeit: Belohnung wird als zu wenig wertvoll erlebt
  • Unzugänglichkeit. Belohnung nicht vorrätig
  • Diskriminierung: Ausschluss von gewissen Kundenkreis (Beispiel: Kassier:in vergisst Person am Supermarkt das Programm anzubieten)

Fazit

Loyalty und Kundenclubs scheinen nach wie vor wirksame und beliebte Marketing und Kundenbindungsmaßnahmen zu sein. Tatsächlich soll Corona sogar dazu beigetragen haben, dass diese ein wichtiges Instrument für den Handel wurden, um mit dem Kunden weiter im Dialog zu bleiben und in Interaktion zu kommen.

Newsjacking: In 24 Stunden zum Werbeerfolg

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Truefruits tut es, Sixt ist dafür bekannt, Pinky Gloves hat es wieder gezeigt: Newsjacking funktioniert.

Was ist Newsjacking?

Newsjacking beschreibt eine PR- bzw. Marketingmaßnahme bei der ein Unternehmen auf aktuelle Nachrichten oder Ereignisse aufspringt und diese für sich nutzt, um selbst Medieninteresse zu erzeugen. Der Begriff wurde von David Meerman Scott in einem gleichnamigen Buch geprägt.

Newsjacking ermöglich unternehmen die Aufmerksamkeit und Reichweite von aktuellen Ereignissen für ihren eigenen Vorteil zu nutzen.

Nachrichtenquellen

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten auf den Newsjacking-Zug aufzuspringen

  1. Planbare Ereignisse
  2. Echtzeit-Ereignisse

Bei planbaren Ereignissen handelt es sich um Ereignisse von großen medialem und gesellschaftlichem Interesse  mit meist einem festen Datum. Ein Beispiel hierfür wäre eine Fußball WM.

Hier lassen sich Marketingmaßnahmen gut vorbereiten. Allerdings ist hier die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch andere Unternehmen diese Ereignisse für sich nutzen. Der Überraschungs- und Neuartigkeitseffekt nutzt sich damit also ab.

Bei Echtzeit-Ereignissen handelt es sich oft um Schlagzeilen und die Halbwerts- und Reaktionszeit ist sehr gering, meistens nur 24 Stunden.

Hier zählt buchstäblich jede Sekunde – first come, first serve. Die wichtigsten Kanäle sind hierfür deshalb auch Twitter, Social Media, Pressemitteilungen und Blogs.

Der Überraschungs- und Neuartigkeitseffekt ist meist enorm.

Beispiele für Newsjacking

Copyright IKEA


Copyright Sixt


Copyright truefruits

 

Kundenbeziehungsmanagement: Wie Kunden zu Fans werden

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]Customer Love, CRM, Customer Happiness – das sind nur einige Buzzwords aus der Welt des Kundenbeziehungsmanagements. Viele von diesen Begrifflichkeiten sind erst in den letzten 10 Jahren entstanden, aber bereits feste Wertschöpfungsbereiche in vielen Unternehmen. Es zeigt, wie wichtig die Beziehung zum Kunden inzwischen ist und dass Unternehmen heute sehr großen Wert auf langfristige Kundenbindung legen.

Und weil das so ist, widme ich auch in der Marketingcorner eine ganze Reihe von Artikeln und Videos dem Themenschwerpunkt der Kundebeziehung.

Bereits in meinem Video „Fans: Zwischen Leidenschaft und Obsession“ https://www.youtube.com/watch?v=t1EtRnk2_xI&t=3s habe ich euch einen Vorgeschmack gegeben. Nun steigen wir tiefer ein. Zu Beginn geht es einmal um die (psychologischen) Grundlagen.

Relevanz und Bedeutung von Kundenbindung

„Kundenbeziehungen stellen mehrmalige, nicht zufällige Interaktionen dar, haben eine zeitliche Struktur und durchlaufen dabei mehrere Phasen. Sie weisen mehrere Ebenen auf (sachlichen/emotional) und lassen aufgrund der Erfahrungen im Zeitablauf Vertrauen entstehe. Sie führen häufig zu spezifischen Investitionen und sind durch eine bestimmte Beziehungsqualität und – intensität geprägt, die wesentlich die Bindung zwischen den  Partnern bestimmt“, so Diller (Diller, H. (2001): Geschäftsbeziehungen) in der Theorie. Dies lässt erkennen, wie komplex das Thema ist. Und wie sollte es auch anders sein, denn schließlich geht es schlicht um menschliche Beziehungen und Interaktionen. Und für Unternehmen kann dies sehr profitabel sein:

vor und nachteile kundenmanagementDie wichtigsten Bezugspunkte sind für den Kunden und damit Anknüpfungspunkte für Unternehmen sind dabei

  • Marke
  • Produkte
  • Mitarbeiter
  • Preise
  • Erlebnisse

Wie ihr seht, dreht sich auch hier wieder alles um einen wesentlichen Punkt: die Marke. Kundenbeziehungen und Kundenbindung sind unweigerlich mit Marken verbunden. Warum ist das so? Marken schaffen Vertrauen und erzeugt Markenliebe. Markenliebe als Basis für Markentreue und Loyalität ist mit der wichtigste Faktor in der Beziehung zwischen Unternehmen und Kunde.

Modell der Markenbeziehungsqualität nach Fournier (2005)

Die Marketingprofessorin Susan Fournier veranschaulichte diese Beziehung und deren Intensität und Qualität in einem Modell:

Markenbeziehungsqualität FournierDoch der Weg dorthin ist lang. Kundebeziehungen leben von Ausdauer und Beständigkeit. Sie müssen sich entwickeln und Unternehmen müssen kontinuierlich an ihnen Arbeiten. Hier greift zunächst mal wieder das Modell der aktivierenden und kognitiven Prozesse. Ihr erinnert auch an die aktivierenden Prozesse?

Aktivierende Prozesse

In Anlehnung an Foscht/Swoboda (2011): Käuferverhalten. Grundlagen – Perspektiven – Anwendungen, S. 37, Wiesbaden; Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein (2009): Konsumentenverhalten, S. 55 ff., 9. Auflage, München.

 

Sie sind die Grundlage der Einstellungsbildung und somit auch Entstehung von Kundenbindung.

Stellschrauben für Unternehmen

Um Beziehung und Bindung aufzubauen orientieren sich die möglichen Stellschrauben für Unternehmen entlang dieses Prozesses und liegen insbesondere bei der Stufe der Aktivierung. Welche Maßnehmen können Unternehmen ergreifen, um Kundenbindung zu erlangen?

  • Stetige Präsenz auf Sozialen Medien
  • Storytelling
  • Rabattaktionen
  • Exklusivität
  • Loyalitätsprogramme

 

What’s coming next?

Ich habe es schon angeteasert: Kundenbeziehungen brauchen Zeit und Ausdauer. Wesentlich ist hierfür die Gestaltung der Customer Journey. Ein möglicher Bestandteil können Loyalitätsprogramme sein. Unter anderem um diese zwei Themen wird es in der Marketingcorner in den nächsten Wochen deshalb auch noch gehen.

Gaze Cueing Effect

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Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Personen auf Bildern in bestimmte Richtungen schauen? Oder warum ihr Gesichtsausdruck ganz offensichtlich fröhlich, überrascht oder ängstlich wirkt?

Die Platzierung von Menschen auf Werbeanzeigen ist natürlich nicht zufällig, ebenso wenig die Emotion, die sie vorgeben.

In der Werbepsychologie und im Marketing gibt es einen Begriff dafür: Gaze Cueing Effec.

Gaze Cueing Effect: Mit Blicklenkung zum Erfolg

Der Ganze Cueing Effect oder auch Blicklenkung genannt, ist ein Phänomen, das dafür sorgt, dass wir instinktiv die Menschen in einer neuen Umgebung prüfen. Wir achten z.B. darauf, wo diese hinsehen. Unterbewusst läuft hier ein Vorgang ab, der uns prüfen lässt, ob wir beispielsweise einer potentiellen Gefahr ausgeliefert sind oder etwas Spannendes passiert.

Wir lassen uns also vom Blick unseres Gegenübers lenken. Sein Gesichtsausdruck gibt uns zudem unterbewusst zu verstehen, wie wir uns zu fühlen haben. Schaut eine Person freudestrahlend nach rechts, impliziert uns das, dass uns dort etwas Erfreuliches erwartet.

Was bedeutet Gaze Cueing das für das Marketing?

Menschen auf Anzeigen sind starke Trigger. Sie alleine sorgen schon dafür, dass wir uns einer Werbebotschaft eher zuwenden, als einer ohne Person. Sie schaffen Identifikation und ihre Mimik bringt ihre Emotion zum Ausdruck, die wir unterbewusst auf uns übertragen.

Es ist nicht verwunderlich, dass dies im Marketing genutzt wird. Das Beispiel mit Werbeanzeigen und Plakaten ist recht simpel und einleuchtend. Eine Person schaut z.B. nach rechst zum Produkt. Wir folgen dem Blick und werden auf das Produkt gelenkt.

Wo dieser Effekt heutzutage jedoch wesentlich hilfreicher und spannender ist,  ist auf Webseiten und Landingpages. Durch das gezielte Platzieren entsprechender richtungsweisender Bilder und Elemente, können wir den User genau dahin lenken, wo er hin soll. Das kann ein bestimmtes Angebot sein, eine CTA oder Produkt, etc. So können wir die User Journey letztendlich maßgeblich beeinflussen und Sitzungsabbrüchen oder Orientierungslosigkeit des Kunden verhindern.